Lörrach Wie funktioniert rechter Terror?

Die Oberbadische
Besucher in der begehbaren Comic-Installation „Weisser Wolf“ Foto: Mike Bach Foto: Die Oberbadische

Comic-Reportage „Weisse Wölfe“ im Werkraum Schöpflin will Strukturen offenlegen

Von Mike Bach

Lörrach-Brombach. „Warum fahren Neonazis aus Thüringen nach Dortmund, um dort einen Türken zu töten?“ Diese Frage stellte sich der Journalist David Schraven bei seinen Recherchen zu den Anschlägen des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU). Zusammen mit dem Illustrator Jan Feindt „zeichnet“ er im wörtlichsten Sinne entlarvende Bilder des rechten Terrornetzwerkes auf. Bis zum 12. Juli werden im Werkraum Schöpflin mit Bildmotiven aus seinem Skizzenbuch „Weisse Wölfe“ reale Ereignisse während seiner journalistischen Investigation in Form einer begehbaren Comic Installation ausgestellt.

Seine „grafische Reportage“ deckt dabei die Netzwerkstrukturen rechter Terrorzellen auf und erklärt anhand der Biografie eines Dortmunder Jugendlichen die Ideologie rechter Gewalttäter. Dabei wird mit eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Zeichnungen veranschaulicht, warum die durch kleine regionale Gruppen verübten Anschläge nach Art des NSU überhaupt möglich sind.

„So eine Geschichte ist sehr aufwendig zu recherchieren“, beschreibt Schraven. „Beim Aufschreiben kam mir die Idee, dass ich mit einer gezeichneten Form der Reportage viel mehr, und vor allem andere Menschen erreichen könnte.“ Schraven möchte mit seinem Werk vor allem Transparenz in die Rechte Terrorszene bringen, beschreiben, wie sie aufgebaut ist und aufklären, was sie so gefährlich macht.

Seiner Meinung nach betreibe die Politik nach den NSU-Morden vor allem „Schaufenster-Aktionen.“ So werde mal da eine rechte Gruppe verboten oder dort eine Razzia durchgeführt. Die eigentlichen Netzwerkstrukturen würden intakt bleiben. Genau das sei aber essenziell, um Finanzierungsquellen der Terrorzellen trocken zu legen. Solange die Politik dies nicht erkenne, könne die rechte Gewalt in Deutschland weiter zunehmen.

Gegenüber 2014 verbuchte das Bundeskriminalamt mit 990 offiziellen rechtsextremistischen Gewalttaten eine Zunahme um 24 Prozent. Das ist der höchste Stand seit 2008, Tendenz steigend. Alleine im ersten Halbjahr dieses Jahres zählten die Behörden 150 rechtsextremistische Angriffe auf Flüchtlingsorganisationen. Grund genug für Schaven mit seinem gemeinnützigen Recherchebüro „CORRECT!V“ weiter Aufklärung zu betreiben. Sein nächstes Projekt zur Kartografierung der rechten Netzwerke steht bereits in den Startlöchern. u  Am Montag, 6. Juli, 20 Uhr, wird im Rahmen der Ausstellung der Spielfilm „Kriegerin“ gezeigt. Am Mittwoch, 8. Juli, 20 Uhr, folgt der Spielfilm „Der Kick“ – eine Spurensuche über rechte Gewalt. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. Schulklassen werden gebeten, sich anzumelden unter Tel. 07621/914 26 60 oder per E-Mail an info@ werkraum-schoepflin.de

Umfrage

Heizung

Der Ausbau des Fernwärmenetzes im Landkreis Lörrach nimmt Fahrt auf. Würden Sie, falls möglich, Ihr Haus an das Netz anschließen lassen?

Ergebnis anzeigen
loading