Veronika Zettler Lörrach. Als Sohn eines Genies hat man verschiedene Möglichkeiten, wie ein Blick in die Geschichte zeigt. Man kann die Flinte ins Korn werfen wie August von Goethe. Man kann selber ein Genie werden wie Carl Philipp Emanuel Bach. Oder man macht einfach das, worauf man Lust hat, so wie Dweezil Zappa, dessen Vater Frank bei seinen glühenden Verehrern bis heute im Ruf steht, ein Genie und ein weiser Mann gewesen zu sein. Aktuell ist Dweezil Zappa wieder mit der Musik seines Vaters auf Tour. Seit 2006 verfolgt er dieses Projekt – nebst vielen anderen. Eine kleine Veränderung gibt es indes, denn neuerdings darf Dweezil nicht mehr mit der Ankündigung „Zappa Plays Zappa“ auftreten. Nach dem Tod seiner Mutter Gail Zappa gibt es Zerwürfnisse in der Familie. Der Zappa Trust, nunmehr geführt von seinen Geschwistern Ahmed und Diva, hat Dweezil juristisch untersagt, sein Projekt weiterhin „Zappa spielt Zappa“ zu nennen. „Cease & Desist Tour“, schreibt Dweezil jetzt, was so viel heißt wie Unterlassungs-Tour. Dem Publikum könnte das egal sein, aber die Unterstützung für Dweezil ist riesig. Fans von Frank Zappa sind heute eben vielfach auch Fans von Dweezil Zappa, der das väterliche Werk authentisch und voller Stolz in die Welt trägt. Zwischen Mailand und Wien war Dweezil am Dienstag in Lörrach beim Stimmenfestival gebucht. Der Auftritt fand im randvollen Burghof statt und war richtig klasse. Der Applaus nach jedem Stück fiel ebenso laut aus wie die extrem laute Musik. Im Saal standen die Besucher teils so dicht, dass tänzerische Bewegung unmöglich war. Bei dem über zweistündigen Powerkonzert plus Zugaben lieferte die siebenköpfige Band einen Parforceritt durch das Zappaversum. Ein paar Beispiele aus der Setlist: Von der Doppel-LP „Freak Out!“, die Frank Zappa mit den „Mothers of Invention“ vor exakt 50 Jahren herausbrachte, gab es unter anderem das Stück „You Didn’t Try to Call Me“. Von der 1970 erschienenen Platte „Burnt Weeny Sandwich“ das Lied „Holiday in Berlin“ und vom Zappa-Film „200 Motels“ (1971) und dem gleichnamigen Soundtrack-Album die Nummer „What Will This Evening Bring Me This Morning“. Auch weniger Bekanntes war dabei wie „Planet of my Dreams“ vom Album „Them Or Us“ (1984). Dweezil und seine Mitstreiter sind zwar längst nicht so freaky wie Frank und Co., aber die Band strahlt enorme Spiellust aus und liefert eine so mitreißende wie lustige Show. Die vor experimentellen Brüchen, Witz und Ideen sprühenden Stücke werden hingebungsvoll gespielt. Alle Musiker sind erstklassig. Eindruck macht die geniale Multiinstrumentalistin Scheila Gonzalez an Keyboard und diversen Saxofonen. In einem Instrumentalduett von Dweezil und Scheila meint man, die beiden müssten gleich durch die Decke gehen. Ebenfalls toll ist die stimmgewaltige Sängerin Mikki Hommel, die auch eine Menge zappaesker Komik beisteuert. Kurt Morgan überzeugt als Bassist und kantiger Sänger, Ben Thomas, noch ein Multiinstrumentalist, als Trompeter, Posaunist, Gitarrist und Entertainer. Keyboarder Chris Norton sorgt unter anderem für rauschende Retro-Hammondklänge, derweil Schlagzeuger Ryan Brown Schwerstarbeit in Sachen Rasanz leistet. Und natürlich der exzellente Dweezil Zappa, der zur Freude des Publikums alle gitarristischen Kunstgriffe abfeuert. Schön auch, dass der 46-Jährige aus dem Nähkästchen plaudert. So erzählt er etwa von den Besuchen Johnny Guitar Watsons im Hause Zappa, ehe es als Hommage den Blues „I Want to Ta-Ta You Baby“ gibt. Und bevor das Stück „You Are What You Is“ kommt, berichtet er von dessen Entstehung in der „Utility Muffin Research Kitchen“, dem legendären Studio im Zappa-Anwesen in den Hollywood Hills. Bei Liedern wie „I’m The Slime“ singen die Zuhörer textsicher mit. Etliche im Publikum tragen Zappa-T-Shirts, manch einer sieht selbst ein bisschen aus wie Frank. Ein aus den USA stammender Konzertbesucher erzählt, er sei mit Frank Zappa befreundet gewesen. Kann ja jeder behaupten. Rasch holt er das Fotoalbum aus dem Rucksack, das mit Bildern von ihm und Frank gefüllt ist. Wer das Konzert verpasst hat, kann sich den 18. März 2017 vormerken. Dann kommt mit den Grandsheiks eine hörenswerte Zappa-Coverband in den Burghof.