Seine Anhänger wollen in Hermann Burte (1879 bis 1960) bis heute vornehmlich dessen Schaffen als Schriftsteller, Mundartdichter und Maler gewürdigt sehen. Maulburg (jab). In seinen Hinterlassenschaften indes entlarvt der gebürtige Maulburger sich vor allem als Propagandist völkischer Ideologie, als Verfechter nationalsozialistischer Überzeugungen und als Träger rassistischen Gedankenguts. Eben diesem „politischen Burte“ widmet sich der Lokalhistoriker Hansjörg Noe. Gutbürgerliches Elternhaus Aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammend, habe der als Hermann Strübe aufgewachsene Dichter neben materieller Sicherheit die völkisch-nationalistische Gesinnung quasi in die Wiege gelegt bekommen – und diese bis zu seinem Tod gepflegt, so Noe jüngst in einem Vortrag. „Völkisch-deutsches Herrenbewusstsein“ Romane, Gedichte und Zeitschriftenartikel, überlieferte Reden und Briefe seien durchdrungen vom völkisch-deutschen Herrenbewusstsein und strotzten vor kämpferischem Blut- und Boden-Vokabular, so Noe. Er sagte, dass sich derlei Töne bereits früh in Burtes schriftstellerischem Werk nachweisen lassen, so etwa im 1912 erschienenen „Wiltfeber, der ewige Deutsche“. Im selben Geist verfasst Burte Anfang der 1920er Jahre ein Gedicht auf Karl Winter – ein Steinener Nationalsozialist der ersten Stunde, der beim Raufhändel mit Anhängern der Linken zu Tode kam und fortan als Märtyrer gefeiert wurde. Seinem Beitrittsgesuch für die Aufnahme in die NSDAP 1936 legte er ein Schreiben an den Führer bei, in dem er den „Bau des Dritten Reiches als Kunstwerk“ bezeichnet. Keineswegs, so Noe vor dem Hintergrund seines umfangreichen Akten- und Schriftenstudiums, sei Hermann Burte der ahnungslose Mitläufer gewesen, als der er sich nach dem Krieg im Zuge des Entnazifizierungsverfahrens gerierte. Zwar diente dem Schriftsteller offenbar die „künstlerische Freiheit“ als willkommenes Vehikel, um sich von den eigenen literarischen Ergüssen inhaltlich zu distanzieren.„Das Wesentliche meiner Arbeit ist die Dichtung“, antwortete Burte auf die Frage nach seiner Schuld, und bedeutete damit, dass all seine flammenden Worte keineswegs als bare politische Münze zu nehmen seien. Zuhörer wünscht keine weiteren Vorträge Tatsächlich aber habe Burte seine Haltung auch nach dem Krieg nicht abgelegt: „Drei Felsstürze haben meinen geraden Lebensweg zertrümmert“, schrieb er in seinen Erinnerungen: 1918 sei das Kaiserreich zerbrochen, 1933 das Bürgertum und 1945 das „eigentliche Deutschland.“ Von seinen Zeitgenossen war Hermann Burte hoch geachtet. Die Verehrung hielt und hält bis weit über die Zeit des Nationalsozialismus hinaus an. Noch im Jahr 1957 verlieh Efringen-Kirchen Burte die Ehrenbürgerwürde, über ein Dutzend „Hermann-Burte-Straßen“ gibt es aktuell in der Region, und Verweise auf die nationalsozialistische Kontaminierung Burtes ernten bis heute zum Teil wütende Einsprüche, wie Noe aus seinen Erfahrungen zu berichten wusste. Auch im Anschluss an den Vortrag in Maulburg fand sich ein Zuhörer, der darauf abhob, dass Burte ein begnadeter Künstler gewesen sei, und darum bat, dass es keine weiteren derartigen Vorträge über Burte geben solle, „in denen er so dargestellt wird“. Die zustimmenden Anmerkungen zu Noes Ausführungen indes überwogen eindeutig. Weitere Informationen: Ein Ortsgrundgang mit Hansjörg Noe zum Thema „Maulburg im Nationalsozialismus“ findet am Samstag, 22. Oktober, statt. Treffpunkt: 14 Uhr am Rathaus, Dauer: zirka zwei Stunden.