Lörrach (zet). Das Big Sound Orchestra (BSO) hat in den vergangenen Jahren immer wieder mit Gastsolisten zusammengearbeitet. Diesmal war es der belgische Trompeter Bert Joris, der ein Probenwochenende mit dem BSO absolvierte. Bei drei gemeinsamen Konzerten wurden die Resultate vorgestellt. Auftakt war am Freitag im bestens gefüllten Jazztone. Wer das Orchestra zum ersten Mal im Jazztone erlebte, hätte sich Sorgen machen können: Hoffentlich stößt kein ausfahrender Posaunenzug einen Saxofonisten von der Bühne" Steht nicht auch der Klavierstuhl Spitz auf Knopf an der Bühnenkante" Jedoch: Die knapp 20 Musiker sind es gewohnt, jeden Bühnenzentimeter zu nutzen. Seit ein paar Jahren ist das Jazztone Zuhause und Probenraum der Jazzgroßformation. Der begrenzte Raum passt zur Tatsache, dass der Klangkörper unter der Leitung von David Grottschreiber eine Einheit geworden ist. „Immer wieder aufs Neue wächst das Big Sound Orchestra über sich hinaus“, lobte der sichtlich und berechtigterweise stolze Dirigent seine Band. Gleicher Meinung war das Publikum: Jedes Solo, jeder Finalsatz wurde mit Applaus quittiert. Den Anfang machten der Nina-Simone-Klassiker „I Wish I Knew“ und Miriam Makebas „Africa Is Where My Heart Lies“, beides von Isa Morgenstern kraftvoll-groovig gesungen, letzteres gekürt mit jeweils schönem Solo von Posaunist Alexandre Bass sowie Bass-Posaunistin Josephine Nagorsnik – die Berlinerin studiert derzeit Posaune und Komposition an der Jazzschule Bern, an der wiederum Bert Joris lehrt. Dann war es soweit: Der Meister selbst ergatterte sich ein Plätzchen auf der Bühne. Als Trompeter, Komponist, Arrangeur und Big-Band-Leader von internationalem Rang stand der 59-Jährige ganz oben auf der Wunschliste des BSO, wie Grottschreiber erzählte. „Magic Box“ hieß das erste Stück, das der Klangzauberer mit dem BSO entfaltete. Bei dieser Glanznummer brillierte nicht nur der Belgier mit seinem berühmten lyrischen Ton, da überzeugten auch einzelne BSO-Solisten, und die gesamte Formation entfaltete wuchtig-orchestralen Vollklang. Hier ein schnelles Frage-Antwort-Spiel zwischen Trompete und Posaune, dort ein glänzender Bläsersatz: Mit vielschichtigen, kontrastreichen und harmonisch komplexen Stücken überwiegend von Joris ging es weiter. Die in Jugendjahren geschriebene Zehn-Minuten-Nummer „It Is My Time“ hat Joris später neu arrangiert. Solisten wie Saxofonist Urs Brombach meisterten hier elegant schwierige Solopassagen. Vor allem aber zeigte Bert Joris, was er drauf hat. Auch die Orchestermitglieder lauschten immer wieder verzückt dem Gast, der da feinste Trillerkette aneinanderreihte und Töne scheinbar endlos hielt, der präzise, akrobatische Figuren konstruierte und immer wieder überraschende Schlüsse fand.