Maulburg (mh). Die „Jünger der Schwarzen Kunst“ sind nicht, wie vielleicht manch einer vermutet, Kollegen von Harry Potter. Diese haben nichts mit schwarzer Magie gemein, sondern sind Drucker und Schriftsetzer.
Hornberger Druck: Gautschfeier nach erfolgreichem Lehrabschluss
Maulburg (mh). Die „Jünger der Schwarzen Kunst“ sind nicht, wie vielleicht manch einer vermutet, Kollegen von Harry Potter. Diese haben nichts mit schwarzer Magie gemein, sondern sind Drucker und Schriftsetzer.
Nach einem Brauch, der bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht, werden die Jünger Gutenbergs nach erfolgreichem Lehrabschluss einem besonderen Ritual unterzogen, dem so genannten Gautschen, eine im wahrsten Sinne sehr feuchte Angelegenheit.
In der Maulburger Druckerei Hornberger wird diese Tradition noch immer gepflegt, und so mussten sich kürzlich vier junge Leute, Drucker und Buchbinder, diesem Ritual im Rahmen einer Betriebsfeier unterziehen.
War es früher üblich, die fertigen Gesellen nicht vom bevorstehenden Gautschen zu informieren, so war das bei Hornbergers nicht der Fall. Ergeben harrten die vier frisch gebackenen Gesellen Maximilian Zehntgraf, Patricia Fröhle, Victor Lozoboi und Denise Rützler der Dinge, die auf sie zukamen.
Der Gautschmeister in Person von Seniorchef Eckart Hornberger gab den Gästen kund, was nun folgte: „Ehrsame Kollegen und Junioren, also haben wir den heutigen Tag erkoren zu einem Gautschen nach altem Herkommen, unseren Jungen und unsrer Zunft zum Frommen.“ Ein nasses Spektakel begann, bei dem nicht nur die vier Kornuten, wie die Gäutschlinge genannt werden, nass wurden. Wer sich als Zuschauer zu nahe ans Geschehen wagte, konnte einen Wasserschwall abbekommen.
Die Kornuten wurden nach dem Ruf des Gautschmeisters „Packer, packt an“ auf eine Bank mit nassen Schwämmen gesetzt. Dazu hieß es: „Lasst ihren corpus posteriorum fallen auf diesen nassen Schwamm bis triefen beide Ballen.“ Es folgte das Überschütten mit eiskaltem Wasser, und zu guter Letzt gab es noch ein Bad in einem großen Zuber. Danach wurde den Gäutschlingen mit einem Trichter ein Krug Bier eingeflößt.
Gautschmeister Eckart verlas aus einer großen Pergamentrolle das Prozedere: „So habet fein acht, was selbig Ceremonie bedeutet: Hiermit wird den Gesellen ein reinigend Bad bereitet, das mit dem Wasser getilget werd‘ aller Lehrbuben Misere und Beschwerd‘, so über kund gewordene Missetaten ehrsame Gesellen in heiligen Zorn geraten.“ Es war eine für alle Umstehende lustige Angelegenheit, und auch die vier Gäutschlinge nahmen es mit Humor. Mit Leckereien vom Grill wurde das Gautschfest bei Hornberger Druck beschlossen. Das Unternehmen mit seinen rund 60 Mitarbeitern wird von Eva-Maria Hornberger geführt und ist Spezialist für hochwertige Druck-Erzeugnisse.