Maulburg „Kunst soll einen Gegenpol bilden“

Markgräfler Tagblatt
Gruppenbild mit Künstlern und Kurator: Klaus Kipfmüller, Ellen Vetter, Antonie Latscha und Michael Vester (von links) bei der Finissage von Kunst im Foyer bei Endress+Hauser. Foto: Jürgen Scharf Foto: Markgräfler Tagblatt

Ausstellung: Kunst im Foyer ist bei Endress+Hauser noch bis Freitag zu sehen

„Wir machen keine Ausstellung – Ausstellungen machen die Friseure auch – wir machen eine Präsentation“. Das sagte vor zehn Jahren der Künstler Klaus Kipfmüller zu CEO Matthias Altendorf von Endress+Hauser. Seither ist Kipfmüller Kurator der Reihe „Kunst im Foyer“ und erinnerte mit diesem Satz bei der Finissage an die Anfänge der Ausstellungsreihe.

Maulburg. Matthias Altendorf war selber bei dieser Jubiläumsausgabe von „Kunst im Foyer“ anwesend, derjenige, der diese Erfolgsgeschichte mit Kunst im Unternehmen in die Wege geleitet hat. Warum beschäftigt sich ein Industrieunternehmen überhaupt mit Kunst? Dieser Frage ging Jörg Herwig, der neue Marketing-Direktor, nach. Brauche es Kunst als Gegenstück, als ausgleichenden Pol zur Wirtschaft? Ja, meinte Herwig. Kunst sollte einen Gegenpol bilden, nach dem Motto: Gesehenes statt Effizienz.

Das Familienunternehmen aus der Region Endress+ Hauser ist beim Thema Kunst und Industrie ein Vorreiter und straft das Vorurteil Lügen, dass beides unvereinbar sei. Der Ort sei repräsentativ und die Wände im Foyer in einer Dimension, dass man sie nicht leer lassen sollte, meinte Herwig. Da man regionale Künstler einlade, sei das auch ein Zeichen von Verbundenheit mit der Region. Eine solche Ausstellung mit jeweils vier Künstlern pro Ausstellungsjahr gebe auch genügend Gesprächsstoff für Kunden und Mitarbeiter.

38 Kunstwerke hat die Firma inzwischen gesammelt und im eigenen Bestand und schmückt damit Büro-, Besprechungs- und Produktionsräume. Dass Kunst auch manchmal bei Mitarbeitern anecken kann, bewies die hübsche Anekdote vom umgehängten Schafs-Bild, die Herwig schmunzelnd erzählte.

Der Grenzacher Künstler Klaus Kipfmüller, der von Anfang an Kurator ist, hat bisher 40 „Präsentationen“ zuwege gebracht, meist Malerei. Neben den Mitarbeitern, die sich an den wechselnden Kunstausstellungen erfreuen, sehen 2500 bis 3000 Besucher pro Jahr diese Werke.

Wie immer kurz und prägnant und humorvoll machte Kipfmüller eine Führung mit den Finissage-Gästen durch die Ausstellung, bei der man noch bis Freitag dieser Woche einige Beispiele der vier vergangenen Werkschauen sieht. Antonie Latscha, Malerin aus Rheinfelden/Schweiz, zeigt lyrische Abstraktionen, also Bilder aus dem Bauchgefühl heraus. Natur ist ihre Inspiration. „Natur macht wunderschöne Gemälde“, sagt sie. In ihren Bildern gibt es immer Geschichten, aber keine Titel; in den jüngsten Kompositionen setzt sie Liebesgedichte von Hermann Hesse in einzelnen Wortbildern mit Sprechblasen um.

Ellen Vetter hat ihr Atelier in Lahr. Ihr Thema ist Tanz und Mensch. So malt sie anregende Modern Dance-, Street- und Break Dance-Motive, meist etwas abstrahiert, die die Bewegung im Moment festhalten.

Michael Vester aus Lörrach versucht Malerei und Fotografie zu verbinden. So hat er Guggemusiker und Passanten auf der Straße einzeln fotografiert, freigestellt, digital nachbearbeitet und in „Nach der Parade“ neu zu einer Menschenansammlung arrangiert. Grafisches Gestalten verbindet sich auch mit Malerei in der Fotomontage aus der Serie „Forest Secrets“, einer geheimnisvoll verfremdeten Waldszene mit Dingen, die nicht in den Wald gehören.

Von Jean-Pierre Grégoire aus Mulhouse – der als einziger nicht bei der Finissage dabei sein konnte – sieht man bizarre fremdartige Figuren und Gesichter in digitaler Malerei, am Tablet erstellt, mit dem Titel „Schuberts Winterreise“. Früher hat der Elsässer mit Teer gearbeitet, nun mit Neuen Medien.

Der Nächste im Foyer wird Bruno Haas sein. Der bekannte Maler ist vor vier Wochen von Lörrach nach Maulburg zurückgezogen und wird hier ein Heimspiel haben.

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