Lörrach Stets fest zusammengehalten

Die Oberbadische
Grund zum Feiern haben Johanna und David Schäfer Foto: Gottfried Driesch Foto: Die Oberbadische

Jubiläum: Ehepaar Schäfer feiert Diamantene Hochzeit

Lörrach-Brombach (dr). 60 Jahre Ehe. Dabei war das Leben von David und Johanna Schäfer, geborene Schiebelbein, alles andere als einfach. Heute feiern sie gemeinsam das seltene Fest der Diamantenen Hochzeit.

Beide Eheleute stammen aus der deutsch geprägten Wolga-Republik in der ehemaligen Sowjetunion. Ihr ganzes Leben wurde von den politischen Ereignissen im und nach dem Zweiten Weltkrieg beeinflusst. David Schäfer war fünf Jahre alt, als er und seine Eltern 1941 nach Sibirien zwangsumgesiedelt wurden. Damals habe er kein Wort Russisch verstanden, da man zu Hause und im Dorf ausschließlich Deutsch gesprochen habe.

Nicht besser erging es Johanna Schiebelbein, die mit ihrer Mutter und vier weiteren Geschwistern nach dem Überfall der Deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion 1941 deportiert wurde.

Beide Eheleute konnten nur kurz die Schule besuchen. Mit elf Jahren wurde David Schäfer zur Arbeit in einem Sägewerk kommandiert. Auch Johanna musste mit zwölf Jahren für ihren Lebensunterhalt arbeiten.

„Bis zu meinem 65. Lebensjahr habe ich ununterbrochen gearbeitet“, blickt David Schäfer zurück: in der Landwirtschaft, als Traktorist und bei allen Tätigkeiten, die anfielen, denn als Traktorfahrer musste man das Fahrzeug auch warten und reparieren. 1956 wurde er in ein kleines Dorf versetzt. Dort lernte er Johanna kennen, die damals im Aluminiumwerk arbeitete. Am 29. April 1957 wurde in Swerdlowsk, heute wieder Jekaterinburg, geheiratet. Nach einigen Monaten konnten sie ein Zimmer für sich bekommen. Das war lange Zeit ihre Behausung.

Kurz hintereinander wurden drei Söhne und eine Tochter geboren. Alle leben inzwischen im näheren Umkreis von Lörrach. Mit zur großen Familie zählen heute neun Enkelkinder und 13 Urenkel. Ein weiteres Urenkelkind ist unterwegs.

Immer habe das Jubelpaar versucht, auch im fernen Sibirien deutsche Traditionen hoch zu halten. Jede Weihnachten sei man in den Wald geschlichen und habe einen Weihnachtsbaum geholt. Auch wenn ihre Kinder damals kaum Deutsch gesprochen hätten (das war offiziell verboten), habe man sie doch nach der deutschen Kultur erzogen.

1992, nach dem fortschreitenden Prozess von „Glasnost“ und „Perestroika“, sah das Ehepaar die Chance, in das Land seiner Vorfahren zurückzukehren. Ein Bruder von Johanna lebte bereits in Lörrach. Dieser sprach eine Einladung an die Familie der Jubilare aus. Über das Durchgangslager „Friedland“ kam die Familie im März 1992 nach Lörrach.

„Unsere Kinder sind immer da, wenn wir sie mal brauchen“, schwärmt Johanna Schäfer vom Familienzusammenhalt. Als Hobby gibt sie Handarbeiten an. Stricken, Häkeln, Nähen. Alles Tätigkeiten, die in der alten Heimat überlebenswichtig gewesen waren.

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