Malsburg-Marzell Wetteraufzeichnung seit 90 Jahren

Weiler Zeitung
Die Wetterstation in Marzell mit Roland Gerspacher (l.) und Manfred Ernst Foto: Kanmacher Foto: Weiler Zeitung

RückblickeAnfänge der Messungen gehen auf damaliges Sanatorium zurück / Heute moderne Station

Über das Wetter wird viel gesprochen. Aufschluss geben vor allem präzise Wettermessungen und diese haben in Malsburg-Marzell eine lange Tradition. Schon seit 1925 werden hier Messungen vorgenommen.

Von Rolf-Dieter Kanmacher

Malsburg-Marzell. Noch bis 2004 wurde das Wetter im damaligen Sanatorium Fried-richsheim (heute Reha-Klinik Kandertal) der Landesversicherungsanstalt Baden aufgezeichnet. Heute befindet sich eine moderne Messstation im Marzeller Außerdorf.

An den Wetterbeobachtungen war in den Anfangsjahren speziell die ärztliche Leitung der Klinik interessiert, als es in den früheren Tuberkulosekliniken noch eine chirurgische Abteilung gab. Zunächst als reine Sonnenscheinstation geführt, gab es in den Sanatorien von 1928 an eine Klimastation, von 1939 an eine Niederschlagsstation des Reichswetterdienstes.

Standort war zunächst der „Kapf“, wo sich heute ein Sportgelände befindet. Als Emil Ernst die Beobachterfunktion übernahm, wurde die Station zu seinem Wohnhaus im unteren Klinikbereich verlegt, bis sie 1976 ihren vorläufig endgültigen Platz beim Gemeinschaftshaus fand. Beobachter waren in den Anfangsjahren nach vorliegenden Aufzeichnungen Assistenzarzt Geßner, dann Paula Wießler, Ernst Lindemer und Max Enßle.

Als 1976 das Interesse der Kliniken an der Station nachließ, die LVA als Träger war auch teilweise für die Kosten aufgekommen, erfolgte auf Antrag des Wetteramts Freiburg die Umwandlung der Privatklimastation in eine Klimahauptstation des Deutschen Wetterdienstes.

Von 1969 bis 2004 an betreute Manfred Ernst unterstützt von Ehefrau Brunhilde in der Nachfolge seines Vaters die Station. Ernst wurde 1995 vom Bundesverkehrsministerium mit der Wetterdienstplakette ausgezeichnet. Zu seinen Aufgaben gehörte es, jeden Tag an vorgegebenen Terminen Messungen und Beobachtungen durchzuführen. Es gehöre hohes Pflichtbewusstsein dazu, jeden Tag an drei vorgegebenen Terminen (7.30, 14.30 und 21.30 Uhr) diese Beobachtungen schriftlich festzuhalten, stellte Diplom-Meteorologe Theodor Todt, damals Leiter des Klimadezernats beim Wetteramt Freiburg, bei der Ehrung von Manfred Ernst fest.

So wurden in den Kliniken die Wetterelemente Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Niederschlag (gegebenenfalls Schneehöhe) festgehalten. Speziell die Kegelfreunde von Manfred Ernst erinnern sich noch gut daran, dass der Wetterbeobachter und begeisterte Kegler im Gemeinschaftshaus der Kliniken jeweils pünktlich um 21.30 Uhr eine Pause einlegte und nach draußen zum „wettern“ ging, wie er sagte.

Dass die Wettermessungen im oberen Kandertal weitergeführt werden, ist Roland Gerspacher, im Hauptberuf wie Manfred Ernst Schreiner, zu verdanken. Er erklärte sich 2005 bereit, bei seinem Wohnsitz im Marzeller Außerdorf auf 708 Meter Meereshöhe eine Station des Wetteramts weiterzuführen.

Manfred Ernst besichtigte kürzlich die moderne Messstation und zeigte sich beeindruckt von der intelligenten Sensorik, mit der die Anlage ausgerüstet ist. Sie erfasst viele meteorologische Werte vollautomatisch, so die Niederschlagsmengen.

Die Messdaten werden vom Stationsrechner gesammelt und automatisch an die Zentrale des Deutschen Wetterdienstes (DWD) übertragen. Die Schneehöhe muss allerdings nach wie vor „von Hand“ ermittelt werden.

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