Lörrach Wandel durch Industrialisierung

Die Oberbadische

Stadtgeschichte: Vorstellung des Haagener Ortsfamlienbuchs im Dreiländermuseum in Lörrach

Einen interessanten Blick in die Vergangenheit des Stadtteils Haagen gewährt das neue, von Karlheinz Hahn verfasste Ortsfamilienbuch, das am Freitagabend im Dreiländermuseum Lörrach vorgestellt wurde. Es enthält auf nahezu 600 Seiten die Daten von allen Familien, die von 1679 bis 1905 in Haagen sowie bis 1860 in Tumringen gelebt haben.

Lörrach. Da die Gemeinde Tumringen ebenso wie Haagen mit Röttelnweiler, Hasenloch und Schloss Rötteln zum Kirchspiel Rötteln gehörte, wurden alle Taufen, Eheschließungen und Sterbefälle bis nach 1843 in gemeinsamen Tauf-, Ehe- und Sterbebüchern eingetragen, erläuterte Hahn. Auf Grund der Fülle angefallener Daten werde es zu Tumringen aber dennoch ein eigenes Ortsfamilienbuch geben. Der Plan sei, als nächstes Tumringen, dann Brombach und schließlich Lörrach zu veröffentlichen, verriet Stadtarchivar und Herausgeber Andreas Lauble. Er zeigte sich zuversichtlich, diese „gemeinsame Vision“ von Ortsfamilienbüchern für alle Lörracher Teilorte und die Kernstadt zeitnah verwirklichen zu können – auch wenn das Buch zur Stadt Lörrach wohl „noch eine Weile“ brauchen werde.

Zum aktuellen Band über Haagen erklärte Hahn weiterhin: „In den 337 Jahren von 1679 bis 1905 sind viele Familien nach Haagen gekommen und viele Familien wieder gegangen.“ Außerdem machte er auf ein weiteres, interessantes Detail aufmerksam: Bis zum Jahr 1937 waren die Bewohner einer Gemeinde nicht automatisch auch deren Bürger. Deshalb seien im Haagener Familienbuch von 1805 bis 1890 112 Familien eingetragen, obwohl die Bevölkerung mit dem Einzug der Industriebetriebe ab 1836 kontinuierlich wuchs (1838: 665 Personen; 1858: 956 Personen; 1905: 1300 Personen). Diese Entwicklung wiederum brachte „große Veränderungen im öffentlichen und privaten Leben des ehemals kleinen Dorfes“ mit sich. Fremde Familien kamen und gingen, Ehen zwischen Personen aus verschiedenen Gegenden und unterschiedlicher Konfessionen wurden in dem einst rein evangelischen Dorf zur Gewohnheit und die Zahl unehelicher Geburten nahm zu.

Viele Menschen kamen dabei aus der Schweiz in die Fabriken von Haagen und Röttelnweiler. Der Großteil von ihnen aus den Kantonen Zürich und Aargau. Doch auch vom Dinkelberg, Hotzenwald, aus dem kleinen Wiesental oder aus katholischen Gemeinden des Schwarzwaldes suchten die Menschen Arbeit in Haagen. Dies führte dazu, dass sich zunehmend neben den klassischen Handwerksberufen Einträge wie Fabrikarbeiter, Buchhalter oder Fabrikschreiner in den Aufzeichnungen fanden. Ebenso trug der Standesbeamte ab 1878 bei Geburten in den so genannten Kosthäusern „in der Arbeiterwohnung“ ein. Diese wiederum seien an ihrer Einfachheit „kaum zu überbieten“ gewesen, erläuterte Hahn. Zwei Räume und eine Küche, deren Miete sich die Arbeiter kaum leisten konnten. Deshalb nahmen sie Untermieter, „Schlafburschen“ und Kostgänger auf, so dass meist mehrere Personen in einem Bett schlafen mussten. Dabei blieben auch Konflikte nicht aus. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der Vergleich zwischen den Geburtenzahlen der Bürger und der „Fremden“: Gab es 1830 bei den Bürgern vier Kinder und bei den Fremden eines, waren es 1880 nur noch drei Geburten bei den Bürgern, während die Fremden 25 Kinder bekamen.

„Die Folgen der Industrialisierung in Haagen und Röttelnweiler haben sich auch in den Kirchen- und Standesbüchern niedergeschlagen“, fasste Hahn abschließend zusammen und dankte dem Pfarramt Rötteln, dem Stadtarchiv Lörrach und Museumsleiter Markus Moehring für ihre Unterstützung.

Bereits zuvor hatte auch der Haagener Ortsvorsteher Horst Simon einen Einblick in die Geschichte des einstigen Fischerdorfes gegeben und anhand von Bildern und Fotografien den Vergleich zu heute gezogen.

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