Müllheim Moderner Meister, „toller Maler“

Weiler Zeitung
Adolf Stübes Modernität zeigt sich in einem Bild wie „Mann am Fenster“. Foto: Jürgen Scharf Foto: Weiler Zeitung

Ausstellung: Gleich zwei Mal Strübe in Kandern und Müllheim /  Emil Bizer im Blankenhorn-Palais

Von Jürgen Scharf

Kandern/Müllheim. Auch ohne eine eigene Stiftung wird das Andenken an Adolf Strübe (1881-1973) hoch gehalten. Maßgeblich beteiligt daran ist der Galerist Robert Keller, der den Nachlass des Malers verwaltet. Das regt ihn immer wieder an, Strübes Werk in Themenausstellungen zu zeigen. „Kleine Formate“ ist die mindestens zwölfte Strübe-Schau in der Galerie Keller in Kandern. Sie läuft parallel zu einer Museumsausstellung in Müllheim.

Im Blankenhorn-Palais, wo das Markgräfler Museum untergebracht ist, wird Strübe Emil Bizer in der Doppelausstellung „Aufbruch nach 1945“ gegenübergestellt. Bizer (1881-1957), der seit 1912 in Badenweiler gelebt hat, war bekannt für seine Markgräfler Landschaften und Darstellung von Menschen in der Landwirtschaft in klaren, reduzierten Formen und kräftigen Farben. Beide lehrten als Professoren an der Freiburger Kunstakademie, haben sich gut gekannt und miteinander korrespondiert.

Für die Begegnung der beiden Künstler, die zu den bedeutendsten des 20. Jahrhunderts im deutschen Südwesten zählen, hat Keller mehr als 30 großformatige Strübe-Werke mit Motiven vom Isteiner Klotz und der Villa Elben, Selbstbildnisse und die für Strübe sehr wichtigen Markgräflerinnen als Leihgaben zur Verfügung gestellt. Arbeiten, die sicher nach 1945 entstanden sind, obwohl die Zuordnung schwierig ist, weil Strübe die Bilder selten datiert hat. Aber die Malart und die Motive sind ein Indiz für die Entstehungszeit.

Dieser Museumsschau hat sich Keller als Ergänzung mit kleinen Arbeiten in Kandern angeschlossen. Es sind seltene oder noch nie ausgestellte Aquarelle, auch eine Zeichnung in Öl, unter die sich ein paar bekannte Strübe-Blätter eingeschlichen haben. Keller hat aber nicht auf die Zeit nach 1945 abgehoben, das älteste Bild stammt von 1914, also aus dem Ersten Weltkrieg: eine Landschaft aus dem Sundgau, wo Strübe stationiert war. Sie ist etwas dunkler als die späteren, hat aber schon eine Farbigkeit, die ahnen lässt, was da mal werden wird.

Keller hat seine Auswahl subjektiv getroffen nach der malerischen Qualität und solche Aquarelle bevorzugt, die ihm hell, attraktiv und interessant vorkommen. Aus den 1920er und 1930er Jahren gibt es relativ wenige Strübe-Arbeiten, weil sie bei einem Bombenangriff in Berlin zerstört wurden. Strübe war schon 65 Jahre alt, als er 1945 nach Lörrach kam, hier viel und fleißig gearbeitet und neue, frische Bildideen verwirklicht hat. Der Künstler sah eine Aufgabe darin, noch etwas Bleibendes zu schaffen.

Unter den 45 gezeigten kleinen Formaten finden sich Selbstbildnisse, Bilder von Ötlingen (vom Berg herunter, fast aus der Vogelschau), Stillleben, eine kleine Reihe von Bildern, die vom Landleben (Herbsten, Apfel- und Getreideernte) berichten. Aber Keller wollte dies nicht illustrieren, denn Strübe war kein Heimatmaler, obwohl er gerne Motive aus der Umgebung malte, was sich so ergeben hat.

Dass man Strübe nicht auf den Markgräfler Maler reduzieren dürfe, darauf weist auch Jörg Bernauer hin. Der enthusiastische Strübe-Verehrer aus Lörrach ist dabei, ein Werkverzeichnis zu erstellen, und ist hingerissen von dem „tollen Maler“. In seiner Einführungsrede bezeichnete er Strübe als „Meister des kleines Formats“, der noch im kleinsten Aquarell eine Vielzahl an Farbtönen zusammenbringt, und unterstrich die Modernität Strübes. Dieser habe in den kleinen Formaten entschiedener abstrahiert und freier gemalt als in den größeren. In seiner Kunst sei er nie pathetisch, in seinen späteren Bildern habe er auch nie etwas „erzählt“, sondern es sei ihm immer um Farbtöne, Linien, Flächen, Malerei gegangen.

An den Exponaten kann man nachvollziehen, dass Strübe nie nur das Abbilden des Motivs oder die Wiedergabe der Natur im Blick hatte, sondern die Bildwirkung. Linien, Farbflecken, Fläche haben eine selbstständige Funktion im Sinne eines autonomen Kunstwerks. Genauso entschieden hat sich Strübe dagegen verwahrt, dass ein Bild erst dann vollendet sei, wenn es „fertig“ gemalt ist. Dieses Freie, Luftige, das Aussparen von Flächen und die radikale Ablehnung des Abbildens macht Strübe zu einem eigenständigen Maler der Moderne.   Bis 3. September, Galerie Keller: Sa, So, Feiertag 14-18 Uhr; Blankenhorn-Palais: Di-So, 14-18 Uhr

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