Lörrach Zeigen, dass man anders ist

Die Oberbadische

Piercings haben sich in der Gesellschaft etabliert, deswegen geht der Trend zu immer ausgefalleneren Arten

Von Jasmin Dunke

Ein Ring in der Nase, ein Stab durch die Augenbraue oder ein glitzernder Stecker unterhalb der Lippe – Piercings sind heutzutage nicht mehr aus unserer Gesellschaft wegzudenken. Man sieht Menschen mit Körperschmuck überall: auf der Straße, in den Bars und sogar in Schulen. Aber wie hat sich das Piercen mit den Jahren entwickelt? Was sind die derzeitigen Trends? Und worauf sollten Jugendliche Acht geben?

Beim Verzieren des eigenen Körpers greift der Mensch auf unterschiedlichste Praktiken zurück. Hierbei steht die Haut im Zentrum: es wird auf sie aufgetragen, weggeschabt, es wird durchstochen, hinzugefügt und aufgesetzt – vorübergehend oder immerwährend.

Eine beliebte Form der Körpermodifikation ist das Piercen.Die frühesten Belege lassen sich bis zu 7000 Jahre zurückdatieren. Zahlreiche Kulturen und Ethnien praktizierten diese Form um sich etwa von anderen Volksstämmen abzugrenzen oder spirituelle Rituale zu zelebrieren. In den 1960er Jahren brachten vor allem Hippies Nasen- und Ohrpiercings von ihren Reisen nach Indien in die westliche Gesellschaft mit.

Als Jim Ward, bekannt als „The Gauntlet“, im Jahre 1975 das erste Piercingstudio in Los Angeles eröffnete, verbreitete sich der Köprerschmuck aus Metall auch in Amerika. Immer öfter wurden dort die bei Naturvölkern verbreiteten Bräuche aufgenommen, um den eigenen Körper zu modifizieren. War in den 1990ern Piercings noch auf die Punk- und Crustcoreszene beschränkt, so gerieten sie 1993 auch in die Schlagzeilen, als sich Schauspielerin Alicia Silverstone in einem Musikvideo von „Aerosmith“ einen Bauchnabelpiercing stechen lies.

Das Piercen des Bauchnabels wurde kurz darauf zum Trend der Jugendkultur.

Heutzutage ist ein Piercing nichts Besonderes mehr. Es ist ein Bestandteil der Alltagskultur. „Das Piercing ist gesellschaftlich akzeptiert. Das Interesse ist stetig steigend“, erzählt Alex Haring, Piercer bei Skinart in Lörrach. Das modisch-kulturelle Phänomen ist jedoch längst nicht mehr nur für jüngere Menschen attraktiv: „Jung und Alt lassen sich derzeit piercen. Alle möglichen Altersgruppen sind vertreten“, sagt Stella Winkelmann, die vor kurzem das erste mobile Piercingstudio in Lörrach eröffnete und mit ihrem umgebauten Krankenwagen zu Veranstaltungen und Privatkunden fährt.

„Meine bislang älteste Kundin war eine 74-jährige Frau, die sich das Ohr piercen lies“, erzählt Winkelmann. Waren früher noch Ohr und Bauchnabel populäre Orte für Körperschmuck, so werden die Trends immer skurriler: „Nach wie vor sind Nasen-, Ohren-, Lippen- oder Bauchnabelpiercings am beliebtesten. Die Wünsche werden jedoch immer extremer und ausgefallener. Es werden immer neue Hautstellen für Piercings gefunden. Die Menschen wollen zeigen, dass sie anders sind“, vermutet Winkelmann.

Besonders „in“ sind momentan die sogenannten „Dermal Anchors“, unter der Hautoberfläche liegende Implantate, an denen sich mittels eines kleinen Gewindestabes Schmuck anbringen lässt. „Gerade im Dekolleté sind diese Oberflächenpiercings bei Frauen populär“, meint Haring. Ebenfalls im Trend liegen die ausgedehnten Ohrlöcher, die „Tunnels“. In den vergangenen sechs Jahren seien sie zur absoluten Mode geworden, so Haring. Auch Brustwarzen- und Intimpiercings sind gefragt – in den USA gehört das Piercing an der Brustwarze zu den meist gefragtesten Kundenwünschen.

Der beliebte Körperschmuck kann jedoch auch seine Tücken haben: Neben dem Schmerzfaktor beim Durchstechen der Haut und den üblichen lokalen Schwellungen in den Tagen danach, kann es bei einem unprofessionellen und unhygienischem Prozess zu Entzündungen und Infektionen kommen. Gerade bei Ohrlöchern sollte man vorsichtig sein. „Es ist besser, sich Ohrlöcher in einem Piercingstudio stechen zu lassen, wo Kanülen und keine Pistolen verwendet werden“, erläutert Winkelmann. „Die Pistolen franzen die Löcher aus. Außerdem besitzen die ausführenden Betriebe oft nicht die nötige Fachkenntnis und sind dann mit Komplikationen schnell überfordert.“

Alex Haring empfiehlt: „Man sollte sich im Voraus gut über das Piercingstudio informieren. Es sollte nicht nach dem Preis, sondern nach Hygiene, Service und Personal ausgewählt werden.“ Der erfahrene Piercer warnt außerdem vor dem Leichtsinn mancher Jugendlichen: „Bevor man sich ein Piercing stechen lässt, sollte man sich klar gemacht haben, welche Auswirkungen dies etwa auf die berufliche Zukunft haben kann. Viele Berufsfelder erlauben keine Piercings. Da kann es schon einmal vorkommen, dass man den Job nicht bekommt, da man beispielsweise die geweiteten Ohrlöcher nicht mehr rückgängig machen oder verstecken kann.“

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