Ein wahres Muttertagsgeschenk bekam, wer im Dorfstübli beim musikalischen Gedichteabend mit Nicole Keilbach-Schmittel, Maria Böhme (Akkordeon) und Sabine Wuchner (Gitarre) dabei war. Von Susanne Kita Maulburg. Bei dieser kleinen, aber feinen Darbietung wurden die Besucher mit herzerfrischender Wärme und Offenheit in den Bann gezogen. Erzählungen, Lieder und Gedichte luden ein, am Leben und den Erfahrungen der Frauen teilzunehmen. Nicole Keilbach-Schmittel las aus ihren Gedichten mit großer Lebendigkeit, Direktheit und Charme. Selten ist zu hören, wie treff- und gefühlssicher es sich in der Wortewelt bewegen lässt. Da erblüht ein ganz eigener Reichtum in einer Welt, die alltäglich scheint und es doch so ganz und gar nicht ist, wenn man sich nur berühren lässt. Darin verborgen eine tiefe Wertschätzung dessen, was wirklich „bewegt“, und mit dem sich jeder Zuhörer auf das Direkteste verbunden fühlte. Das war ein sinnliches Crescendo an das Leben, wenn es in allen Höhen und Tiefen ergriffen wird, ohne dass die Dichterin dabei den verschmitzten Humor verliert, den man wohl Lebenskunst nennt. Untermalt wurden die poetischen Schnipsel mit gefühlvollen und stimmlich hervorragend vorgetragenen Liedern, die sowohl unter die Haut gingen als auch der Lebensfreude immer wieder ihren verdienten Platz einräumten. Selbst ohne des Alemannischen ganz mächtig zu sein, blieb bei den Besuchern vieles von diesem Abend hängen: vor allem der Eindruck von diesen drei Frauen mit viel Gefühl, Weisheit und Sinn für das „trotzdem immer noch Schöne“. Da zeigte sich eine so geballte Ladung an Mut, Unverzagtheit und Eigenheit, dass es eine wahre Freude war, dabei sein zu dürfen. Es war ein Abend wie ein Schatzkästlein, in dem aufbewahrt wurde, worum es wirklich geht: zu dem stehen, wie es sich gerade anfühlt und die Courage zu haben, sich auch in aller Verletzbarkeit zu zeigen, ohne Mitleid erheischen zu wollen oder sich im Mythos der Selbstaufopferung einzurichten. Mütter ohne Makulatur, unverblümt, echt und in aller Bescheidenheit sich selbst würdigend. Die Veranstaltung im Dorfstübli war kein Blumenstrauß zum Muttertag, sondern ein blühender und Früchte tragender Strauch mit Wurzeln, der sich einpflanzen lässt. Es war schön zu erleben, wie Worte, Melodien, Töne und Stimme gemeinsam so erklingen, dass sie ihr Ziel erreichen: zu berühren.