Lörrach Vergeudung „grauer Energie“

Die Oberbadische
Frank Leichsenring Foto: Bernhard Konrad Foto: Die Oberbadische

Zentralklinikum: Stellungnahme der Klimafreunde Lörrach

Lörrach. Die Diskussionen um die Neugestaltung der Kliniklandschaft im Landkreis Lörrach (und Waldshut?) scheinen sich nach Ansicht der Klimafreunde Lörrach ausschließlich darum zu drehen, wohin das neue Klinikum kommen soll. Hierüber ist ein regelrechter Wettbewerb entstanden. Ob es wirklich ein Zentralklinikum braucht beziehungsweise. was neben den immer gleichen Argumenten dafür sowie auch dagegen sprechen könnte, werde öffentlich nicht diskutiert.

„Aus Klimaschutz-Sicht, aber auch aus dem sozialen Blickwinkel der so wichtigen Betreuung der Patienten, ist für die Klimafreunde Lörrach ein Zentralklinikum am Ortsrand auf der grünen Wiese ein kurzsichtiger, den alten ,Idealen vom immer mehr und immer größer’ folgender, und für uns falscher Ansatz“, schreibt Frank Leichsenring für die Klimafreunde.

In die drei Standorte der Kreiskliniken Lörrach sowie in das Elisabethenkrankenhaus, das ebenfalls in dem avisierten Zentralklinikum aufgehen soll, sind im Ablauf der letzten Jahrzehnte zig Millionen öffentliche Steuergelder geflossen für die Aufrechterhaltung des Betriebs und die Aktualisierung der Technik. Bei der Verwirklichung eines Zentralklinikums würden diese Investitionen (Rohstoffe, Arbeit, Technik) zum größten Teil entbehrlich, und somit vermutlich überwiegend entsorgt werden.

Aus Sicht des Klimaschutzes sei insbesondere auch die sogenannte graue Energie zu berücksichtigen, die bei der Diskussion um neue Techniken – wie zum Beispiel auch beim Thema Elektro-Mobilität – allzu leicht übersehen werde. Sie enthalte die bereits investierten, erheblichen Leistungen in Rohstoffen, Energie, Arbeit und Technik, für die ja bereits große Mengen Kapital und Kohlendioxid-Ausstoß bei der damaligen Errichtung aufgewendet wurden, die ja bis heute funktioniert. Ein Neubau würde erneut einen gigantischen Kohlendioxid-Ausstoß verursachen, der in keinem Verhältnis zu einem qualitativen Ausbau der bestehenden Standorte stehe. Mit den dafür eingesetzten geschätzten 300 Millionen Euro öffentlicher Gelder könnten unglaublich viele sinnvollere Dinge finanziert werden, wie eine bessere Ausstattung der Schulen mit Lehrern oder ein qualitativ besserer öffentlicher Verkehr, so die Klimafreunde.

Neben der Dimension der Vergeudung „grauer Energie“ werde auffallend wenig darüber diskutiert, dass ein Zentralklinikum am Rande des Siedlungsgebiets vermutlich weit mehr Verkehr verursachen werde, als die bereits bestehenden drei Ballungsraumnahen Klinikstandorte. Auch aus diesem Blickwinkel sei ein neues Riesenzentrum aus Klimaschutz-Sicht der falsche Weg. Statt dezentraler, wohnortnaher Versorgung werde auf eine zentrale Einheit mit absehbaren verkehrlichen Problemen, vermutlich jedenfalls mit mehr erforderlichen Fahrten, vor allem auch für diejenigen, die ihre Lieben im Krankenhaus besuchen wollen.

Vor dem Hintergrund, dass die hoch technisierte „Spitzenmedizin“ für die Einwohner des Landkreises Lörrach in Freiburg, Basel und Villingen-Schwenningen erreichbar sei, sollte man über dieses Argument nochmals nachdenken und in die Anerkennung und Nutzung der jeweiligen grenzüberschreitenden Infrastruktur investieren, heißt es.

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