Es kommen zwar weniger Flüchtlinge nach Deutschland und damit auch nach Lörrach. Aber: In diesem und im nächsten Jahr muss die Stadt Wohnungen für etwa 500 Flüchtlinge bereitstellen. Damit werden die Kosten für die Kommune erheblich ansteigen. Von Guido Neidinger Lörrach. „Die finanziellen Aufwendungen“ werden sehr hoch.“ Das war eine der zentralen Aussagen des Vortrags von Fachbereichsleiter Thomas Welz am Dienstag im Gemeinderat zur Anschlussunterbringung von Flüchtlingen. Die Kosten aber sind nur ein Problem. Das vielleicht noch drängendere Problem ist die Versorgung der Flüchtlinge mit Wohnungen, nachdem diese die Gemeinschaftsunterkünfte verlassen haben und in Wohnungen ziehen sollen. In diesem und im nächsten Jahr rechnet die Stadt mit 500 Personen. die Wohnungen in Lörrach benötigen. „Wie soll das gehen, wenn schon jetzt Wohnungen an allen Ecken und Enden fehlen"“, fragte Günter Schlecht (SPD) besorgt. Hier setzt die Stadt auf die Wohnbau Lörrach, die Anmietung von Privatwohnungen und sogar die Unterbringung in Hotels. Aber selbst wenn die Stadt alle Register zieht, „ist die Unterbringung von 500 Personen innerhalb von zwei Jahren mit den genannten Maßnahmen nicht möglich“, konstatierte Welz. Die Unterbringung in Containern ist eine Möglichkeit, „aber keine gute“, bemerkte Ulrich Lusche (CDU), weil dann die gewünschte Integration sehr schwer werde. Eine weitere Möglichkeit ist die schnelle Schaffung von Wohnraum in Modul- oder auch konventioneller Bauweise. Fünf mögliche Standorte nannte Welz dafür: das Füssler-Areal gegenüber der Villa Feer, der Parkplatz neben der Wintersbuckhalle, ein Grundstück in der Nordstadt, die Umwandlung der Gemeinschaftsunterkunft an der Gretherstraße und das Innocel-Gelände. Überall muss neu gebaut oder bestehende Gebäude müssen saniert werden – mit unwägbaren Kosten. Dass die 391 Euro, die der Stadt monatlich für einen Ein-Personen-Haushalt dafür erstattet werden, nicht ausreichen, liegt auf der Hand. Es ist zudem davon auszugehen, dass die Flüchtlinge nach ihrer Unterbringung in Wohnungen weiterhin betreut werden müssen. Laut Welz besteht sogar ein Anspruch auf zwölfmonatige Betreuung. Diese wird vom Landratsamt gestellt. Ob das ausreicht, dahinter setzte Welz allerdings ein Fragezeichen. Und: „Der Integrationsaufwand wird nochmals deutlich höher“, betonte er. Auch Margarete Kurfeß (Grüne) sagte: „Die größten Her-ausforderungen kommen erst noch auf uns zu.“ Uwe Claassen (Freie Wähler) rief dazu auf, Grundstücke, auf denen bisher Gemeinschaftsunterkünfte geplant gewesen seien, die jetzt nicht mehr benötigt würden, mit regulärem Wohnraum zu bebauen, „nicht nur für Flüchtlinge, auch für Einheimische“. Ganz so einfach ist das laut Wilke jedoch nicht. So sei das Grundstück an der Hornbergstraße in Haagen zum Beispiel gar nicht in städtischer Hand. Dennoch beharrte Günter Schlecht darauf: „Die Pläne der Gemeinschaftsunterkunft in Haagen dürfen nicht in der Schublade verschwinden. Wenn das Gelände nicht für eine Gemeinschaftsunterkunft benötigt wird, dann sollte hier für die Anschlussunterbringung gebaut werden.“ Ein schwieriges Unterfangen: Selbst bei der Umwandlung der Gemeinschaftsunterkunft an der Gretherstraße in Wohnungen für Flüchtlinge blockt der Landkreis und beharrt darauf, hier weiterhin eine Gemeinschaftsunterkunft zu betreiben. „Das ist nicht in Ordnung“, kritisierte Claassen das Landratsamt. Doris Jaenisch (CDU) forderte die Stadtverwaltung auf, die Flüchtlinge auf die gesamte Stadt zu verteilen, rasch reguläre Wohnungen zu bauen und keine Gettos zu riskieren. „Nur so kann Integration gelingen.“ Da der Bau regulärer Wohnungen auf die Schnelle kaum möglich ist, plädierte Günter Schlecht dafür, auch Container in die Überlegungen einzubeziehen. Zumutbar sei das Flüchtlingen durchaus, schließlich würden in Lörrach auch Schüler in Containern unterrichtet.