Heute vor 50 Jahren, am 31. August 1967, fuhr das 6er Trämli zum letzten Mal vom Bahnhofsvorplatz nach Stetten-Grenze. Zum Jubiläum der letzten Fahrt haben wir den ehemaligen Fahrer Karl Löffler zu seinen Erinnerungen befragt.

Von Gerd Lustig

Lörrach. „Das Trämli war schon etwas ganz Besonderes“, gerät Karl Löffler auch heute noch ins Schwärmen. Acht Jahre lang war der heute 88-Jährige, der einst aus Kiel nach Stetten gezogen war, Fahrer und Schaffner dieses einmaligen Unikums, das auf der 2,2 Kilometer langen Strecke zwischen dem Bahnhof Lörrach und Riehen-Grenze  verkehrte. Bis die Strecke eingestellt wurde.

Ein guter Bekannter Löfflers hat  an jenem 31. August 1967 die letzte Fahrt des Trämlis aufgezeichnet und ihm dieses Video geschenkt. Denn Löffler selbst konnte damals aus gesundheitlichen Gründen nicht dabei sein. „Das war zwar sehr schade, aber  die Zeit als Chauffeur war einfach einmalig“, sagen die Eheleute Elli und Karl Löffler, die im vergangenen Jahr in Stetten Eiserne Hochzeit feierten.

„Als Trämler kanntest Du die halbe Stadt, warst beliebt und angesehener als ein Direktor“, erinnert sich der „Löffler Karle“, wie er damals liebevoll genannt wurde. Der  gelernte Feinmechaniker kam nach seinem Umzug nach Lörrach  ins Haus der Großmutter. Zunächst arbeitete er bei der Firma Satter am  Badischen Bahnhof in Basel. Schon damals war er als Passagier  gerne Straßenbahn gefahren. Als sich ihm 1957 die Chance bot, als Chauffeur auf dem „Sechser“ einzusteigen, gab es kein Zögern.

Für 20 Pfennige von  der Grenze zum Lörracher Bahnhof

„Mir lag immer viel an einem sicheren Arbeitsplatz, und damals war mir die Lage als Grenzgänger einfach nicht sicher genug“, erklärt er im Blick zurück. Es folgte eine kurze Ausbildung in Theorie und Praxis: Und schon war er einer der damals 24 Angestellten, die den Trämli-Betrieb bewerkstelligten. Es war die billigste Straßenbahn Deutschlands – zehn Pfennige von der Grenze bis zur Schillerstraße und 20 Pfennige bis Bahnhof Lörrach, weiß der 88-Jährige noch immer. „Doch wir wurden sehr gut bezahlt, nach dem Arbeitertarif der Stadtverwaltung.“ Überhaupt, seien die Trämler ein wenig losgelöst von der Stadtverwaltung gewesen. „Wir waren ein ganz eigener, eingeschworener Haufen.“

 Und so hat er die acht Jahre  als „Fahrer und Billeteur“ keinen einzigen Tag bereut. Zwei Jahre vor dem Aus sagte er dem Trämli trotzdem Adieu und stieg in die  Buchhaltung und Abrechnung  der städtischen Kämmerei ein. Bis zur Rente war er später als  freigestellter Personalrat tätig.

Auch einige Anekdoten sind ihm noch präsent. Wenn  man jemanden gut gekannt habe, dem habe man die Fahrkarte auf dem gleichen Loch abgeknipst. Gratis fahren durften auch die Schweizer Zöllner. „Dafür haben die an der Grenze ein Auge beim Kauf von Kaffee und Zigaretten zugedrückt“, lacht er. Geliebt hat er in jener Zeit auch die dicke Klöpferwurst.

Als Schaffner sei man bei der damaligen WuFa in der Turmstraße schnell mal rausgesprungen. „Und dann haben wir die Klöpfer auf die Heizung unter den Sitz gelegt, damit wir sie später in der Pause schön heiß essen konnten.“ Nur einmal, da habe ihm eine Dame die Wurst geklaut und sei abgehauen. „Kurz vor dem Zoll habe ich sie aber einholen können.“

Auch Pikantes weiß Löffler zu erzählen.  Die Mädchen hätten  immer gerne vorne in der Tram gestanden. Dort,  wo er links den Hebel für das Fahren und rechts den langen Hebel fürs Bremsen bedienen musste. Dabei sei es  des Öfteren vorgekommen, dass man die Damen schon mal an der Oberweite berührt habe. „Die haben das regelrecht provoziert“, lacht er. Ein Geheimnis machte er daraus nicht. Und dass auch seine  Frau Elli darüber herzhaft lachen konnte und nicht eifersüchtig war, gefiel im besonders.

Zumal sie auch eine Retourkutsche parat hatte: Dass der Gerich Ralf damals der schönste Chauffeur war, sagte sie nicht nur einmal scherzhaft zu ihrem Mann. „Aber dann kam  gleich mein Karle“, sagt die 86-Jährige.