Lörrach „Wir nehmen Ihre Ängste ernst“

Die Oberbadische
Blick in die Flüchtlingsunterkunft Brombach Foto: Konrad Foto: Die Oberbadische

Flüchtlinge: Bürgerinformation über zentrale Inobhutnahmestelle in Brombach

Lörrach-Brombach (was). Rund 670 minderjährige Flüchtlinge, überwiegend im Alter von 15 bis 17 Jahren, sind 2016 ohne Eltern oder Familie im Landkreis Lörrach angekommen. Sie stammen größtenteils aus Eritrea, Somalia, Gambia und Guinea und müssen nach dem Sozialgesetzbuch von der hiesigen Jugendhilfe zunächst in Obhut genommen werden. Nach zwei bis drei Wochen folgt dann ihre Verteilung in andere Jugendeinrichtungen im Bundesgebiet. Dies erklärte Landrätin Marion Dammann am Mittwoch im Werkraum Schöpflin bei einem Infoabend von Stadt und Landkreis Lörrach zur Einrichtung einer Inobhutnahmestelle in der Flüchtlingsunterkunft Brombach (wir berichteten).

Bisher stehen dem Kreis für diese Aufgabe 120 Plätze in Lörrach, Schönau, Schopfheim-Fahrnau und Schopfheim-Wiechs zur Verfügung. Allerdings könnten an einem zentralen Standort die Ressourcen an Mitarbeitern und Dolmetschern viel besser eingesetzt werden, hob Landkreis-Sozialdezernentin Elke Zimmermann-Fiscella hervor. Darüber hinaus könne die medizinische Versorgung besser sichergestellt, die Betreuung der Kinder und Jugendlichen besser organisiert, die Weitergabe von Informationen gebündelt sowie der Transfer der jugendlichen Flüchtlinge an einen endgültigen Standort schneller umgesetzt werden.

Deshalb möchte der Landkreis ab Januar in den Leichtbauhallen der Flüchtlingsunterkunft Brombach (Hugenmatt) für zunächst sechs Monate eine zentrale Inobhutnahmestelle für unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge (UMA) mit 104 Plätzen einrichten. Vermutlich werden diese jedoch „nie ganz belegt sein“, sagte Zimmermann-Fiscella.

Gerhard Rasch, Leiter für soziale Dienste im Landratsamt, erläuterte das Konzept: So werde die Betreuung der Kinder und Jugendlichen durchgehend 24 Stunden täglich durch den in Kirchzarten ansässigen, freien Jugendhilfeträger „Campanet“ erfolgen. Dieser kümmere sich neben der Vorgabe einer Tagesstruktur auch um das Sicherstellen der Grundversorgung, um kleinere, medizinische Fragen oder um die Vorbereitung auf den späteren Transfer.

Ein „ganz wesentlicher Teil“ sei zudem die Vermittlung grundlegender Kulturkenntnisse. Wie diese und andere Aspekte in der Praxis umgesetzt werden, beleuchtete im Anschluss Campanet-Mitarbeiter Matthias Schulz. Er hob außerdem die große Bedeutung ehrenamtlicher Angebote für die Betreuung hervor und betonte: „Wir nehmen sehr gerne passende Angebote an.“

Wilke: Wegen „UMAs“ kein einziger Polizeieinsatz in Lörrach

Voraussetzung dafür sei jedoch, so Rasch, ein makelloses Führungszeugnis. Gehe es doch um den Schutz der jungen Menschen. Außerdem warb er für Offenheit und Verständnis gegenüber den Jugendlichen, die oftmals weite und beschwerliche Wege hinter sich haben.

Bevor Bürger Fragen zum Gehörten stellten, erinnerte Bürgermeister Michael Wilke noch einmal daran, dass es bisher im Zusammenhang mit UMAs keinen einzigen Polizeieinsatz in Lörrach gegeben habe. Und dabei seien im letzten Jahr über 60 minderjährige Flüchtlinge in der Stadt gewesen.

In Hinblick auf den aktuellen Mordfall an einer Studentin in Freiburg appellierte Oberbürgermeister Jörg Lutz, hier zu differenzieren – werden Straftaten doch auch von deutschen Staatsbürgern jeden Altes begangen. „Bedenken kann man haben, Ängste nehmen wir ernst. Allerdings arbeiten wir daran, dass diese verschwinden“, erklärte das Stadtoberhaupt.

„Keiner von uns kann für diese Menschen die Hand ins Feuer legen“, schränkte Landrätin Dammann bezugnehmend auf die Sorgen einer Brombacher Bürgerin weiter ein. Allerdings könnten sie dies auch nicht für andere Mitmenschen – ein schwarzes Schaf könne immer dabei sein. Deshalb, betonte Dammann, „können wir nur loslegen und sagen: Wir wollen es gut machen“.

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