Lörrach „Was ist los, Baden-Baden“: Kleine Aussetzer gehören einfach dazu

Die Oberbadische

Stimmen-Festival: Skandal- und drogenumwittertes Enfant Terrible Pete Doherty gibt sich als böser Musikerbube

Von Gerd Lustig

Lörrach. Ein bisschen hatte man es ja schon geahnt. Denn immer dann, wenn Pete Doherty ein Konzert gibt, sind mehr oder weniger kleinere Eklats programmiert, ja werden geradezu vom den skandal- und drogen-umwitterten und als Enfant terrible geltenden Briten erwartet. Auch beim jüngsten Marktplatzauftritt beim Stimmen-Festival bestätigte der 35-Jährige wieder einmal diesen Ruf des bösen Musikerbuben, der sich beim Auftritt das eine oder andere Flegelhafte gerne rausnimmt.

Da fliegen halbgefüllte Getränkebecher ins Publikum, werden Gitarren in hohem Bogen den Roadies zugeworfen und können gerade noch rechtzeitig aufgefangen werden. Dann wieder wird der Mikro-Ständer von der Bühne getreten oder aber das Mikro selbst wird, nachdem es an der Schnur ziemlich wild geschwungen wurde, zum kleinen Wurfgeschoss. Der Knalleffekt ist beim Aufschlag am Bühnenboden dabei genauso garantiert wie der weitere Knalleffekt, dass nämlich danach – nach rund 80 Minuten – das Konzert abrupt zu Ende ist.

Dabei war bis dahin die eigentlich geplante Setliste der dargebotenen Songs noch nicht gänzlich abgearbeitet. Ganz zu schweigen von der erhofften Zugabe. Nicht mit Doherty aber, denn irgendwie war er dann wohl doch nicht so richtig fit, um den Fans auf dem lediglich zu einem Drittel gefüllten Marktplatz noch mehr zu bieten. Und weil die Roadies dann auch noch ziemlich flugs mit dem Abbau begannen, gab es vom Publikum auch keinerlei Versuche, mit Zugaberufen ihn vielleicht doch noch mal auf die Bühne zu kriegen. Später soll er allerdings – nach der vereinbarten Autogrammviertelstunde – an der Würstchenbude wieder gesehen worden sein.

Wie dem auch sei: Mit der Musik und seinen „Babyshambles“ hatte Pete Doherty sich durchaus von seiner guten Seite gezeigt und bewiesen, dass er zurecht als eines der größten Talente der britischen Musikszene gilt, auch wenn er seinen Drogenkonsum wohl nach wie vor nicht im Griff hat. Rotzige Gitarrenriffs im Indierock-Sound, teils einfühlsame und melodiöse Passagen, bisweilen auch Punkiges: Das ist der gelungene und meist gefällige Mix, den Doherty und seine fünf „Babyshambles“ da auf der Stimmen-Bühne servieren. Es ist so etwas wie ein „Best of“ der Doherty-Songs, einschließlich der Titel, die er mit seiner früheren Band „The Libertines“ kreierte. Ob 8 Dead Boys, Nothing comes to nothing, Killamangiro, Seven Shades, Side of the road, Penguins, Fireman oder zum Schluss der bekannteste Titel „Fuck forever”: Euphorie blieb zwar aus, doch die meisten gingen wohl zufrieden nach Hause.

Und dass Doherty vielleicht nicht wirklich wusste, wo er eigentlich gerade spielt, störte ebenfalls kaum jemand. „Was ist los, Baden-Baden“, hatte er einmal ins Publikum gerufen. Kleine Aussetzer beim Doherty-Konzert sind eben immer drin.

Zum Aufwärmen hatte es vor dem Doherty-Auftritt harte Rock-Klänge aus der Nachbarschaft gegeben. Die Basler Band „Kapoolas“ eröffnete den Abend. Weil ihnen aber lediglich eine halbe Stunde Spielzeit zugestanden wurde, wollte Stimmung nicht so recht aufkommen.

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