280 000 Euro jährlich investiert die Stadt seit dem vergangenen Jahr in drei neue Buslinien. Der Zwischenbericht sechs Monate nach der Einführung zeigt:  Während die Linien 9 und 10  fast reibungslos angelaufen sind, sorgt die  veränderte Führung der Linie 8 für Unmut.

Von Kristoff Meller

Lörrach. „Es gibt noch Luft nach oben bei den Fahrgastzahlen, aber für den Anfang läuft es nicht schlecht“, sagte Wolfgang Droll, Leiter der Stadtwerke, im Ausschuss für Umwelt und Technik am Donnerstag. Eine Zählung im September habe 111 Fahrgäste pro Tag auf der neuen Linie 9 zwischen Salzert und Stetten ergeben. Die Ortsbuslinie 10 sei etwas „ruhiger angelaufen“. Die Zählung ergab 30 Fahrgäste pro Tag.

„Es dauert, bis Menschen ihre Gewohnheiten ändern“, betonte Droll. In Hauingen werden zum nächsten Fahrplanwechsel im Dezember außerdem noch zwei Haltestellennamen korrigiert (wir berichteten).

Komplizierter stellt sich die Situation bei der Linie 8 dar. Diese verläuft nun nicht mehr  von Tüllingen über den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) nach Stetten-Süd, sondern die Route wird vom ZOB zur DHWB   weitergeführt. Das hat zu Beschwerden aus Tüllingen und Stetten sowie einer Unterschriftenaktion für die Rückkehr zur alten Linie  sowie einen 30-Minuten-Takt für Tüllingen  geführt.

Außerdem kam es laut Droll anfangs zu Fehlern einzelner Busfahrer,  und der Fahrplan musste kurzfristig korrigiert werden, da Hebelschüler nicht mehr pünktlich in den Unterricht kamen.  

Fraktionsstimmen
„Tüllingen ist nicht verwöhnt was den ÖPNV angeht, aber wenn ich die leeren Busse sehe, frage ich mich, ob die Tüllinger überhaupt verwöhnt werden wollen“, sagte der Tüllinger  Xaver Glattacker (CDU).

Sein Fraktionskollege Bernhard Escher  sprach sich angesichts der schwachen Auslastung von 26 Fahrgästen pro Tag zwischen ZOB und DHBW hingegen für einen Betrieb der Linie 8 nach „alter Führung“ aus.

„Die Situation in Tüllingen war schon immer schwierig“, sagte Hubert Bernnat (SPD), der seit 1982 in Tüllingen wohnt. Er zeigte sich jedoch skeptisch, ob alle 515 Unterzeichner der Unterschriftenliste mit dem Bus fahren würden, wenn die Änderung der Linienführung zurückgenommen würde.

Stephan Berg (Grüne) forderte grundsätzlich mehr Geduld: „Es braucht Zeit, bis sich die Linien etablieren.“

 „Es wäre wünschenswert, dass noch mehr Menschen den ÖPNV nutzen“, sagte Matthias Lindemer (Freie Wähler). „Fakt ist, die Menschen lassen ihr Auto nicht stehen und die Busse fahren  leer durch die Gegend.“

Kritik an Linie 8
„Sehr viele berufstätige Tüllinger nehmen das Auto, weil sie auf dem Rückweg nun  bis zu 45 Minuten am ZOB warten müssten“, beklagte Jeanette Gruidl aus Tüllingen, die die  Unterschriften gesammelt hat.
 
„Warum werden Grundschüler warten gelassen, damit Studenten der achtminütige Fußweg vom Bahnhof erspart wird“, wollte Stefan Schäfer wissen. Er betonte, dass es nicht nur in Tüllingen sondern auch in der Kernstadt und in Stetten  viele Betroffene der veränderten Linie gebe. Der neue Schulbus nach Stetten sei nur ein „mäßiger Ersatz“ für den Wegfall der Verbindung, da dieser am Nachmittag nicht zur Verfügung stehe.
 
Auslastung verbessern 
Mehr Werbung und eine Aufwertung der Haltestellen  sollen laut Droll künftig die  Auslastung weiter verbessern. Ein 30-Minuten-Takt zwischen ZOB und Tüllingen ist laut dem Mobilitätsmanager der Stadt, Arne Lüers, machbar, aber  mit deutlichen Kosten verbunden.  

„Natürlich hätten wir gerne überall einen 30-Minuten-Takt, wir brauchen aber  ein Preisschild für weitere Verbesserungen, um darüber entscheiden zu können“, ergänzte Bürgermeister Michael Wilke.

Kritisch bewertet er die kürzliche Ablehnung der großen Mehrheit der DHBW-Studenten, Teil des landesweiten Semestertickets zu werden: „Dieses Signal ist nicht hilfreich.“ Wenngleich die neue Linienführung nicht nur die DHBW betreffe: „Wir haben  einen ganzen Stadtteil, der bislang nicht angebunden war“, sagte Wilke.

Letztlich sei es eine „politische Entscheidung“, ob der Hünerberg angebunden werden soll oder nicht. Indes: „28 Fahrgäste sind natürlich zu wenig, wenn es nicht mehr werden, müssen wir diesen Ast wieder einstellen. Zunächst sollten wir ihm aber eine Chance geben, sich zu entwickeln.“