Von Frederik Mayer Lörrach. Seit er 19 Jahre alt ist, arbeitet Gérard Danner ausschließlich als Leiharbeiter. Bei der Firma Orizon feiert er dieses Jahr ein seltenes Jubiläum. Seit 25 Jahren steht der 56-Jährige bei dem Personalunternehmen unter Vertrag. Das zeigt, dass Leiharbeit nicht nur, wie oft angenommen, kurzfristig und als Übergangslösung betrieben werden kann. „Im Gegenteil, wenn der Mitarbeiter eine gewisse Flexibilität und Mobilität mitbringt, eröffnen sich viele Möglichkeiten. Wir haben viele Angestellte, die seit fünf, oder sogar zehn Jahren bei uns sind“, erklärt Stephan Sinz, Leiter der Niederlassung von Orizon in Lörrach. Orizon ist nach eigenen Angaben eines der zehn größten Personaldienstleistungsunternehmen in Deutschland. 8000 Leiharbeiter beschäftigt die Firma bundesweit. Einer von ihnen ist Gérard Danner. Bei Orizon hat er seinen Arbeitsvertrag und bezieht sein Gehalt. Welcher Arbeit er nachgeht, kommt immer darauf an, an welche Firma er gerade ausgeliehen ist. „Ich mache alles, was mit Metall zu tun hat“, umschreibt Danner sein Profil. Erlernt hat der Motorradfan aus Rixheim den Beruf des Baumalers. Nach fünf Jahren schulte er um zum Schweißer, da er damit bessere Chancen auf dem deutschen Arbeitsmarkt sah. „Die Deutschen wollen alle im Büro arbeiten, die brauchen uns Ausländer für die Industrie“, erzählt der Franzose. Seit 1979 arbeitet er in Deutschland. Zuerst noch für eine französische Zeitarbeitsfirma, seit 1989 dann für RP Personal, den Vorgänger von Orizon. In dieser Zeit hat er viel erlebt: Drei Jahre lang war er in Stuttgart tätig, nach Berlin wurde er geschickt, nach Karlsruhe „und in Dresden habe ich die Steine der Frauenkirche geschleppt“, blickt Danner zurück. Das heißt aber nicht, dass er ein Job-Nomade ist. „Wenn es nicht passt, ist es gleich vorbei“, beschreibt Danner sein Verhältnis zu den Firmen, an die er ausgeliehen wird. Gerne bleibt er auch länger. Jeweils zehn Jahre arbeitete er für die Firma Kunz in Hauingen und dem Maschinenbauer Kaltenbach in Zienken bei Neuenburg. Sechs Jahre sei er außerdem jeden Tag von Colmar nach St. Blasien gefahren. Bei der Firma Schmidt waren 54 Leihkräfte aus Frankreich tätig. Da viele nur Französisch aber nicht Elsässisch konnten, kam er damals oft kaum zum Arbeiten. Stattdessen fungierte er als Dolmetscher. Bei anderen Firmen wie Conductix-Wampfler hat er schon etliche Male gearbeitet. Insgesamt war er schon bei 15 Firmen, schätzt Danner. „Dabei lernt man immer wieder etwas Neues“, sagt er. Das gefällt ihm sehr. Deshalb ist Danner auch der Meinung, dass Lehrlinge am besten in fünf, sechs Firmen ausgebildet werden sollten, bevor sie sich einen festen Platz für die nächsten 20 Jahre suchen. Für den Franzosen käme eine solche Bindung nie in Frage. Er sieht sich als Unterstützer der Unternehmen in Zeiten guter Konjunktur. Wenn die Firmen keine Arbeit mehr für ihn haben, dann geht er wieder. Diese Freiheit möchte er sich nicht durch eine Festanstellung nehmen lassen. „Einmal in meinem Leben habe ich etwas unterschrieben. Das war bei der Ehe, und die hat keine zwei Jahre gehalten“, erzählt Danner lachend. Allerdings kennt er auch die Probleme der Leiharbeiter: „Das Schlimmste ist, dass viele Kollegen am Anfang denken, wir seien alle Idioten. Obwohl es auch Ingenieure als Leiharbeiter gibt.“ „Wir achten sehr darauf, dass sich Quantität und Qualität bei unseren Arbeitern die Waage halten“, gibt ihm Sinz recht. Außerdem sei es komplizierter geworden, eine Arbeitsstelle zu finden. „Früher hat man einfach an die Tür geklopft und gefragt, ob man mitarbeiten kann. Das geht heute leider nicht mehr.“