Tuba Kabiri ist eine  entschlossene Frau. Als die 1965 in Afghanistan geborene Mutter dreier Töchter im November 2015 auf Einladung eines Freundes nach 38 Jahren erstmals in ihre Heimat zurückkehrte, ging es nicht um das ob, sondern nur darum, wie sie vor Ort helfen kann. Inzwischen betreibt sie mit dem Projekt „Tuba’s Herz“ ein Waisenhaus und hofft auf weitere Unterstützung.

Von Kristoff Meller

Lörrach. Kinder leben ohne Zugang zu sauberem Wasser auf der Straße, Witwen, deren Männer im Krieg gestorben sind, wohnen mit ihren Kindern in halb zerstörten Häusern, ohne Aussicht auf Besserung. „Viele Leute haben Afghanistan bereits aufgegeben“, beklagt Tuba Kabiri im Gespräch mit unserer Zeitung. Sie hat es noch nicht getan und will  die Menschen vor Ort unterstützen. Darum hat sie „Tuba’s Herz“ ins Leben gerufen.

Die Betreiberin eines Waxing- und Nagel-Studios in der Teichstraße flüchtete 1979 als junges Mädchen mit ihrer Familie vor den  einmarschierenden Sowjets nach Deutschland. „Wir kamen als Flüchtlinge und haben jedes Jahr gedacht, wir kehren bald wieder  zurück.“

Doch erst im November 2015 – nach 38 Jahren  – besuchte sie zum ersten Mal ihre Heimat. Durch Zufall kam der Kontakt zu Sahid Sadat, einem alten Freund der Familie, zustande, mit dem sie sich in Tscharikar, rund 50 Kilometer nördlich von Kabul, traf. Was sie dort an Leid sah, hat sie tief bewegt. Kinder die wie Sklaven bei fernen Verwandten gehalten werden, weil ihre Eltern tot sind und  Witwen, die mit mehreren Kindern im einzigen trockenen Zimmer eines zerbombten Hauses leben. „Ich musste gar nicht lange überlegen, mir war schnell klar, ich muss hier etwas tun“, sagt Kabiri.

 Kurzerhand mietete sie ein Haus mit acht Zimmern in Tscharikar an und gründete dort ein kleines Waisenhaus. Inzwischen werden dort rund 40 Kinder von 15 Mitarbeitern, darunter auch viele Witwen, die nun eine neue Perspektive haben, betreut.  Zurück in Deutschland registrierte Kabiri  „Tuba’s Herz“ als offiziellen Hilfsverein. Den Namen wählte sie, weil das Projekt „eine Herzensangelegenheit“ für sie sei.

Rund 5000 Euro kosten Miete, Vollzeitbetreuung, Essen und Trinken sowie Schulunterricht für die Kinder und alle  Mitarbeiter im Monat – kein Vergleich zu den Kosten in Deutschland. Kabiri hat viel ihres  angesparten Geldes in das Projekt investiert. „Es müsste viel mehr Hilfe direkt in die Ursprungsländer gelangen“, findet Kabiri. Denn: „Es gibt sehr viele Menschen, die gar nicht flüchten können, weil ihnen das Geld für die Bezahlung der Schlepper fehlt. Die Flüchtlinge in Deutschland haben ein Dach über dem Kopf, können in Ruhe schlafen und haben einen vollen Bauch – die Menschen in Afghanistan sind hingegen vollkommen hilflos.“

Sammelaktion für Sachspenden am kommenden Sonntag

Bereits zwei Mal ist Kabiri inzwischen nach Afghanistan gereist, um das Projekt voranzutreiben und Spenden, beispielsweise aus ihrem Kundenkreis, direkt zu übergeben. „Wir haben ganz viele Fotos gemacht, damit sie sehen, dass ihre Hilfe wirklich ankommt“, sagt Kabiri. Die nächste Reise ist im September geplant.

Hilfe hat „Tuba’s Herz“ inzwischen beim Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung  gefunden, das sich laut Kabiri bereit erklärt hat, sie künftig beim Transport der Hilfsgüter zu unterstützen.

Langfristig möchte Kabiri das Waisenhaus gerne erweitern und ein „Zentrum für Bildung und Versorgung“ aufbauen. „Wir stehen aber noch ganz am Anfang und sind auf weitere Unterstützung angewiesen“, erklärt Kabiri, die sich bis vor einem knappen Jahr  noch nie mit Hilfstransporten oder Entwicklungshilfe befasst hat.  

Die nächste Sachspenden-Sammelaktion  findet am Sonntag, 14. August,  14 bis 17 Uhr, im Drosselweg 12 in Stetten statt. Weitere Termine sind der 20. und 27. August zur selben Uhrzeit. Dringend benötigt werden Kinderkleidung, auch für den Winter, warme Kleidung für Erwachsene und Spielzeug. Matrazen, Möbel und „alles, was man für das tägliche Leben braucht“, werden laut Kabiri ebenso gerne angenommen.

Tuba's Herz:
Neben Spenden können auch Patenschaften für Kinder  übernommen werden.
Kontakt: Tuba’s Herz e. V., Römerstraße 30a, 79541 Lörrach, Tel. 0162/2902758, E-Mail: hilfe@tubasherz.de
Spendenkonto: IBAN DE67 6835 0048 00010981 77, BIC SKLODE66XXX, Sparkasse Lörrach Rheinfelden