Seit 50 Jahren wird er einmal im Jahr erstellt – der Hügelheimer Heimatbrief. Für die einen ist er die Ortschronik, für die anderen Bindeglied zur alten Heimat. Bis heute wird er nicht nur für die Dorfbewohner erstellt, sondern auch in alle Welt verschickt. Eine Tradition, die auch im medialen Zeitalter nicht an Bedeutung verloren hat. Müllheim-Hügelheim. In den frühen 1960er Jahren war der heutige Müllheimer Ortsteil Hügelheim noch eine selbstständige Gemeinde mit einem jungen Bürgermeister, Günter Nothstein, der im Jahr 1964 sein Amt angetreten hatte. Die Gemeinde Hügelheim war im Aufbruch, viele Projekte waren im Entstehen oder bereits in der Umsetzung. So war damals die Feld-Flurbereinigung in vollem Gange, die Regenrückhaltebecken, die den Ort von den immer wieder auftretenden Überschwemmungen schützten, gebaut, die Kanalisation verlegt und dabei auch die Wasserversorgungsleitungen erneuert. Auch die Ortsstraßen waren endlich geteert. Die Vereine hatten in einer Gemeinschaftsleistung den Dreschschopf zur Festhalle in Etappen fast völlig umgebaut und auch die Idee, für die sich von Anfang an großer Beliebtheit erfreuenden Dorfabende wurde geboren und 1967 in die Tat umgesetzt. In dieser Zeit des Aufbaus kam Günter Nothstein auf die Idee, ein Bindeglied zwischen alter Heimat und ehemaligen Hügelheimern zu schaffen und sie damit an den Veränderungen im Ort teilhaben zu lassen – und gleichzeitig eine laufend fortgeschriebene kleine Ortschronik für die Bürger anbieten zu können. Durch eine lockere Freundschaft mit der Gemeinde Mindelheim in Bayern wurde Günter Nothstein auf den dortigen, von der Stadt herausgegebenen Heimatbrief aufmerksam. Deren Heimatbrief war der Anstoß, dem Hügelheimer Gemeinderat die jährliche Zusammenstellung und Herausgabe eines „Briefes“ vorzuschlagen. Überblick über das jährliche Dorfleben Nach der Zustimmung des Gemeinderats lag es danach an Günter Nothstein, den Brief jährlich anzufertigen. Von Anfang an wurden die örtlichen Vereine und Institutionen mit eingebunden. Sie lieferten Beiträge über ihr Vereinsleben. Verschickt wurde der Heimatbrief von Beginn an nicht nur in Deutschland, sondern auch an ehemalige Hügelheimer in die Schweiz, nach Frankreich, Österreich, Schweden, in die USA, Südafrika, Australien und bis nach Tahiti in der Südsee. Die Ehemaligen waren darüber hoch erfreut und viele positive Rückmeldungen, aber auch Geldspenden, so zum Beispiel für die Renovierung der Dorfbrunnen, als Ausdruck der Dankbarkeit gab es immer wieder. Bei den Eingemeindungsverhandlungen mit der Stadt Müllheim drängten die Hügelheimer darauf, dass der Heimatbrief fortgeführt wird. Auch die späteren Amtsnachfolger haben sich weiter dem Heimatbrief verschrieben. Monika Eitel hat nach ihrem Amtsantritt im Jahr 2000 mit der Neugestaltung begonnen und „ihren“ ersten Heimatbrief in einer verbesserten Bild- und Papierqualität erstellt. Zum 900-jährigen Dorfbestehen 2001 erschien die erste Ausgabe mit farbigen Bildern. Professionell begleitet wurde die Ortsverwaltung fortan von Volker Münch, der auch heute noch für Satz und Layout verantwortlich zeichnet. Aus dem einst „bescheidenen“ Heftchen ist heute ein schöner Brief geworden, der mit vielen bunten Bildern ausgestattet ist und einen Überblick über das jährliche Dorfleben gibt. Auch heute noch erreichen die Ortsverwaltung viele Dankesmails, -briefe und -anrufe aus allen Ecken Deutschlands und der Welt. Es gibt einige Bürger, die alle Ausgaben des Heimatbriefs sammeln und als kleines Schatzkästchen aufbewahren. Der Heimatbrief ist laut Pressemitteilung der Stadt auch „mehr als ein Jahresbericht über das Dorfgeschehen: Er ist die Fortsetzung der Hügelheimer Ortschronik“. n Der Heimatbrief kann in der Ortsverwaltung für drei Euro erworben werden. Dort sind auch Exemplare aus früheren Jahren erhältlich.