Lörrach Tanzbarer Mix mit ambitioniertem Text

Die Oberbadische

Stimmen-Festival: Amp Fiddler und Nneka beschließen die Lörracher Marktplatzkonzerte

Von Christian Pelzer

Lörrach. Mit einer Mischung aus Funk-, Soul- und Dance-Music, oder dem, was nach dem Einstampfen dieser Stilrichtungen zum massentauglichen Disco in den 70ern noch davon übrig geblieben ist, eröffnete der aus Detroit stammende Keyboarder, Songwriter und Plattenproduzent Joseph „Amp“ Fiddler am Sonntag den letzten Stimmen-Abend auf dem Lörracher Marktplatz. Jener auf Hochglanz produzierte Sound verzeiht keine Unsicherheiten in der Intonation. Der engagierte und phasenweise sehr dominante Schlagzeuger simulierte die Rhythmus-Computer der damaligen Zeit hingegen authentisch.

Nach einigen klischeehaft wirkenden Stücken, die mit nur wenigen Akkorden auskamen, folgten auch durchkomponierte Nummern. Als Fiddler in seinem letzten Stück mit den damals üblichen Phrasen die „sweet and candy ladys“ auf die Tanzfläche zu bitten versuchte, fiel es anschließend jedoch nicht leicht, den Bogen zum engagiertem Ruf nach einer besseren Welt des eigentlichen Hauptacts Nneka zu spannen.

Mit ihrem ersten Song, der Reggae-Nummer „My Home“ hatte sie das von Anfang an begeisterte, wenn auch für ein Markplatzkonzert nicht sehr zahlreiche Publikum jedoch gleich in ihre vielseitige Musikwelt abgeholt. Schlagzeug und Bass sorgten auch bei den folgenden zwei Reggae-Titel für den typischen Jamaika-Sound, der dem warmen Sommerabend sein karibisches Flair beisteuerte. Wie das berühmte Wobbeln, eine für den Reggae charakteristische Orgelspieltechnik funktioniert, blieb jedoch ein Geheimnis.

Mit zwei wunderschönen Gitarren-Balladen stellte Nneka die Bandbreite ihrer Stimme unter Beweis, die während ihrer Sprünge durch die verschiedenen Genres immer wieder überraschte. In einer eindringlichen Botschaft ging sie auf die Individualität der Menschen ein, jeder sei von anderen Dingen inspiriert und setze seine Energien für andere Dinge ein, wichtig sei vor allem, sich nicht vom Extremismus einnehmen zu lassen.

Nneka lebt den Spagat zwischen Afrika und Europa, hat in der nigerianischen Heimat ihres Vaters politische und soziale Missstände hautnah miterlebt, musste aber auch erfahren, dass das Land in dem ihre Mutter lebt, für eine politisch und sozial aktive Künstlerin ein hartes Pflaster bereit hält.

Mit der Vision einer besseren Welt pendelt sie zwischen den Kontinenten hin und her, ständig auf der Suche nach Menschen, die ihre Ansichten teilen und ihren Ideen folgen können. Mit ihrem stilübergreifenden Mix aus Hip-Hop, Dub, Pop, Reggae, Soul und den manchmal sogar rockigen Klängen, schafft sie sich eine Plattform für ihre eindringliche Botschaft: Respekt voreinander, kein Rassismus, kein Extremismus!

Im Programm folgten ihr wohl bekanntester Song „Heartbeat“, „Africans“ und weiteren Hits aus ihrem umfangreichen Repertoire, die das Energiebündel Nneka in ihrem ganz eigenen, emotionalen Stil präsentierte. Das Konzept, scharf gewürzte Texte in eine unterhaltsame Show zu integrieren, ging auf. Ein begeistert mitgehend und tanzendes Publikum dankte es mit reichlich Applaus.

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