Lörrach Vom Scheitern der Liebe

Die Oberbadische
Diesmal mit traurigen Liebesliedern: Meret Becker im Burghof Foto: Dorothee Philipp Foto: Die Oberbadische

Verwandlungskünstlerin par excellence: Meret Becker gastierte im Burghof: neue CD „Deins and Done“

Von Dorothee Philipp

Lörrach. Die frisch gebackene Tatort-Kommissarin hat sich ein weißes Jugendstil-Kleid mit kinnhohem Spitzenkragen angezogen und trippelt in zierlichen Nostalgie-Stiefeletten auf die Bühne: Meret Becker die Verwandlungskünstlerin par excellence. Ein bisschen Pippi Langstrumpf ist auch dabei, von ihrem Hinterkopf stehen zwei Kleine-Mädchen Zöpfchen wie Rasierpinsel ab.

Im Lörracher Burghof stellt sie ihre neue, fünfte, CD „Deins and Done“ vor, in der sie Liebeskummer-Geschichten aus zwölf Jahren verarbeitet hat. Geschichten von gescheiterter Liebe lassen sich nur im intimsten Raum erzählen, deswegen wird auf „großes Kino“ bei der Aufmachung der Show verzichtet. Außer ihrem langjährigen musikalischen Kompagnon Buddy Sacher, lässt sie nur ein leise im Hintergrund agierendes Backing-Vocal-Duo und den ebenso leise, meist mit den bloßen Händen agierenden Kreuzberger Schlagzeuger Tayfun Schulzke auf die Bühne.

Die Lieder dieser „musique en miniature“ berühren durch ihre Zerbrechlichkeit und Transparenz. Und verblüffen durch die Vielfalt an Charakteren, die Meret Becker ihren Stimmbändern entlockt. Mal ein kleines verängstigtes Kinderstimmchen, dann die rauchig klingende Chansonnière, mal ein bisschen Joan Baez, dann wieder braves Kirchenchor-Mitglied. Neben der Melancholie blitzt ab und zu auch Diabolisches auf, etwa dann, wenn die mit Bravour gehandhabte, singende Säge optisch einen schrillen Kontrast zu dem weißen Spitzenkleid setzt und akustisch einen hohlen, körperlosen Geistergesang anstimmt.

Und auch sonst hat Meret allerhand seltsame Musikinstrumente dabei, die könnten glatt aus dem Laboratorium von „Ars Vitalis“ stammen, der Kabarettgruppe, in der Buddy mitmacht, und die sich „Muzik als Theater“ auf die Fahnen geschrieben hat: Eine kleine Drehorgel, die ein verträumtes Klingklang von sich gibt, eine kehlige Kindertröte oder auch die Melodika. Einen Hauch Zirkus verströmt die Glasharfe, ein riesiger Cognacschwenker, den sich Meret wie ein Cello zwischen die Knie klemmt und damit ein Schlaflied von Tom Waits mit langsamem Fingerkreisen auf dem tönenden Rand untermalt.

Zwischen den Liedern erzählt sie kleine Geschichtchen, unternimmt selbstironische Exkurse, in wie zufällig wirkenden Assoziationsketten, in denen weltberühmte Liebespaare, Nägelkauen, Cowboy-Witze und Astronauten-Sprüche eine selbstverständliche Melange eingehen.

Im ersten Teil wirkt das ein bisschen angestrengt, im zweiten geht es dann lockerer zu, und die Musik kommt mehr zum Zug. Im „Walzer für den Wintervogel“ lässt sie die Konsonanten tanzen wie klirrende Eiszapfen, auch die „Schneekönigin“ und die „Snowflakes for Breakfast“ haben etwas mit Kälte und Erstarrung zu tun, wie sie gescheiterte Liebespaare heimsuchen können.

Dass in Meret Becker mehr als nur ein Tropfen Zirkusblut fließt, zeigte in der Zugabe ihre Spontaneinlage mit einer geschnorrten „Fluppe“, mit der sie allerhand Kunststückchen vorführte. Der begeisterte Beifall wurde noch mit einer „Komposision“ belohnt einem Trinklied, das ihr Bruder Ben zusammen mit Harald Juhnke verfasst hat: „...und die Fahne, sie flattert uns aus dem Gesicht“. Und dann die kleine Flasche Bier auf „Ex“ geleert mit dem Hinweis auf gute Familientradition - noch eine schillernde Facette dieser wandlungsfähigen Entertainerin.

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