Lörrach Urbaner Hindernislauf für Freigeister

Die Oberbadische
Zum Üben reicht ein fester Rahmen: Christoph Mang (schwarze Kappe) und Freunde auf der neuen Parkour-Anlage im Alten Wasserwerk. Foto: Beatrice Ehrlich Foto: Die Oberbadische

Serie Trendsportarten – Teil 2: Bei Parkour ist Kreativität und Vielfalt gefragt

=)Von Beatrice Ehrlich

Wer von Trendsportarten spricht, kommt um Parkour nicht herum. Immer mehr Menschen begeistern sich für das Ziel, sich möglichst elegant über Hindernisse im öffentlichen Raum fortzubewegen – ohne Board, ohne Bike, einfach nur mit Händen und Füßen. „Feste Regeln gibt es nicht”, sagt Christoph Mang, 20, der zusammen mit Freunden die Gruppe Momentum Parkour in Lörrach gegründet hat. „Das ist ein Grund dafür, dass ich das so gern mag”. Stattdessen seien Kreativität und Vielfalt gefragt, die Lust daran, immer wieder etwas Neues auszuprobieren.

Vor fünf Jahren ist Mang, bis dahin begeisterter Kletterer, selbst durch einen Workshop im SAK auf die Randsportart aufmerksam geworden. Er war sofort Feuer und Flamme: Bei Treffen mit Gleichgesinnten am Postplatz und anderswo hat er sich von da an nach und nach aus dem Internet abgeschaute Tricks selbst beigebracht. Mittlerweile sind die Jungs von Momentum Parkour begehrte Lehrer und Workshop-Leiter in Lörrach, Schopfheim und Grenzach-Wyhlen und werden sogar für Live-Shows gebucht, zuletzt etwa auf den Mobilitätstagen in Rheinfelden, wo sie mit spektakulären Choreografien die Besucher in Staunen versetzten.

Grundidee von Parkour ist, so effizient und schnell wie möglich von A nach B zu kommen. Hindernissen – Mülltonnen, Telefonhäuschen, Fahrradständern – geht man dabei nicht aus dem Weg, ganz im Gegenteil, man überwindet sie, oft in Verbindung mit einer akrobatischen Übung, etwa Handstandüberschlag. Ursprünglich beim französischen Militär abgeschaut, hat sich die von David Bell erstmals ausgeübte zivile Variante mittlerweile weiterentwickelt in spezielle Stilrichtungen wie Free Running, Tricking oder, noch freier interpretiert, Urban Exploring. Darum herum ist eine eigene Szene entstanden, die sich regelmäßig bei größeren „Jams“ trifft und die neuesten Tricks austauscht.

Mehr als ein Sport ist Parkour für Christoph Mang, der 2015 sein Abitur am Hans-Thoma-Gymnasium abgelegt hat, eine Lebenseinstellung: Die körperliche, aber auch mentale Herausforderung zwinge einen immer wieder dazu, aus der eigenen Komfortzone herauszutreten. Er ist überzeugt davon, dass sich dadurch auch die Herangehensweise an Hindernisse im eigenen Leben ändert. Ein weiterer, wichtiger Aspekt sei das Reisen: Neben einem Deutschland-Trip hat Momentum Parkour auch schon Fahrten nach Amsterdam und nach Bangkok unternommen.

Genauso wichtig ist es ihm aber, sein Können an andere weiterzugeben. Neben einer ausgefeilten Technik steht dabei vor allem die Sicherheit im Vordergrund, etwa indem Stürze vorher geübt werden. Die Verletzungsrate sei niedriger als in anderen Sportarten, berichtet er stolz. Ganz wichtig sei in diesem Zusammenhang, sich selbst genau kennenzulernen, und sich selbst ehrlich mit der Frage auseinanderzusetzen: „Mach’ ich das jetzt, oder lasse ich es eher bleiben?“ Oft sei es nur ein schmaler Grat zwischen zu großer Angst, einen Sprung zu wagen, und dem Bewusstsein: „Ich kann das“. Zwischen diesen beiden Polen bewege sich ein „Traceur“ beim Versuch, sein Level immer weiter in die Höhe zu schrauben.

Mang möchte demnächst ein Studium beginnen, vielleicht in Richtung Mediendesign oder Kommunikation, im Moment steht aber noch Parkour im Mittelpunkt seines Tuns. Der Traum wäre, damit genug zu verdienen zum Leben. Jetzt aber freuen sich seine Kollegen und er erst einmal riesig, dass es mit finanzieller Hilfe vom Landratsamt endlich gelungen ist, einen eigenen kleinen Parkour-Park – fest verbundene Eisenstangen, Plattformen und Matten – zu erwerben und ihn, zumindest vorerst, auf der Open-Air-Bühne im Alten Wasserwerk fest zu installieren.

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