Maulburg Photovoltaik bietet ein gutes Potenzial

Markgräfler Tagblatt

Gemeinderat wird über Energiekonzept Maulburg-Nord informiert / 45 Prozent Rücklauf bei Befragung

Von Harald Pflüger

Maulburg. Maulburgs Energiebedarf kann nicht allein über erneuerbare Energien gedeckt werden. Dieses Fazit zog Daniel Weiß, Geschäftsführer der HBG Zell, bei der Vorstellung des Zwischenberichts zum Energiekonzept Maulburg-Nord.

Umdenken bei der Energieversorgung will die Gemeinde Maulburg und dabei auf nachwachsende Rohstoffe wie Holz setzen. Im Bereich des Schul- und Sportzentrums ist dies bereits geschehen. Nun möchte die Gemeinde auch Gewerbebetriebe und Privatleute ermuntern, zur Reduzierung von Treibhausgas beizutragen.

Vergangenes Jahr hatte der Gemeinderat deshalb die Firma HBG Zell mit einem Quartierkonzept für das Gebiet nördlich der Bahnlinie beauftragt. Für die rund 125 000 Euro teure Expertise erhält die Gemeinde von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) einen Zuschuss aus dem Programm „Energetische Stadtsanierung über 81 000 Euro.

Das zu untersuchende Gebiet nördlich der Bahnlinie umfasst etwa 94 Hektar, auf dem sich neben 26 produzierenden Gewerbebetrieben auch rund 380 Wohngebäude befinden. Bis auf den Werkhof der Gemeinde und das Feuerwehrgerätehaus befinden sich hier alle Gebäude im Privatbesitz. Hinzu kommt noch das Gebiet westlich von Schule, Halle und Hallenbad (inklusive dieser Gebäude).

Kurz ging HBG-Geschäftsführer Daniel Weiß bei seinem Zwischenbericht auf die ehrgeizigen Ziele der Bundesregierung ein, die bis zum Jahr 2050 eine Reduktion des Treibhausgases um 80 bis 95 Prozent und einen Ausbau der erneuerbaren Energien auf 60 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs vorsehen. Derzeit werden lediglich zehn Prozent des Energiebedarfs durch erneuerbare Energien gedeckt. 73 Prozent des Bedarfs wird durch Importe gedeckt, wobei Öl mit 33 Prozent vor Kohle mit 23 Prozent und Erdgas mit 22 Prozent Spitzenreiter ist.

Nach einer Informationsveranstaltung im November und einem Anschreiben an die 894 Eigentümer fand eine Begehung vor Ort statt. Während Weiß in Steinen offene Türen einrannte, kam es in Maulburg vor, dass den Mitarbeitern die Tür vor der Nase zugeknallt wurde. Man habe es in Maulburg im Gegensatz zu Steinen nicht geschafft, die Leute zu sensibilisieren. In der Summe sei es schlechter gelaufen als in Steinen, so Weiß` Fazit. Von 894 Gebäudeeigentümern antworteten mit 405 weniger als die Hälfte (45 Prozent).

Christian Leszkowski (SPD) vermutete ein Kommunikationsproblem, während sein Fraktionskollege Bruno Sahner sich fragte, ob die Befragung falsch angegangen wurde. Schließlich müsste jeder Hausbesitzer ein Interesse an Energieeinsparungen haben. Dennoch ließen die gewonnenen Daten laut Daniel Weiß Rückschlüsse zu. 90 Prozent der Heizenergie wird in Maulburg durch Erdgas gedeckt. Heizöl, Wärmenetze und Pellets spielen eine untergeordnete Rolle.

Der Heizenergiebedarf der Gemeinde von insgesamt 13,9 Gigawattstunden entspricht 1,4 Millionen Liter Heizöl. Der Strombedarf liegt mit 21 Gigawattstunden noch höher. In der Summe entspricht der Energiehunger Maulburgs einem Wert von rund sechs Millionen Euro jährlich.

Ein Teil dieser sechs Millionen Euro könnte den großen Energieversorgern abgezwackt werden, wenn die Gemeinde auf erneuerbare Energien vor Ort setzt. Dass Potenzial vorhanden ist, steht für Daniel Weiß außer Frage. Mit Holz könnten 20 Prozent des Energiebedarfs gedeckt werden, mit Wasserkraft 3,5 Prozent, mit Biogas 20 Prozent und mit Photovoltaik gar 166 Prozent des Bedarfs. Hier gibt es theoretisch eine Überkapazität. Überhaupt kein Potenzial für Maulburg sieht Daniel Weiß in der Windenergie.

Zusammengefasst kommt Daniel Weiß zu dem Schluss, dass, bezogen auf die Gemarkungsfläche Maulburgs, der Energiebedarf nicht über erneuerbare Energien gedeckt wird. Vielmehr muss das Umland mit einbezogen werden. Das größte Potenzial sieht der HBG-Geschäftsführer in der Photovoltaik. Sie hat allerdings den Nachteil, dass die Stromerzeugung nicht steuerbar ist. Der Einsatz von dezentralen Blockheizkraftwerken könnte hier helfen, Lastspitzen zu vermeiden.

Ausbaufähig hält Daniel Weiß die Wasserkraftnutzung am Gewerbekanal; für Biogas und Windenergie sieht er hingegen auf der Gemarkung Maulburg kaum Potenzial.

Nachdem die Heizzentrale bei der Mehrzweckhalle optimiert wurde und man „noch Luft hat“ (Weiß), könnten weitere Gebäude an das Wärmenetz angeschlossen werden, wobei dies in erster Linie für Wohnblocks interessant wäre. Hierfür ein Konzept zu entwickeln, soll der nächste Schritt des Energiekonzepts sein. Wenig abgewinnen konnte Daniel Weiß den von Erwin Puls (FW) angesprochenen Wärmepumpen. Sie zählen aufgrund ihres Strombedarfs nicht zur erneuerbaren Energie.

Als weitere Schritte regte Daniel Weiß im Gemeinderat ein Konzept für den Ausbau des vorhandenen Wärmenetzes und ein Konzept für das Wärmenetz Nord-Ost an. Soweit war sich der Gemeinderat einig. Unterschiedliche Auffassungen gab es bezüglich der Information und Beratung von Hausbesitzern, dem Solarflächenkataster und den Anforderungsprofilen für die anstehenden Konzessionsausschreibungen Strom und Erdgas. Über diese Punkte wird im Gemeinderat noch zu sprechen sein.

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