Lörrach Von der Memel an die Wiese

Die Oberbadische
Wird heute 80: Anneliese Zarski Foto: Silvia Waßmer Foto: Die Oberbadische

Anneliese Zarski wird heute 80 Jahre alt

Lörrach (was). „Ich hatte eine wirklich schöne Kindheit“, sagt Anneliese Zarski, die heute ihren 80. Geburtstag feiert. Sie wurde 1935 im ostpreußischen Ragnet, dem heutigen Neman in der russischen Oblast Kaliningrad, geboren. Allerdings habe sich dies mit Ausbruch des Krieges geändert. Sowohl der Vater als auch der ältere Bruder wurden zum Kriegsdienst eingezogen, später auch der jüngere Bruder. Ihr älterer Bruder sei an der Westfront gefallen und ihr Vater seit 1942 in Russland vermisst. Deshalb habe die Mutter die Heimat nicht verlassen wollen. Sie habe immer gesagt, dass der Vater sie sonst nicht mehr finden könne.

Folglich seien sie  zwangsevakuiert worden. „Man hörte schon Kanonenfeuer“, berichtet die Jubilarin. Auf der Fahrt Richtung Westen wurde der Zug bombardiert und die letzten vier Waggons getroffen: „Die waren plötzlich weg.“

Zusammen mit ihrer Mutter lebte Anneliese Zarski dann etwa sieben Kilometer von Dresden entfernt – auch zu der Zeit, als die Stadt von den Alliierten stark bombardiert wurde. Später hat sie in Großenhain, nahe Dresden, die Handelsschule besucht und nachmittags auf dem Bürgermeisteramt gearbeitet. Währenddessen hat ihre Mutter für Bauern genäht. Als 1949 ihr jüngerer Bruder aus der Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, habe sie vor Schreck einen Krug Milch fallen lassen, erinnert sich die Pensionärin und erzählt, dass sie bis zu diesem Zeitpunkt nichts über das Schicksal ihres Angehörigen gewusst hätten.

Nach der Handelsschule besuchte Zarski drei Jahre lang das Institut für Lehrerbildung in Leipzig. Noch vor Schließung der innerdeutschen Grenze flohen sie und ihre Mutter über West-Berlin und beschlossen, dem Bruder in den Süden zu folgen. Dieser hatte inzwischen in einer Ziegelei in Rümmingen Arbeit gefunden.

„So bin ich hierher gekommen, wo ich meinen Mann Dieter kennen gelernt habe“, sagt die Jubilarin. 1963 heiratete das Paar, das 2013 Goldene Hochzeit feiern konnte. „Ich hätte nie gedacht, dass wir zusammen bleiben“, wundert sich die Pensionärin noch heute. Seien sie und ihr Mann doch sehr verschieden. Die beiden haben eine Tochter und zwei Enkel. Da ihre Lehrerbildung damals nicht anerkannt worden sei, habe sie bei der Deutschen Bank in Lörrach angefangen, wo sie fast 40 Jahre gearbeitet hat.

„So ist das Leben. Es hat mich von der nordöstlichsten bis in die südwestlichste Ecke verschlagen“, fasst sie zusammen. Die Pensionärin sammelt gerne Eulenmotive, Briefmarken und kocht und backt sehr gerne. Inzwischen müsse aber ihr Mann sie bekochen, da sie erkrankt und zudem vor kurzem gestürzt sei. „Ich danke Doktor Seilnacht sehr für die hervorragende Betreuung“, lobt die 80-Jährige ihren Hausarzt.

Die Oberbadische schließt sich allen Gratulanten an.

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