Von Dorothee Philipp Seit fast vier Jahren hält das „Aktionsbündnis Stop Fessenheim“ an seinem Protest fest. Am Montag fand die 200. Müllheimer Mahnwache auf dem Vorplatz der Sparkasse statt. Auslöser der langen Mahnwachen-Reihe war die Katastrophe von Fukushima im März 2011. Seitdem treffen sich jeden Montag Aktivisten aus verschiedenen deutschen und elsässischen Gruppierungen. Die 200. Mahnwache sei „ein trauriger Anlass“, fand eine Aktivistin, die noch jedes Mal dabei war. Dass schon bei der 100. Mahnwache Zweifel am Versprechen von Staatspräsident Hollande aufgekommen waren, das AKW bis Ende 2016 zu schließen, scheint derzeit nur zu berechtigt angesichts neuer Aussagen der französischen Regierung. Die seit nun fast vier Jahren bestehende Mahnwachen-Serie ist nicht nur geprägt durch lautstarken Protest, sondern durch viele Beiträge zur gesamten Themenpalette von der Politik über technische und medizinische Fragen, Details zum Katastrophenschutz bis hin zu Erlebnisberichten und musikalischen Aktionen. Viele Prominente sind schon an der Müllheimer Montags-Mahnwache aufgetreten, der einsame Bauer Naoto Matsumora, der in einem Geisterdorf bei Fukushima die überlebenden Tiere versorgt, war einer der eindrücklichsten. Gesprochen haben auch Rebecca Harms, die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Europaparlament, Erhard Schulz, der bereits gegen das AKW Wyhl auf die Straße gegangen war, der Autor Thomas Lehner, der schon vor 38 Jahren ein beklemmend realistisches Szenario eines atomaren Unfalls in Fessenheim als fiktive Zeitungsreportage geschrieben hat und viele mehr. „Wir finden immer wieder interessante Referenten, auch wenn es immer schwieriger wird angesichts der langen Dauer dieser Reihe“, meinte Dora Pfeifer-Suger vom Organisatorenteam. Montag für Montag stehen sie mit ihren Plakaten und Fahnen um 18.30 vor der Sparkasse, die den Demonstranten ihren Auftritt auf Privatgrund gerne genehmigt hat. Mal sind es 20, mal über 100. Immer sind auch Teilnehmer aus dem Elsass dabei, Gilles Barthe zum Beispiel, der auch bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad aus Mulhouse anfährt. Aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr dabei ist seit längerem Arthur Kurz aus Schweighof. Noch als 84-Jähriger hatte er unermüdlich mit seinem Sitzkissen auf der Brüstung Position bezogen, um bürgerschaftliches Engagement zu zeigen für eine lebenswerte Zukunft ohne die Gefahren der Atomkraft. War bei den meisten Mahnwachen der Schlachtruf „Abschalten - Jetzt!“ immer wieder zu hören, fand die 200. Auflage in gespenstischer Stille statt: Die rund 60 dunkel gekleideten Teilnehmer postierten sich schweigend wie eine lebende Mauer hinter den Transparenten mit Parolen wie: „200. Mahnwache – Wie viele noch"“. Aus Frankreich gekommen waren auch eine Künstlerin und ein Künstler, die Skizzen für ein Comic anfertigten, das die Protestaktionen gegen das AKW Fessenheim zum Thema hat. Und sie gehen weiter: „Unser heutiges Schweigen zeigt nicht, dass wir nicht mehr weitermachen“, betonte Didier vom Organisationsteam.