Lörrach „Wer hat Taschentücher?“

Die Oberbadische
Feinsinnig, tiefgründig und humorvoll: „Die besten Beerdigungen der Welt“ Foto: Ursula König Foto: Die Oberbadische

Junges Theater: „Die besten Beerdigungen der Welt“

Von Ursula König

Lörrach. „Am nächsten Tag machen wir etwas ganz Anderes.“ Dieser Satz steht am Ende der aktuellen Inszenierung des Jungen Theaters. Das Stück „Die besten Beerdigungen der Welt“ zeigt eine kindliche Sicht, mit dem Tod umzugehen und ermöglicht gerade mit dieser Unbefangenheit eine Annäherung an ein Thema, das sich mit vielen Fragezeichen durch die Geschichte der Menschheit zieht. Es ist die Einfachheit, mit der Dinge akzeptiert werden; die Neugierde, die das Thema entdecken lässt und die Fantasie, die Kinder entwickeln, um etwas spielerisch zu erfassen.

Denn darum geht es bei der jüngsten Gruppe des Jungen Theaters, wie die Premiere am Sonntag im Alten Wasserwerk zeigte. Am Anfang stand die kindliche Langeweile. Dann entdeckt die Gruppe eine tote Hummel. Nach der Buchausgabe von Ulf Nielsson zeigt das Stück unter der Regie von Birgit Vaith ein Spiel mit Licht und Schatten, mit der Fantasie der Kinder, die mit ihrer „Beerdigungen AG“ einen regelrechten Werbefeldzug starten wollen.

Der erste Fund soll an einem schönen Ort begraben werden. Die Gruppe entwickelt ein Ritual mit Holzkreuz, Gedichten und Gesang. Doch dann entdecken die Kinder: „Die ganze Welt ist voll von Toten.“ Gemeint sind die toten Tiere, um die sich niemand kümmert. Das legt den Grundstein für das außergewöhnliche Kinderspiel.

Auf einer Lichtung sollen die Tiere feierlich beerdigt werden. Selbst die Kleinsten entwickeln eine liebevolle Fürsorge, auch wenn die Hände beim Graben schmutzig werden. Die Tiere sollen es auch im jenseitigen Leben schön kuschelig haben.

Profanes verbindet sich mit Erhabenem

Innerhalb der Gruppe werden Rollen verteilt: Wer will graben? Wer lässt den Sarg ins Loch fallen? Profanes verbindet sich mit Erhabenem; das ist die kindliche Sicht, und diese schafft auch für Erwachsene einen, möglicherweise heilsamen, Wechsel der Perspektive. Bald schon reihen sich auf der Bühne die Holzkreuze aneinander. Doch auch die Kinder auf der Bühne macht der Tod traurig: „Wer hat Taschentücher?“ Diese Frage zeigt, wie wichtig es ist, das Thema in der Gemeinschaft zu bearbeiten. Auch das Unheimliche, das mit dem Tod verbunden ist, kommt zum Ausdruck: „Das Loch ist so furchtbar schwarz.“ Dann finden die Fragen ihren Weg: Ob es wehtut? Ob man beim Sterben Angst hat? Ob Eltern ihre Kinder vermissen.

Eine Amsel fliegt gegen einen Stein und die Kinder sehen zum ersten Mal, wie ein Lebewesen stirbt. Das Lied des Vogels ist zu Ende. Und dann nehmen alle Zuschauer, auch die Kinder in den ersten Reihen, etwas Wertvolle aus dieser feinsinnigen Inszenierung mit: Der Tod ist kein Tabuthema mehr. Es gibt einen Raum, um Fragen zu stellen, auch wenn es nicht immer eine Antwort gibt.

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