Lörrach „Was zählt, ist die Menschlichkeit“

Die Oberbadische
Das Duo Mulattenpack mit Essa „Bill“ Suwareh (rechts) und Leo Fairii engagiert sich für ein tolerantes Miteinander. Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Duo „Mulattenpack“ stellt im Werkraum Schöpflin seine neue CD vor

Von Ursula König

Lörrach-Brombach. In der Region ist das Duo „Mulattenpack“ längst ein Begriff. Am Samstag stellten Leo Fairii (bürgerlicher Name Christoph Seger) und Essa „Bill“ Suwareh im Werkraum Schöpflin ihre neue CD „Mestizo – Kontraste bilden eine Einheit“ vor. Ein gut gemischtes Publikum fand sich bereits im Vorfeld ein, um sich zu Live Gesang mit „Saidaman“, Evada und Jesus Steve vorwiegend auf Reggae Rhythmen einzustimmen und Begegnungen zu ermöglichen. Denn neben politischen Vertretern wie Josha Frey (Grüne) waren auch viele Flüchtlinge vor Ort.

Sie sind provokant und sozialkritisch und geben dem Begriff „Willkommenskultur“ kompromisslos einen Stellenwert, der sich gegen jede, noch so subtile Diskriminierung wehrt.

Jeder Flüchtling bringt ein Einzelschicksal mit. Jeder Asylbewerber schläft nachts mit einem „wachen Ohr“ aus Angst vor Abschiebung, wie Suwareh, selbst ehemaliger Asylbewerber gambischer Herkunft, nur allzu gut noch aus eigener Erfahrung kennt. Zu selbst geschriebenen Texten, die zunehmend eine thematische Erweiterung zeigen, kombiniert das Duo einen kreativen Mix aus „multikulturellen“ Stilelementen.

Reggae, Rap, Metal und Einflüsse verschiedener Kontinente vermischen sich hier zu einer gut tanzbaren und dynamisch aufgeheizten Note. Die Musik der CD ist von Hand und nicht am Computer eingespielt; Anklänge an Bob Marley sind unverkennbar. Hier fließen Klänge ein, die Fairii und Suwareh gerne hören. Der Name der Formation ist bewusst ironisch gehalten, verweist aber auch die „Packung“, die das Duo musikalisch und rhetorisch anzubieten hat. „Wir mögen es, wenn es echt ist“; diese Aussage bezieht sich vor allem darauf, dass ein bewusster Gegentrend zu populären Musik geschaffen werden soll.

Letztendlich ist es diese Musik, die Hemmschwellen abbaut und ein Miteinander ermöglicht, dass wie selbstverständlich wirkt. Doch die Texte sprechen eine andere Sprache und sind alles andere als in trügerischer Harmonie wiegend. Immer wieder fällt der Begriff „Freiheit“, fast zornig in die Menge geschleudert. Andere Texte beschreiben die Geschichte der „schwarz-weißen“ Freundschaft des Duos.

Die Musik kommt an, ebenso die Botschaften, welche die Flüchtlingsproblematik aus Sicht der Betroffenen aufzeigen: Die Gemeinschaftsunterkunft wird zum „Garten der Hoffnung“, in dem auch die Verzweiflung lebt. Worte wie „Schatten an der Wand; die Flasche ohne Pfand; man nennt mich Asylant“ sprechen eine deutliche Sprache ebenso der zitierte Satz eines abgeschobenen Asylbewerbers: „Was zählt, ist die Menschlichkeit.“

An diesem Punkt bleibt die Frage: „Schafft es die Gesellschaft, mit „Kontrasten“ eine Einheit zu bilden oder wird die Mauer der Vorurteile höher gezogen?

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