Lörrach Vier Musiker,  zwei Nationen:  ein Genuss

Die Oberbadische
Gitarrist Christoph Neuhaus Foto: Veronika Zettler Foto: Die Oberbadische

Musik: Quartett um den Gitarristen Christoph Neuhaus spielte im Jazztone

Von Veronika Zettler

Lörrach. Man konnte im Jazztone schon oft gelungene deutsch-französische Jazz-Kooperationen hören – am Freitag wurde die Serie mit einer spannenden Episode fortgesetzt. Ob man es nun „Modern Jazz“, „Modern Mainstream Jazz“ oder „Jazz mit Groove“ nennen will – die Musiker überzeugten im ordentlich besuchten Club als Könner, die ihre Fertigkeiten in überwiegend eigenes Material verpackt hatten.

Das Quartett besteht aus zwei Deutschen und zwei Franzosen, jeder von ihnen spielt in weiteren Formationen. So der 1986 in Stuttgart geborene Gitarrist Christoph Neuhaus. Wie er einmal bekannte, haben ihn nicht unbedingt jazztypische Größen zur Gitarristen-Laufbahn inspiriert: Guns N’Roses Gitarrist Slash etwa oder David Gilmour von Pink Floyd. Einige verhalten psychedelische Noten lässt sein Quartett auch im Jazztone hören – allerdings entspringen sie den von Jean-Yves Jung staunenswert gespielten Skalen. Kleiner Wermutstropfen: Jung hatte nicht seine Hammond B3 Orgel dabei, sondern deren kleine und mit 16 Kilogramm Gewicht deutlich leichtere Plastikschwester: eine Hammond SK2.

So wie Jean-Yves Jung kennt man auch den Schlagzeuger des Quartetts, Jean-Marc Robin, nicht zuletzt aus der langjährigen Zusammenarbeit mit Biréli Lagrène. Robin ist es, der sich im Laufe des Konzerts den Ruf als Maniac erspielt, scheint er doch, je vorgerückter der Abend, immer unbändigere Energie an „La Batterie“ zu entwickeln. Er strahlt nicht nur fortwährend wie Art Blakey zu seinen beseeltesten Zeiten, er spielt auch so explosiv und dynamisch wie der Pionier „Das ist eine Maschine“, lobt ein Zuhörer.

Vierter im Bunde ist der junge Saxofonist Alex Bühl. Wie sein Kollege Neuhaus stammt er aus dem Schwabenländle, hat aber bereits die ganze Palette amerikanischer Jazz-Saxofon-Stile verinnerlicht. Mal improvisiert er verzwickt bebopgrundiert, dann wieder lotst er in schneller Geläufigkeit das obere Register aus. Schön ist es, dass jeder Musiker viel Raum bekommt, um sich zu entfalten, und zugleich jeder in der Lage ist, sich maximal zurückzunehmen. Die vier agieren als ebenbürtige Partner. Herausragend ist der rege, immer punktgenaue Austausch zwischen Neuhaus und Jung. Sein stilsicheres und auch im Up-Tempo-Bereich feinfühlig-unaufdringliches Spiel mit rhythmischen Wechseln outet den jungen Gitarristen als alten Meister.

Mehrere Kompositionen stammen von Jean-Yves Jung, so das erste Stück, das rund zehn-minütige „Johnny Young“. Am 3. März wird man es vermutlich noch mal im Jazztone hören. Dann kommt Jung wieder nach Lörrach, diesmal mit dem Gitarristen Brian Seeger und dem „Organic Trio“, das „Johnny Young“ als Opener auf seiner neuen CD hat. Auch ein paar schön arrangierte Standards wie „Nobody Else But Me“ spielt das Neuhaus-Quartett, dazu Kompositionen von Neuhaus selbst, etwa das lyrische „Waltz For A Tree“, das man auf seiner jüngst erschienenen CD „The Present & Path“ nachhören kann.

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