Malsburg-Marzell Inklusion im Dorf forcieren

Weiler Zeitung

Armin Schuster (MdB) zu Besuch im Berghaus Johannes / „Praktisch bildbare Kinder“

Von Alexandra Günzschel

Malsburg-Marzell. Seit fünf Jahren tourt der CDU-Bundestagsabgeordnete Armin Schuster nun schon durch seinen Wahlbezirk. Sein Ziel ist es, jede Einrichtung wenigstens einmal besucht zu haben. Gestern machte er unter anderem beim Berghaus Johannes in Kaltenbach Station, einer Einrichtung für „seelenpflege-bedürftige Kinder und Jugendliche“.

Dort wurde Schuster zunächst von der langjährigen Heimleiterin Erika Erz in Empfang genommen. Für die Heimbewohner ist sie seit Generationen einfach nur die „Tante“. Zum Beispiel für Max, einem Dauerbewohner, der für sein Leben gern Pilze sammelt und Körbe flechtet. Ein paar Pfifferlinge und Steinpilze hatte er den Besuchern gleich mitgebracht.

Die Einrichtung wurde im Oktober 1970 vom mittlerweile verstorbenen Hermann Winter in einem ehemaligen Ferienhaus gegründet. Winter sah sich der Lehre von Rudolf Steiner verbunden, wovon vor allem das helle und verwinkelte Gebäude zeugt, das gleichzeitig Schule und Internat ist. Untergebracht sind hier Kinder mit verschiedenen Behinderungen wie Autismus, Tourette- oder Down-Syndrom. Die Finanzierung erfolgt über den Paritätischen Wohlfahrtsverband.

„Wir sprechen von seelenpflegebedürftigen oder praktisch bildbaren Kindern und Jugendlichen“, sagt Erika Erz und erzählt, wie einige von ihnen durch praktische Tätigkeiten wie das Gärtnern über die Jahre ganz erstaunliche Fähigkeiten entwickelten.

Platz wäre für 34 Bewohner. Momentan wohnen jedoch nur 20 Kinder und Jugendliche im Berghaus Johannes. Für mehr Schüler bräuchte man auch mehr Personal und das ist nicht leicht zu finden. Die Bewohner bleiben oft bis Mitte 20 im Haus, kehren dann zu ihren Familien zurück oder finden in anderen Einrichtungen ein Zuhause.

„Derzeit verfügt das Haus über zwölf Mitarbeiter im Heimbereich, über sechs Lehrer sowie über Honorarkräfte, die wechselnde Angebote wie zum Beispiel Volkstanz, Theater oder Logopädie machen“, erklärt Heimleiterin Halina Bednarz, die die Gäste gestern durch das Haus führte. Zu sehen gibt es dort kleine freundliche Klassenräume, einen Werk- und einen Webraum, den Wohnbereich mit neuer Großküche sowie den Schulungsraum, in dem auch die alljährliche Abschlussfeier stattfindet.

Armin Schuster zeigte sehr viel Sympathie für die Einrichtung, die er als sinnvolle Ergänzung zu den derzeit vorherrschenden Inklusionsbemühungen sah, also dem Bestreben, Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam zu unterrichten. Die Inklusion, so war man sich schnell einig, finde im abgelegenen Kaltenbach auch dadurch statt, dass die Schüler gut ins Dorfleben integriert seien. „Sie helfen bei der Feuerwehr mit“, nannte Erika Erz ein Beispiel.

Schuster zeigte sich skeptisch, „dass wir 100 Prozent Inklusion hinkriegen“. „Wir brauchen auch solche Spezialkliniken“, betonte er deshalb. Den Verantwortlichen riet er jedoch dazu, die Inklusionsbestrebungen, etwa durch Kooperationen mit den örtlichen Schulen, zu verstärken, um durch den „politischen Druck“ in dieser Richtung nicht unterzugehen.

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