Die Stadt Müllheim und die Gemeinde Auggen sehen bei einem Verzicht auf die Tempo-250-Planung bei der Rheintalbahn ein Einsparungspotenzial, das „für eine dem heutigen Stand der Technik entsprechende Trassenplanung eingesetzt werden sollte“. Müllheim/Auggen (anl). In einem Gespräch zwischen Vertretern der Deutschen Bahn, des Ministeriums für Verkehr Baden-Württemberg, der Bürgerinitiativen sowie der beiden Bürgermeister von Auggen und Müllheim, fand am Donnerstag im Verkehrsministerium in Stuttgart ein Austausch über Ausbau der Strecke auf 250 Kilometer pro Stunde (km/h) sowie die Realisierbarkeit der Lärmschutzmaßnahmen entlang des Streckenabschnitts Hügelheim-Müllheim-Auggen statt. In Pressemitteilungen haben gestern sowohl Müllheim und Auggen als auch der Bahn nochmals Stellung bezogen. „Die beiden Kommunen und das Bürgerbündnis Bahn Markgräflerland hatten im Vorfeld weitere Untersuchungen über das Verhältnis von Kosten und dem tatsächlichen Nutzen der Tempo-250-Planung der Bahn auf dem Streckenabschnitt Hügelheim-Auggen gefordert. Sie sehen hier ein Einsparungspotenzial, das für eine dem heutigen Stand der Technik entsprechende Trassenplanung eingesetzt werden sollte, bei der dann auch auf die für den Streckenabschnitt vorgesehenen meterhohen Lärmschutzwände als Vollschutz verzichtet werden könnte“, heißt es in einer Mitteilung der beiden Kommunen. Entsprechend des Projektbeiratsbeschlusses erhält der Streckenabschnitt aktiven Vollschutz über das gesetzlich geltende Maß hinaus, sprich: ohne Anrechnung des Schienenbonus. Passive Schallschutzmaßnahmen kommen nicht zum Einsatz. Die Bahn erläuterte in dem Gespräch ausführlich, warum sie mit dem ICE auf einzelnen Streckenabschnitten bis zu 250 Stundenkilometer schnell fahren muss. Diese beruft sich auf den Bundesverkehrswegeplan, der als Ziel beim Aus- und Neubau der Strecke auch eine Verkürzung der Reisezeit im Fernverkehr vorsieht. Die Bahn plant für die Zukunft auf der Achse Frankfurt-Basel im Fernverkehr einen Halbstundentakt. „Die Höchstgeschwindigkeit von 250 km/h ist zur Erfüllung der Projektziele erforderlich“, heißt es in der Mitteilung der Bahn. „Eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 230 oder 200 km/h bewirkt keine Kostenersparnis“, erklärte ein Bahnsprecher auf Nachfrage unserer Zeitung, da „durch den Ausbau von zwei auf vier Gleise ein vollständiger Neubau der Strecke erfofderlich wird“. Dem gegenüber stehen allerdings Erkenntnisse aus Untersuchungen, die die Bürgerinitiativen initiiert haben. „Eine endgültige Beratung zu diesem Thema kann deshalb erst stattfinden, wenn das Gutachten der Bürgerinitiativen vorliegt, das derzeit noch in Arbeit ist“, betonte Auggens Bürgermeister Fritz Deutschmann. Einig waren sich sowohl die Vertreter der Bahn als auch der Region, dass nicht die Personenzüge, sondern vor allem die Güterzüge zu laut seien. Von 2020 an soll es ein gesetzliches Verbot lauter Güterzüge geben. Die Beteiligten einigten sich deshalb darauf, ein neues Schallgutachten anzufertigen, um weitere Argumente für die Diskussion um eine menschen- und umweltverträgliche Realisierung der Lärmschutzmaßnahmen zu gewinnen, sollte die Klage der Kommunen gegen den geltenden Planfeststellungsbeschluss nicht zum Erfolg führen. In das neue Gutachten sollen die zu erwartenden veränderten Rahmenbedingungen einfließen, dazu gehört auch der Bundesverkehrswegeplan 2030, der nach derzeitigem Stand weniger Güterzüge prognostiziert. Weiterhin soll in dem Schallgutachten mit bis zu 100 Prozent neuen und leiseren Güterzügen auf der Strecke gerechnet werden. „Dieses Gutachten wird dann die Ausgangslage für eine neue Diskussion um die Höhe der Schallschutzwände sein“, sagte Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich.