Von Guido Neidinger Lörrach. Mit „Don Quijote“, dem Ritter von der traurigen Gestalt, bringen Tempus fugit und Burghof Anfang Mai ihre 5. gemeinsame Großproduktion auf die Bühne. 200 Mitglieder umfasst das Ensemble. Wenn Karin Maßen, die Regisseurin und „Grande Dame“ des freien Theaters Tempus fugit über den „Don Quijote“ erzählt, kommt sie aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus und steckt ihre Zuhörer – wie gestern beim Pressegespräch – mit ihrem Enthusiasmus gleich mit an. So muss es auch gewesen sein, als sie den Schülern von ihrer Idee berichtete, den „Don Quijote“ mit ihnen auf die Burghofbühne bringen zu wollen. Anders als der verrückte Don Quijote, der im Roman tollkühn mit Lanze und Schwert gegen imaginäre Riesen oder Armeen von Schafen kämpft, ist das Vorhaben von Karin Maßen zwar tollkühn, aber nicht verrückt. Dass die Regisseurin das kann, hat sie bereits viermal – ebenfalls in Kooperation mit dem Burghof – bewiesen. Die Großproduktionen wie Oliver Twist oder Pole Poppenspäler wurden allesamt große Erfolge – so groß wie die Windmühlen, gegen die Quijote mit seinem treuen Begleiter Sancho Panza focht. Nach mehr als sechs Monaten intensiver Vorbereitungen und Proben ist das 200-köpfige Ensemble jetzt bereit, den Don Quijote auf der Burghof-Bühne zu zeigen. Dem Ensemble gehören fünf professionelle Schauspieler, das Tempus fugit Spielzeitenteam und die Schüler mehrerer Schulklassen aus Lörrach, Weil am Rhein, Schopfheim, Kandern und Rheinfelden sowie die Theater AG der Pestalozzi-Schule an. Auch der Kinder- und Jugendchor Lörrach ist mit von der Partie. Das alles ist schon ein bisschen verrückt, mag sich auch Karin Maaßen sagen – „aber schön“, würde sie ergänzen. Das Schöne daran sieht auch Markus Muffler, Chef des Kooperationspartners Burghof. Ihm gefällt ganz besonders „die Professionalität, die Tempus fugit und der Burghof mitbringen“, und die es möglich macht, „dass hier etwas Großes auf hohem kulturellem Niveau entstanden ist.“ Der „Don Quijote“ soll laut Muffler „der zunehmenden Zufriedenheit mit kulturellem Mittelmaß“ einen Kontrapunkt entgegensetzen. Er soll aber auch die teilnehmenden Kinder in die Lage versetzen, „gute von schlechter Kultur zu unterscheiden“, hängt Muffler die Latte der Erwartungen hoch. Karin Maßen sieht es ähnlich und verfolgt drei Ansatzpunkte: den kulturellen, den theaterpädagogischen und den sozialen. Die gegenseitige Befruchtung, Kritik und Anerkennung der Leistung anderer oder eigene Bescheidenheit sind die eine Seite, die die Regisseurinbei bei den jungen Spielern begeistert. Aber auch die Moral, die die Kinder aus der Geschichte ziehen, ist ihr wichtig: „Sie sehen, dass Don Quijote das Gute will, obwohl er nur Verrücktes macht.“ Ein Außenseiter also, wie es sie auch heute gibt – vor deren Ausgrenzung man sich aber hüten sollte. Auch Quijote wurde ausgelacht, verspottet und für verrückt erklärt. Letztlich aber hielt sein Dorf jedoch zu ihm. Möglich ist eine solch große eigene Inszenierung mit Probenwochen im Burghof nur einmal im Jahr, betonte Muffler. „Zweimal wäre das schon schwierig.“ Auch finanziell ist die Produktion ein Kraftakt. Auf rund 70 000 Euro beläuft sich das Budget – alles in allem. 22 000 Euro kommen vom Landesverband freier Theater. 28 500 Euro bringt der Burghof ein und stellt zudem seine gesamte Infrastruktur zur Verfügung. Mit 12 000 Euro beteiligt sich das Theater Tempus fugit. Alle Einnahmen erhält der Burghof. „Kostendeckend ist das trotzdem nicht, aber wir machen es gerne“, betont Muffler. Bisher sind rund 1100 der 1860 Tickets verkauft. u  Die Aufführungen finden am 2. Mai, 18 Uhr, am 3. Mai um 14 und um 18 Uhr, am 4. Mai um 9 und um 18 Uhr, am 5. Mai um 8.30 und um 11 Uhr sowie am 6. Mai um 9 Uhr statt. Tickets gibt es im Burghof-Kartenhaus sowie online über die Homepage des Burghofs.