Von Beatrice Ehrlich Müllheim. Anlässlich ihres 140-jähriges Bestehens hatte die Volksbank Müllheim ihre Mitglieder zu einem Konzertabend mit dem Markgräfler Symphonieorchester (MSO) eingeladen. Uwe Müller-Feser und sein Orchester warteten mit einem ganz besonders ambitionierten Projekt auf: Haydns „Schöpfung“ als Großaufführung mit zwei Chören und Solisten. Ein Werk, in dem das versierte Laienorchester, Aushängeschild Müllheims, seine Qualitäten voll ausspielt: es gelingt ihm, aus dem fein abgestimmten, filigranen Klang bei den Streichern eine anregende Dynamik zu entwickeln, dabei aber die kompositorischen Linien immer präsent zu halten, zuverlässig und klangrein unterstützt von den Bläsern. Von Anfang an fasziniert das Zusammenspiel des mit höchster Sensibilität agierenden Orchesters und dem Chor, bestehend aus dem Collegium Cantorum Strasbourg (Leitung: Erwin List) und dem Chor der Freunde des Berthold-Gymnasiums in Freiburg (Leitung: Rainer Pachner), die sich immer wieder, etwa bei „Es werde Licht“, zu einem buchstäblich hell leuchtenden, glänzenden Gesamtbild vereinen. Entsprechend der Schöpfungsgeschichte ist das Oratorium in sieben Tage aufgeteilt. Diese Tage illustriert die Musik äußerst bildhaft. Haydn vertont keine tiefen Empfindungen, sondern er malt die Wunder der Entstehung der Erde und der Menschwerdung in den buntesten Farben. Wasser plätschert hörbar in dem von den hohen Holzbläsern entworfenen Naturidyll, jubelnde Flötenklänge erinnern an den Gesang der Vögel, zwei kräftige Stöße der Bassposaune imitieren die Laute großer Tiere wie Elefanten oder Wale. Mit dem auf den Sitzen ausliegenden Gesamttext vor Augen kann auch der unerfahrene Zuhörer hier prägnant mitverfolgen, wie eine Komposition entstehen kann, ein Paradebeispiel für die Umsetzung eines bekannten Stoffs in Musik. Der Chor überzeugte während des ganzen Abends durch homogenes Zusammengehen mit dem Orchester sowie eine prägnant deutliche Sprache. Der zahlenmäßig starke Chor fügte sich jederzeit präzise und aufmerksam in das ausgewogene Klanggefüge ein; in separaten Proben perfekt vorbereitet von den beiden Chorleitern, und unter der souveränen Gesamtleitung von Uwe Müller-Feser zusammengefügt zu einem eindrucksvollen Konzertabend. Rainer Pachner, mit dem MSO-Leiter seit Jahren bekannt und Ideengeber des Projekts, hatte auch eine Solistenrolle (Bass) übernommen. Während Pachner als Bass einen Hauch Dramatik und Temperament ins Spiel brachte, glänzte der Tenor (Philipp Niklaus) mit einem warmen, fast werbenden Ton. Glanzvoll gestaltete die Sopranistin Siri Thornhill ihre Partie, glockenklar und lebendig. Eine in jeder Hinsicht kongeniale, grenzüberschreitende Kooperation – der Volksbank Müllheim ist es zu verdanken, dass viele Müllheimer in den Genuss dieses außergewöhnlichen Konzertes kamen. Das Konzert wurde ein Tag später in Bad Krozingen aufgeführt.