Motorsport Die DTM mischt die Karten neu

Jürgen Kemmner
Bald geht es für Mercedes, Audi und BMW in der DTM wieder rund. Foto: dpa

Am 4. Mai beginnt die neue DTM-Saison in Hockenheim – mit etlichen neuen Regeln. Abhängig von den Resultaten muss eine Marke künftig Gewicht zuladen oder ausladen. Nicht allen Fahrern schmeckt das.

Stuttgart - Für Nico Müller ist es eine Wohltat, wenn er in Basel den Grenzübergang nach Deutschland passiert. Nicht, dass der Schweizer seine Heimat nicht lieben würde; doch in ihm fließt Rennfahrer-Blut und da fällt es schwer, das Tempolimit von 120 km/h auf den eidgenössischen Autobahnen einzuhalten. „Es ist angenehm, auch mal schneller unterwegs zu sein“, sagt der 22 Jahre alte Thuner, „deshalb bin ich auf der A 5 nach Stuttgart gefahren.“ Am Dienstag bremste ihn keine Baustelle, kein Stau, Nico Müller hatte freie Fahrt – so war er eine halbe Stunde früher in Stuttgart als er erwartet wurde. Auch Martin Tomczyk, der mit Ehefrau Christina und Tochter in Aesch im Kanton Basel-Landschaft lebt, war vor der verabredeten Zeit am Treffpunkt. Paul di Resta kam absolut pünktlich, „just in time“. Kein Kunststück: Der Schotte hatte die kürzeste Anreise – er kommt von seinem Arbeitgeber und die Motorsport-Abteilung von Mercedes liegt gegenüber dem Stuttgarter Pressehaus auf der anderen Straßenseite.

"Für viele Jungs ist DTM-Fahrer ein Traumberuf“

Bevor die DTM-Fahrer sich auf den Rennstrecken um Punkte streiten, gehen die Werkpiloten von Audi, BMW und Mercedes auf Deutschland-Tour. Vor dem Saisonauftakt am 4. Mai in Hockenheim sind Termine bei Sponsoren und Medien angesagt, die Serie muss sich öffentlichkeitswirksam vermarkten. Immerhin stecken die drei Premiummarken zweistellige Millionenbeträge ins Engagement. Es ist kein zufällig zusammengewürfeltes Trio, das auf Medienfahrt geht – es ist von jedem Typus einer dabei. Das Urgestein Martin Tomczyk, das seit 2001 in der Serie antritt und 2011 Meister war. Rückkehrer Paul di Resta, der nach dem Titel mit Mercedes 2010 sich drei Jahre in die Formel 1 zu Force India verabschiedete und der nun dem Stern wieder Vorfahrt einräumen soll. Und Nico Müller, der Schweizer in Audi-Diensten, der in Hockenheim seine DTM-Premiere feiert. Der 22-Jährige äußert freilich die niedrigsten Ansprüche, für ihn sei 2014 ein Jahr zum Lernen. „Ich will so viel wie möglich mitnehmen und Erlerntes schnell umsetzen“, sagt er, „ich fühle mich privilegiert in meiner Rolle – für viele Jungs ist DTM-Fahrer ein Traumberuf.“

Bei Martin Tomczyk und Paul di Resta sind die Erwartungen höher. Beide haben viele 1000 Kilometer Tourenwagen-Erfahrung in den Knochen, beide waren DTM-Champion – und nun soll der zweiten Titel folgen. 2011 war Tomczyk Meister, aber im Audi; mit BMW hat er zwei magere Jahre (Gesamtränge 8 und 19) durchlebt. „Seit eineinhalb Jahren habe ich immer mit Problemen zu kämpfen“, sagt der 32-Jährige, „in der DTM muss alles passen, um den Titel zu gewinnen – Auto, Team und Fahrer. Ich hoffe, es passt 2014.“ Und Paul di Resta gibt zu bedenken, dass sich seit seinem Abschied 2010 in der DTM viel geändert habe und er deshalb „noch nicht genau sagen kann, wo wir stehen“. Ein Grund für diese Unwissenheit, die alle drei Piloten einräumen: Die neuen Regeln machen die DTM schwerer kalkulierbar, die Karten werden neu gemischt.

Die Zusatzgewichte als Handicap für siegreiche Teams, die schmecken keinem – aus Rennfahrer-Sicht, so meinen Tomczyk und di Resta, sei es ja nicht korrekt, die einzubremsen, die ihren Job am besten erledigt hätten. Auch das auf einen Pflicht-Boxenstopp gesenkte Reglement wird für neue Strategie-Spiele sorgen. „Das alles wird die Spannung für die Fans erhöhen“, sagt der Bayer, „und genau darum geht es letztlich.“ Denn in der DTM ist der Kunde auf der Tribüne bekanntermaßen König. „Nur wenn wir interessante Rennen liefern“, sagt di Resta, „kommen Sponsoren und Medien, und es kommen die Fans, die uns schließlich unseren Job garantieren.“ Dafür geht man gerne auf Deutschland-Tour, auch wenn man nicht aus der Schweiz kommt.

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