Lörrach Wüstenhitze bei „40 Grad“

Die Oberbadische
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Jazztone: Zum ersten Mal in Lörrach: der fabelhafte Jazzpianist Ramón Valle

Von Beatrice Ehrlich

Lörrach. Mit den Farben Kubas in den Frühling: Am Freitag gastierte zum ersten Mal der fabelhafte kubanische Jazzpianist Ramón Valle mit seinem Trio im Jazztone. Neben den Clubmitgliedern nahmen auch viele Gäste die Gelegenheit wahr, einen überaus lebendigen und authentischen Jazzmusiker der heutigen Zeit kennenzulernen.

Valle, der an der staatlichen Kunstakademie in Havanna studiert hat, überzeugt als herausragender Pianist mit unverwechselbarem Charakter ebenso wie mit seinen vielseitigen Kompositionen. Wüstenhitze bei „40 Grad“ in langgezogenen repetitiven Sequenzen, aber auch das bemerkenswerte Stück „5 hermanas“ – er hat es für seine fünf Schwestern geschrieben – zeichnen das Bild vom Leben im Inselstaat in intensiven Farben. Da ist viel Sinnlichkeit im Spiel, ausgelassene Lebenslust neben Nachdenklichkeit, mitunter auch Melancholie.

Valles Anschlag ist klar und prägnant, kein Ton klingt belanglos. Dazu kommt der virtuose Umgang mit Rhythmen, der in dem faszinierenden Stück „Kimbara Pa Nico“ seinen Höhepunkt erreicht. Im intensiven Zusammenspiel mit seinen beiden Partnern entwickelt sich ein wahrer Klangwirbelsturm, geprägt von abrupten Rhythmuswechseln und hochdramatischen Sequenzen mit chromatischen Auf- und Abstiegen und starken Kontrasten in der Dynamik.

Felipe Cabrera am Kontrabass und Liber Torriente am Schlagzeug ergänzen Valle am Piano perfekt und steuern eigene Improvisationen bei, im Mittelpunkt des Konzerts steht aber stets Ramón Valle selbst. Allein schon durch sein theatralisches Spiel lenkt er alle Aufmerksamkeit auf sich. Immer wieder setzt er auch spontan seine Stimme als weiteres Instrument ein.

Es ist nicht nur faszinierend, den Fingern Valles zuzuschauen, wie sie in aberwitziger Schnelligkeit über die Tastatur laufen oder aus großer Höhe die Akkorde treffen. Mit funkelnden Augen schneidet er grimmige Grimassen oder bricht urplötzlich in Lachen aus. Manchmal lüpft es ihn fast vom Sitz, so stark ist die Körperspannung mit dem musikalischen Ausdruck verbunden. Der ganze Mann ist in Bewegung, er macht das Spiel auf den schwarzen und weißen Tasten zu Tanz. Überaus freundlich kommentiert er sein Spiel und lässt sich auf kleine Interaktionen mit dem Publikum ein. Aber auch mit seiner Interpretation des Leonard-Cohen-Hits „Hallelujah“ – reduziert auf einzelne Fragmente, erwirbt er sich den Respekt der Zuhörer.

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