Lörrach Virtuose Spielfreude und ein bisschen Wehmut

Die Oberbadische
Finale furioso: Beim erstmaligen „Bluegrass Jamboree“ im Burghof standen am Ende alle drei Formationen auf der Bühne.                                                     Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Konzert: Erste „Bluegrass Jamboree“ im Burghof mit Folk, Country und drei Formationen

Lörrach. Folk und Country kennt man ja zur Genüge. Aber was ist Bluegrass? Die Antwort gab es jetzt im Burghof. Bei der ersten „Bluegrass Jamboree“ traten gleich drei Formationen dieses speziellen Musikgenres aus den Südstaaten, das Elemente traditioneller Folkmusik europäischer Auswanderer, Klänge der afrikanischen Sklaven und Kirchenmusik, dazu Roots und Americana-Musik vereint, auf. Ob das Duo „The Honey Drewdrops“ oder die Quartette „Truffle Valley Boys“ und „The Goodbye Girls“: Allesamt zündeten sie ein facettenreiches musikalisches Feuerwerk, das die Besucher im gut besuchten Burghof begeisterte.

Zunächst per Soloauftritt sowie später dann beim gemeinsamen Finale aller drei Bands bescherten sie einen wunderbaren Abend mit außergewöhnlicher, mal einfühlsamer, dann wieder mitreißender Musik. Blue–grass-Impresario Rainer Zellner, Inhaber der Tübinger Künstler- und Konzertagentur Music Contact, der informativ und charmant durchs Programm führte, hat inzwischen die 8. „Bluegrass Jamboree“ mit einer einmonatigen Tour durch Deutschland auf die Beine gestellt. Er hat wieder tief im Bluegrass-Kosmos gekramt, um auch dieses Jahr Perlen dieser Musikrichtung zu präsentieren.

Virtuosität am jeweiligen Instrument, gepaart mit absoluter Spielfreude: Das hatten alle drei Formationen gemeinsam. Die Fiddlel, mal jauchzend, mal schluchzend, dazu pluckernde Banjos, zirpende Mandolinen sowie leicht wummernder Kontrabass, begeisternde Soli, auch

Ländliches Lebensgefühl

auf der Akustikgitarre, schließlich schwungvolle Tanzmelodien, wehmütige Balladen und immer wieder der typische näselnde mehrstimmige Gesang: Der Mix dieser Musik, die ein eher ländlich-sinnliches Lebensgefühl ausdrückt, passte.

Da traten zunächst „The Honey Dewdrops“, zwei verträumte Singer-Songwriter, mit ihren „on the road“ aufgelesenen Songs im feinfühlig zelebrierten Appalachen-Sound auf die Bühne. Mit einnehmender Herzlichkeit spielten sie sich schnell in die Herzen der Besucher. Intim war die Nähe der beiden Künstler zueinander, intensiv ihre Aufführung, die den Burghof mit melancholischer Wärme füllte.

Ganz anders dann die unvergleichlichen „Truffle Valley Boys“, vier temperamentvolle Italiener. Sie legen mit rasantem Retro-Bluegrass der 1950er Jahre Wurzeln und Ästhetik des Genres aus seiner goldenen Zeit frei, auf eine Art, die es selbst in den USA so nicht mehr gibt. Mit viel Humor präsentierten sie ihre einzigartige Mischung aus Bluegrass und Oldtimemusik. Detailverliebt zeigten sie sich in cooler, stilsicherer Bühnenkleidung und benötigten – wie bei einer Show in einem Saloon in Kentucky – nicht mehr als ein einziges Mikrofon, um das sie sich dynamisch gruppierten. Ihr intensiver, mehrstimmiger Gesang klang dabei wie auf einer alten Schallplatte. Und auch die gelegentlich waagrecht gespielte Hawaiigitarre, genannt Dobro, war ein echter Hörgenuss.

Schließlich zelebrierten die „Goodbye Girls“ als eine reine Frauen-Oldtime–Blue–grass-Band um Leaderin Molly Rose Tuttle ihre Künste. Dabei scherten sie sich nicht um irgendwelche Stilgrenzen, sondern bewiesen, dass Frauen durch Können und Intensität in der vormals rein männlichen Domäne längst gleichgezogen haben.

Die Banjo- sowie vor allem die Fiddle-Soli waren eine Klasse für sich – sowohl mit ihrer Frauenformation als auch am Ende im rauschenden Finale.

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