Von Dorothee Philipp Müllheim. Die Kreistagssitzung am nächsten Montag wird spannend: Das Gremium will Klage erheben gegen den Bescheid des Kultusministeriums, die Beruflichen Schulen in ihrer Gesamtheit in Müllheim zu belassen. Der Landkreis hatte bereits im Vorgriff auf eine Entscheidung aus Stuttgart mit den Planungen für einen Schulneubau in Bad Krozingen begonnen und fühlte sich durch den Ministerbeschluss brüskiert (wir berichteten). Jetzt bekommt der Kreis Rückenwind durch einen Brief der kaufmännischen Schulen an Minister Stoch vom 17. Juli, der sich für eine Fortsetzung der Teilungspläne einsetzt. Aus Sicht der Schulleitung und des Kollegiums sei die Entscheidung, sämtliche Bildungsgänge in Müllheim zu belassen, eine Fehlplanung, schreiben Rektorin Renate Hoch-Hartmann und der Personalratsvorsitzende Walter Schuler. „Verwirrung und Unruhe“ bei der Georg-Kerschensteiner-Schule In einem Memorandum vom Dezember 2013 hatten sich alle Beteiligten für eine Neustrukturierung der Schullandschaft, verbunden mit einem Neubau in Bad Krozingen, ausgesprochen, weil die Teilung unausweichlich schien. Nach Bad Krozingen sollten einige Bildungsgänge verlagert werden, die bisher in Müllheim angeboten wurden. Im Juni 2014 hatte dann das Kultusministerium für alle überraschend mitgeteilt, dass man einem Neubau in Müllheim den Vorzug gebe, nachdem die Stadt auf Anfrage aus Stuttgart nochmals ihre Optionen für eine Erweiterung genannt hatte. Konkret geht es hier um ein Grundstück auf dem Gelände der Michael-Friedrich-Wild-Grundschule (Goethestraße 22), auf dem jetzt zwei Pavillons in Modulbauweise stehen. Diesen Standort bezeichnen Hoch-Hartmann und Schuler als „für uns weder praktikabel noch akzeptabel“. Der Brief der Gesamtlehrerkonferenz der Kaufmännischen Schulen Müllheim kommt umso überraschender, als es bisher nach außen so ausgesehen hatte, als ziehen alle Müllheimer Betroffenen an einem Strang. Im März 2013 hatte sich an der Georg-Kerschensteiner-Schule ein Aktionsbündnis aus Eltern, Lehrkräften und Schülervertretern gegründet, um sich für den Erhalt aller Schularten in Müllheim einzusetzen. Warum die Kaufmännischen Schulen jetzt einen Alleingang unternehmen, ist noch offen, am gestrigen Freitag war niemand für eine Stellungnahme zu erreichen. Die Kaufmännischen Schulen sind zwar eine selbstständige Schule, teilen sich aber mit der Georg-Kerschensteiner-Schule Ressourcen wie Lehrkräfte, Räumlichkeiten und Verwaltung. Eine Teilung der Bildungsgänge mit dem Ziel einer partiellen Verlagerung nach Bad Krozingen würde zu einer völlig neuen Mischung der Bildungsgänge führen, da in Bad Krozingen der Zweig Gesundheit und Pflege, in Müllheim dagegen Technik und Industrie angesiedelt werden sollten. Auch für Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich, neu in den Kreistag gewählt, kommt der Vorstoß überraschend. Sie wollte gestern noch keinen Kommentar abgeben, da die Kreisräte die Sitzungsunterlagen für den Montag erst sehr spät und den besagten Brief erst am Freitagmittag erhalten hatten. Allerdings hatte sie an anderer Stelle geäußert, dass es wenig Sinn mache, die mit 1400 Schülern relativ kleinen Beruflichen Schulen in zwei noch kleinere aufzuteilen. Zu dem Schreiben der kaufmännischen Schulen nahm Beate Wagner, die Leiterin der Georg-Kerschensteiner-Schule gestern wie folgt Stellung: „Bereits im Juni 2013 haben die Gremien der Georg-Kerschensteiner-Schule getagt, und sowohl die Gesamtlehrerkonferenz als auch die Schulkonferenz haben sich gegen die Verlagerung von Bildungsgängen nach Bad Krozingen ausgesprochen. Diese Beschlüsse sind weiterhin gültig. Da das Ministerium den Antrag des Landkreises auf Neubau in Bad Krozingen abgelehnt hat, war eine abermalige Abstimmung auf der gleichen Planungsgrundlage bisher nicht angezeigt.“ Der Vorstoß der kaufmännischen Schulen Müllheim habe gestern für „Verwirrung und Unruhe im Kollegium, der Schüler- und Elternschaft der GKS gesorgt“, so Beate Wagner, die ergänzt: „Aus meiner Sicht steht es im Interesse aller Schulen des Landkreises, dass Entscheidungen sachbezogen herbei geführt werden. Der Ruf der Schulen ist gut, die Bildungsangebote werden geschätzt – dies sollte auch weiterhin im Vordergrund stehen.