Von Heiner Baur Lörrach. Ihr Weg zum Theater verlief keineswegs geradlinig, das wollte sie auch nicht. Etliche Weichenstellungen zeichnen den Werdegang der Jungregisseurin Sahar Amini, die in Lörrach aufgewachsen ist.„Ich bin unfassbar dankbar, dass ich die Leidenschaft zum Beruf machen konnte“, sagt Sahar Amini. Denn keineswegs war es vorhersehbar, dass die am 17. Januar 1982 in Teheran Geborene in Deutschland an verschiedenen Bühnen einmal als Regisseurin wirken sollte. Tatkräftig unterstützt wurde sie von ihren Eltern Nahid und Ali Amini. Diese verließen 1986, die Tochter Sahar war gerade vier Jahre alt, mit der älteren Schwester Setareh den Iran. Im Nachhinein bewundert Sahar Amini den Mut der Eltern, alles hinter sich zu lassen und im äußersten Südwesten Deutschalnds neu zu starten. „Dabei kam uns im gänzlich unbekannten Kulturkreis zugute, dass Mutter und Vater“, so Sahar Amini über die Lörracher Jugendzeit, „sich nicht abgeschottet haben und auch uns keinesfalls kulturell separieren wollten. Die Familie sollte Teil des Landes sein.“ So sind Nahid und Ali Amini seit Jahrzehnten in der Stettener Kolpingsfamilie engagiert, Sahars Mutter wirkte lange im Kulturcafé Nellie Nashorn mit. Ali Amini, der viele Jahre bei einer Weiler und Zeller Firma als Energieanlagen-Elektroniker beschäftigt war, ist noch heute Ansprechpartner bei den Behörden für iranische Landsleute. Dieses auf die Menschen Zugehen führte bei den Geschwistern schon frühzeitig zu vielen Kontakten mit Gleichaltrigen. War die Schwester bei der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) der Stettener St.-Fridolinspfarrei aktiv, „gehörte ich von klein an den dortigen St. Georgs-Pfadfindern an“, beschreibt Sahar Amini ihre glückliche Kindheitstage in Lörrach. Sportlich zeichnete sie sich als Schwimmerin bei Rot-Weiß Lörrach aus. Gerechtigkeitssinn traf nicht überall auf Wohlwollen. Von ganz anderer Art war ihr Engagement als Klassen- und Schulsprecherin an der Theodor-Heuss-Realschule. Dort habe sie sich in der Vertretung für die Schülerschaft das notwendige politische Rüstzeug zugelegt, was nicht immer harmonisch abgelaufen sei. „Mein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn traf nicht überall auf Wohlwollen“, erinnert sie sich. Der Übergang 1998 auf das Lörracher Wirtschaftsgymnasium entsprach eigentlich nicht unbedingt ihren Neigungen. Doch an der neuen Schule gab es einen engagierten Deutschlehrer, der die Begabungen seiner Schülerin erkannte und durch Förderung dazu beitrug, dass Sahar Amini sich nach dem Abitur 2002 an der Konstanzer Universität für Germanistik und Soziologie immatrikulierte. Sie konnte dem Studiengang mit seinen „starren Strukturen und der permanenten Punktejagd“ allerdings nichts abgewinnen. Sie vermisste akademische Freiheit führte zum Wechsel in die Breisgaumetropole. Ab 2005 setzte sie ihr Studium mit den Schwerpunkten Dramen, Theaterformen und Theatersoziologie an der Freiburger Uni fort. Seit 2009 inszeniert Sahar Amini Stücke an mehreren Theatern. Ihre in Konstanz gewonnen ersten praktischen Theatererfahrungen konnten mit einer Regieassistenz an der Freiburger Bühne fortgesetzt werden, bilanziert Sahar Amini den gelungenen Wechsel. Noch während des Studiums in Freiburg, das sie 2009 erfolgreich abschloss, ging es nach Düsseldorf, um als Regieassistentin am Schauspielhaus zu arbeiten. „Die Pfeiler“, so die freischaffende Regisseurin, „bildeten das Studium an der Albert-Ludwigs-Universität, das Engagement an den Bühnen in Freiburg und Düsseldorf“. Seit 2009 inszeniert Sahar Amini Stücke an den Theatern in Düsseldorf, Hamburg, Heidelberg, München, Neuss und Regensburg und Darmstadt. In der letztjährigen Spielzeit inszenierte sie am Regensburger Theater am Haidplatz das Schauspiel von Konstantin Küspert „Mensch Maschine“, das in der bayerischen Kulturszene auf große Resonanz stieß. Zur Zeit ist die sympathische Regisseurin am Staatstheater Darmstadt engagiert. Dort wird das Theaterstück von Michael Frayn „Demokratie“, das die Kanzlerschaft Willy Brandts und die Guillaumeaffäre zum Inhalt hat, aufgeführt. Die Premiere des Theaterstücks mit den damaligen gesellschaftspolitischen Auseinandersetzungen und ihren Akteuren ist am 6. April.