Lörrach „Wir müssen uns am Bedarf orientieren“

Die Oberbadische
UIrike Fritsch (l.) und Michaela Kern engagieren sich für die Sprachförderung in Lörracher Kindergärten Foto: Kristoff Meller Foto: Die Oberbadische

Bürgerstiftung Lörrach baut Sprachförderung in Kindergärten aus / Städtische Mittel besser verteilen

Von Kristoff Meller

Lörrach. Die Bürgerstiftung Lörrach wird sich in Zukunft noch stärker für die Sprachförderung von Kindern mit Migrationshintergrund in Kindergärten engagieren und als Unterstützung für Michaela Kern eine zweite Sprachförderkraft einstellen. Des Weiteren möchte sich die Stiftung dafür einsetzen, dass städtische Fördermittel künftig besser verteilt werden.

Eigentlich ist Dr. Ulrike Fritsch Frauenärztin. Doch kurz vor dem Facharztabschluss habe ihr „die Familienplanung einen Strich durch die Rechnung“ gemacht. Später wuchs ihr Interesse für Entwicklungsneurologie und Spracherlernung bei Kindern. Die heute 53-Jährige absolvierte auf eigene Kosten eine Ausbildung als Fachkraft für Sprachbildung und baute gemeinsam mit einer Erzieherin die Sprachförderung im Pestalozzi-Kindergarten auf. Drei Mal in der Woche werden Kinder mit Migrationshintergrund derzeit für jeweils eine Stunde aus dem Kindergartenalltag geholt, um ihre Deutschkentnisse zu fördern. „Bisher erhält sie dafür eher eine Aufwandsentschädigung als ein Gehalt“, erklärt Ute Lusche, Vorsitzende der Bürgerstiftung. Künftig soll sich das ändern, damit Fritsch mehr Kapazitäten hat und gegen Kostenersatz auch in anderen Kindergärten tätig werden kann.

Neben der Schaffung dieser neuen Stelle macht sich die Bürgerstiftung auch für eine Fortentwicklung des finanziellen Unterstützungsprogramms der Stadt Lörrach und des Landes (siehe Kurzinfo) stark. Die Summe dieser Gelder reiche nicht aus, um qualitativ hochwertige Sprachförderung und damit auch „Integrationsarbeit“ (Lusche) umzusetzen. An eine teilweise notwendige Einzelförderung sei überhaupt nicht zu denken. Zudem müsse man sich „stärker am Bedarf orientieren“, fordert Lusche im Hinblick auf die städtische Förderung. Seit der Auflösung einer im Rathaus angesiedelten Fachstelle vor einigen Jahren stehen laut Kern zwar jährlich 50 000 Euro zur Verfügung, diese seien jedoch auf 660 Euro pro Gruppe gedeckelt, damit alle Kindergärten gleich berücksichtigt werden können.

Dies ergebe aber wenig Sinn, so Lusche, da in Einrichtungen mit geringem Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund wie beispielsweise in Tüllingen kaum Bedarf bestünde, während Kindergärten wie St. Anna, St. Peter oder auf dem Salzert mit der Summe keine großen Erfolge erzielen könnten. „Die städtischen Mittel sind wesentlich höher als die, die letztendlich abgerufen werden“, beklagt Lusche. Im vergangenen Jahr seien lediglich 20 000 Euro von den Kindergärten verwendet worden.

Die Zusammenarbeit werde auch dadurch erschwert, dass die Kindergärten unterschiedliche Träger haben und die Sprachförderung durch externe Kräfte oder Erzieherinnen mit Zusatzausbildung durchgeführt werde.

Ein weiterer Kritikpunkt ist die derzeitige Gruppengröße – Der Teiler liegt bei zwölf Kindern. Diese Größe erlaube keine wirkliche sprachpädagogische Arbeit, so Kern. Die Bürgerstiftung empfiehlt eine Herabsetzung auf sechs bis acht Kinder pro Gruppe. Diese Empfehlung liegt dem Fachbereich Jugend, Schulen und Sport bereits vor, und Lusche hofft auf eine „baldigen Behandlung“ durch die städtischen Gremien. u  Die Bürgerstiftung unterstützt die Kindergärten bei der Sprachförderung: Ab Montag, 5. Mai, wird bereits zum dritten Mal eine Bücherausstellung zweisprachiger Bilderbücher durchgeführt, die in acht Kindergärten jeweils eine Woche lang präsentiert werden (wir berichten noch).

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