Lörrach Viel Schelte für die Bürokraten

Die Oberbadische

Heringsessen: Gilde kritisiert Vorschriften-Flut / Roßkopf zufrieden: „Alles lief friedlich und gesittet“

Von Peter Ade

Beim Heringsessen der Narrengilde im Lasser-Saal zogen die Cracks der Fasnacht kräftig vom Leder. Obergildenmeister Jörg Roßkopf kritisierte „überbordende Bürokratie“. Bald müsse für jeden Wurststand ein Gefahrengutachten erstellt werden.

Lörrach. „Das bremst die Motivation und gefährdet das Ehrenamt“, erklärte Roßkopf unter dem Beifall der Cliquenvertreter und zahlreicher Ehrengäste aus dem politischen und gesellschaftlichen Leben. Dem Rathaus bescheinigte Roßkopf allerdings Kooperationsbereitschaft in allen Fragen der Narretei. Grundsätzlich stellte er fest: „Wir haben wieder eine tolle Fasnacht hinter uns, die praktisch nicht zu toppen ist.“

Ein dickes Lob gab es für Pfarrer Thorsten Becker als Protektor. Er möge weiterhin die Narrenmesse am Fasnachtssonntag zelebrieren – auch wenn er dereinst als Papst in Rom residiere.

Davon unabhängig stellte Ehren-Obergildenmeister Hans Posovszky schmunzelnd die Überlegung in den Raum, angesichts der guten Erfahrungen mit Becker eine Ausdehnung des Protektorats auf zwei Jahre ins Auge zu fassen.

Allen Mitwirkenden der Fasnacht wurde herzlich gedankt. Starke Präsenz von Polizei, DRK und THW haben laut Roßkopf zu optimaler Sicherheit beigetragen. „Es gab keine nennenswerten Vorkommnisse. Alles lief friedlich und gesittet“ (siehe auch Interview auf dieser Seite).

Den Hausorden der Narrengilde erhielten Ruth Lindemer von den „Dülliger Schnägge“ und Klaus Franz von der Hebelschule. Roßkopf ehrte Franz als „besten Hausmeister Lörrachs“.

Der Schweizer Fasnächtler und Lörracher Ehrennarr Felix Rudolf von Rohr kündigte an, dass die Basler Fasnacht im Spätjahr in die „Weltliste des immateriellen Kulturerbe“ aufgenommen werde – eine Ehre, die man nicht zuletzt der Fürsprache aus Südbaden zu verdanken habe.

Rudolf von Rohr – 2013 Lörracher Protektor – beschwor die Toleranz. Er wandte sich gegen „nationalistisch geprägte Politik“ und forderte eine „Humanismus-Renaissance“ als Ausdruck für friedfertiges und anständiges Miteinander aller Menschen.

Den Versuch, das Badnerlied um eine Lörracher Strophe zu bereichern, startete die putzmuntere Seniorin Luitgard Ehmsen. Der ganze Saal sang kräftig mit: „Die schönste Stadt im Badnerland, die liegt am Wiese-Strand. Sie ist so herrlich anzuschaun und wird Lörrach genannt.“

Kritischen Inhalts war die Büttenrede des Fasnächtlers Dieter Wehrer. Er geißelte übertriebene Reglementierungen durch Behörden, Konfettiverbote bei Narrentreffen und „überrissene Gema-Bestimmungen“.

Obendrein schlug Wehrer vor, bei der Fasnacht künftig auf Becher-Pfand zu verzichten und Getränke in verzehrbaren und „umweltfreundlichen Waffelbechern“ auszuschenken.

Wie bei der „Rotssuppe“ der Narrenzunft (wir berichteten) verabschiedete sich Thorsten Becker auch von der Narrengilde als Protektor. Er rühmte die Lörracher Fasnacht und verurteilte die AfD als „Hetzverein und des Teufels verlängerter Arm“.

Becker wörtlich: „Es braucht keine AfD – dieser Abschaum für Deutschland tut nur weh.“ Für den mutigen Satz und sein Engagement in der Fasnacht erhielt er stehenden Applaus.

Beifall gab’s auch für die Schnitzelbängg der „Rätsch-Gosche“ und der Stettemer Frösch sowie das närrische Schlusswort von Oberbürgermeister Jörg Lutz.

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