Maulburg Bilder erinnern an die Heimat Syrien

Markgräfler Tagblatt

Ausstellung: Mahmoud Alkousa zeigt seine Arbeiten im Dorfstübli / Malkurs für Kinder

„Mein liebes Damaskus“ nennt Mahmoud Alkousa die Ausstellung mit Erinnerungsbildern aus seiner Heimat Syrien im Dorfstübli in Maulburg.

Maulburg. Damit arbeitet der 69-Jährige, der als Flüchtling mit seiner Familie in Wies untergebracht war und jetzt in einer Lörracher Gemeinschaftsunterkunft, einer Container-Anlage, lebt, die Vergangenheit und die Flucht aus seiner Heimatstadt Homs auf.

Zwei Monate war die Familie unterwegs über die Türkei und Griechenland, hat draußen geschlafen, war tagelang ohne Essen: keine schönen Erinnerungen, die der Kunstlehrer und Maler an diese schreckliche Zeit hat. „Ich hatte Angst um mich und meine Kinder“, sagt der seit einem Jahr in Deutschland lebende Alkousa, der 1947 in Palästina geboren wurde und 1950 nach Syrien kam. „Hauptsache am Leben bleiben“.

So denkt er nun hier über sein Land und die Probleme in seiner Heimat nach, indem er zu Pinsel und Ölfarbe greift, die für ihn recht teuer sind, um das Leben in Syrien zu reflektieren und den Orient den deutschen Betrachtern näher zu bringen und bildhaft darzustellen.

In Lörrach lebt er mit seiner Frau Nawal, der Tochter Lama und der Schwiegertochte Nour. Letztere hat er auf einem Bild verewigt, wie sie „extra zum Malen“ Wasserpfeife raucht. Das Motiv mit der Wasserpfeife taucht in den Bildern öfter auf; es ist ein Symbol für die typische Mentalität in den arabischen Ländern: Der Mann raucht Wasserpfeife, die Frau ist im Haushalt beschäftigt.

Die anderen Kinder sind weit verstreut. „Wir sind international“, kommentiert Alkousa sanft lächelnd diese Situation: Der Sohn lebt in Dubai, eine Tochter in Schweden, eine andere Tochter ist mit Mann und Kindern in Österreich geblieben. Früher hätten sie alle zusammengelebt, beklagt Alkousa, dessen Schwester und Bruder noch in Syrien sind. Er ist mit ihnen über das Internet in Kontakt.

Alkousa, der schon immer gemalt und fast 30 Gruppen- und Einzelausstellungen hatte, konzentriert sich in seiner Malerei vor allem auf die Architektur und die Menschen. Damaskus liegt ihm sehr am Herzen. Der Basar, die Altstadt oder eine Straße tauchen als Motive auf. Damaskus ist für ihn die „alte Stadt, die grüne Stadt, Geschichte und Arabien“.

Beeindruckend ist das Ölbild mit dem alten Wasserrad vor dem zerstörten Museum in Hama, der „Stadt der Wasserräder“. Auf anderen Bildern sieht man, wie der Krieg die Heimat verwüstet, die Häuser und Städte durch Bomben und Raketenangriffe zerstört und die Menschen in die Flucht getrieben hat. Eine Ansicht zeigt eine alte Frau in einem verlassenen Ort, die alleine zurückbleibt. Alkousa sagt resignativ dazu: „Keine Leute, kein Leben“.

Unter das Kapitel „Erinnerungen und Aufarbeitungen“ - so war die kleinere Ausstellung im Rathaus Tegernau im März betitelt, bei der wie in Maulburg Hans Viardot die Eröffnungsrede hielt – fallen Gemälde wie das von einem Bergdorf oder der musizierenden Sufi und tanzenden Derwische (ein Bild, das gleich von einem bekannten Lörracher Musiker erstanden wurde).

In einem sehr typischen Motiv hält Alkousa das Leben in einem arabischen Palast fest, obwohl er selber in Homs in einem modernen Haus gelebt hat. In Gedanken läuft er durch die Straßen und denkt, dass er gleich Ali Baba oder Harun al-Raschid begegnet in den Geschichten aus Tausendundeiner Nacht. Diesen Traum und die Fantasie lebt der Maler in seinen Werken aus.

Annemarie Weber, die Leiterin des Dorfstüblis, wo es auch einen Kreativtreff für Flüchtlingsfrauen gibt, wurde durch die Tegernauer Ausstellung auf Mahmoud Alkousa aufmerksam und vermittelte die Werkschau, die durch einige Arbeiten der jungen irakischen Flüchtlingsfrau Samira Sayd ergänzt wird.

Alkousa würde auch gerne einmal in Lörrach ausstellen, wo er im Gemeinschaftsraum der Unterkunft ein Atelier mit anderen hat. Aber noch lieber „ginge ich in die Heimat zurück“, sagt der Maler, der mit dem Herzen immer in Homs ist.

Weitere Informationen: Am 5., 6. und 7. September ist die Ausstellung von 16 bis 18 Uhr geöffnet. Die Bilder sind verkäuflich. Mahmoud Alkousa gibt an diesen Tagen im Rahmen des Kinderferienprogramms einen Malkurs für Kinder ab sieben Jahren. Anmeldungen sind möglich: dorfstuebli.maulburg@gmx.de.

Umfrage

Bargeld

Die FDP fordert Änderungen beim Bürgergeld. Unter anderem verlangt sie schärfere Sanktionen. Was halten Sie davon?

Ergebnis anzeigen
loading