Lörrach „Wir sind dankbar für die Anstöße“

Die Oberbadische
Vor der Podiumsdiskussion zu Lörrachs Bedeutung als Sozialraum für Menschen mit Behinderungen machten sich einige Behindertenbeiräte Gedanken zu den Themenfeldern öffentlicher Verkehr, Freizeit, Arbeit und Wohnen. Foto: Gerd Lustig Foto: Die Oberbadische

Podiumsdiskussion im Werkaum Schöpflin: Lörrachs Bedeutung als Sozialraum für Menschen mit Behinderung

Von Gerd Lustig

Lörrach. Für ein reibungsloses Zusammenleben von Menschen mit und ohne Beeinträchtigungen und Behinderungen ist in Lörrach schon viel erreicht worden. „Es gibt aber noch viel zu tun“, brachte es Helmut Ressel, Geschäftsführer der Lebenshilfe Lörrach, bei einer Podiumsdiskussion im Werkraum Schöpflin am Donnerstag auf den Punkt.

Das Gespräch, das im Übrigen die letzte, aber laut Ressel die bedeutendste Veranstaltung in der Reihe des Jubiläums 50 Jahre Lebenshilfe darstellte, zeigte auf, was sich im Sozialraum Lörrach bereits gut entwickelt hat und wo es noch Verbesserungsbedarf gibt. Oftmals seien es gerade die kleinen Dinge, wo es harzt, die aber Großes bewirken könnten.

„Wir denken oft noch zu wenig an die Belange der Menschen mit Behinderung“, bekannte Oberbürgermeister Jörg Lutz, der neben den Gemeinderätinnen Petra Höfler und Margarete Kurfeß sowie Dirk Furtwängler vom Behindertenbeirat auf dem Podium war. Zuvor hatten Mitglieder der verschiedenen Lebenshilfe-Beiräte (ambulante Wohnbegleitung, Werkstatt und Wohnheim) mit Unterstützung von Studenten unter dem Tenor „Lörrach ist auch meine Stadt“ berichtet. Unter die Lupe genommen wurden die Themenfelder Wohnen, Freizeit, öffentlicher Verkehr und Arbeit.

Am Ende gingen alle mit einem guten Gefühl nach Hause. „Es war ein erfolgreicher Abend, die Mühe hat sich gelohnt“, bekräftigte Studentin Lisa Prick. „Wir sind sehr zufrieden, hoffen aber bald auf weitere Verbesserungen“, formulierte Beiratsmitglied Antonio Portale. „Wir können viel von ihnen lernen“, sagte Kurfeß an die Adresse der Behinderten. Als großes Plus sah sie die Information durch die Beiräte an. „Redet mit uns, wir setzen uns für jeden Einzelnen ein“, erklärte Höfler. Und Lutz bekannte: „Wir sind dankbar für die Anstöße.“ Und vielleicht wird es schon bald noch mehr Aha-Effekte geben. Denn Dirk Furtwängler hat den Rathauschef dazu eingeladen, mal selbst mit einem Rollstuhl die Stadt zu erkunden.

An Anstößen, Anregungen und Vorschlägen mangelte es an diesem Abend nicht. u  Öffentlicher Verkehr: Zu klein geschriebene Fahrpläne, zudem unbeleuchtet, Busfahrer sensibilisieren für mehr Hilfsbereitschaft und moderatere Fahrweise (die Verwaltung will mit der SWEG sprechen), digitale Anzeige an den Haltestellen, Ansage der Haltestellen in Bussen und Bahnen, auch mit Ausstiegsrichtung, bessere Möglichkeit der Arretierung für Rollstühle, mehr ambulanten Fahrdienst einrichten (bislang zwei Wochen Anmeldefrist). u  Freizeit: Bushaltestelle beim Bauhaus, grobes Pflaster zumindest auf Rollstuhlbreite glätten, zu viele enge Aufzüge und Treppen in der Stadt, Begleiter gesucht für Menschen mit Anfall-Leiden, schwieriges Hereinkommen in Vereine, weil zu viele Barrieren im Kopf. Furtwängler rät indes hier, beharrlich und mutig zu sein. „Nicht abschrecken lassen und einfach den Selbstversuch machen“, riet Marie-José Rosenwald vom Netzwerk Inklusion und Petra Höfler: „Nicht locker lassen, nachhaken.“. u  Wohnen: Zu wenig behindertengerechte Wohnungen, oft zu teuer. Jörg Lutz weiß, dass Letzteres eigentlich für alle Lörracher zutrifft. Geschaut werden soll aber künftig, dass bei Sanierungen verstärkt auf Barrierefreiheit und behindertengerechte Ausstattung geachtet wird, vor allem bei der Wohnbau und den Baugenossenschaften. Angeregt wurde auch eine Wohnbörse. u  Arbeit: Die Beiräte wünschten sich mehr Jobs bei der Stadt oder auch in Kantinen. Lutz will das Thema intensiv prüfen. Flexibilität sei aber von beiden Seiten gefordert. Furtwängler wünscht sich als Ziel eine ganz normale Bezahlung.

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