Medikamente, viele Zangen und andere Dentalwerkzeuge  werden derzeit in 16 Kartons  von Lörrach nach Afrika transportiert. Zahnarzt Hans-Jürgen Weh hat sie aus einer aufgelösten Praxis erhalten und möchte damit vor Ort  die zahnärztliche Versorgung verbessern.

Von Kristoff Meller
Lörrach. In Baden-Württemberg kommt   durchschnittlich ein Zahnarzt auf rund 1250 Menschen. In Tansania kümmern sich hingegen gerade einmal rund 100 ausgebildete Mediziner um die Zähne  von 50 Millionen Einwohnern, wie  Weh erzählt. Er ist schon lange in einem inzwischen weltumspannenden, zahnärztlichen Netzwerk unter deutscher Federführung aktiv und engagiert sich seit 1997 in dem afrikanischen Land. Zuletzt hat er 2013 in seinem Urlaub zwei Wochen lang auf der zahnärztlichen Station im 1898  vom Orden der Missionsbenediktiner gegründeten Kloster Peramiho gearbeitet, lokale Kollegen ausgebildet und Sachspenden überreicht.

Doch die Spende, die er kürzlich  über die Kontakte des Ärzte-Netzwerks erhalten hat, lässt sich nicht so einfach im Handgepäck transportieren wie beim letzten Mal. Ein Kollege aus der Nähe von Stuttgart hat seine Praxis aus Altersgründen aufgegeben und keinen Nachfolger gefunden, darum spendete er sein gesamtes  zahnärztliches Inventar  für einen guten Zweck.

„Der nette Herr wollte einfach nur einen Spendenquittung“, berichtet Weh. Im Gegenzug für die Bescheinigung durfte er umfangreiches Material in bestem Zustand mit nach Lörrach nehmen. Der Neubeschaffungswert liegt im mittleren fünfstelligen Bereich, schätzt Weh. 

Dazu gehörten beispielsweise rund 70 Zangen und Laborgeräte wie Artikulatoren zur Simulation der Kiefergelenksbewegung. „Die Sachen sind teilweise extrem wertvoll und werden  dringend gebraucht“, erklärt Weh. Denn  die Ärzte vor Ort arbeiten laut Weh mit einfachsten Mitteln. Regelmäßig falle beispielsweise der Strom aus, Röntgengeräte oder ein elektrischer Behandlungsstuhl seien darum kaum nutzbar. Die  schnelle und kostengünstige Behandlung von Zahnschmerzen stehe im Mittelpunkt, und dafür brauche es  vor allem „wartungsarme“  Instrumente.

Behandlungsspektrum ist stark beschränkt

Das zahnmedizinische Niveau in Tansania sei „für afrikanische Verhältnisse inzwischen sehr gut“, erklärt Weh. „Es ist jedoch natürlich nicht mit dem in Europa vergleichbar – das Behandlungsspektrum ist stark beschränkt.“  Wurzelkanalbehandlungen oder andere komplexere Eingriffe gehören nicht zum Standard.  „Es gibt zwar Praxen auf westlichem Level, diese sind aber für 99 Prozent der Bevölkerung nicht zugänglich“, erzählt Weh.

Noch deutlich schlechter sieht es in  den Nachbarstaaten  Ruanda und Uganda aus. „Dort können wir mit den Spenden viel Gutes tun“, erklärt Weh.  Im Februar wird er  für zwei Wochen in die beiden Länder reisen, um auch dort die zahnmedizinische  Entwicklungshilfe  zu unterstützen. In Ruanda plant das Netzwerk, das auch in Südamerika und im Nahen Osten aktiv ist, eine Ausbildungsstätte für Zahnmediziner. Anschließend besucht Hans-Jürgen Weh auch noch das Kloster Peramiho.

Bis dahin sollten auch die 16 Pakete mit einem Gesamtgewicht von rund 180 Kilogramm angekommen sein, hofft Weh,  die er kürzlich  bei der Lörracher Post für ein Porto von knapp 700 Euro aufgegeben hat: „Wir haben in den Vergangenheit die Erfahrung gemacht, dass fast alle Pakete ankommen, aber es meistens rund ein Vierteljahr dauert – nie aber unter acht Wochen.“