Die Textilindustrie verschmutzt unseren Planeten nach der Öl- und Gasindustrie am meisten. Weiterhin ist sie die arbeitsintensivste Industrie. Einer von sechs Menschen weltweit arbeitet dafür, unsere Läden mit neuen Kleidungsstücken zu füllen. Leider haben uns Ereignisse wie der Zusammenbruch des Rana Plaza in Bangladesh oder auch die Dokumentation „True Cost” gezeigt, wie diese Kleidungsstücke produziert werden. In unserer heutigen globalen und immer verbundenen Welt doch eigentlich unvorstellbar, oder?
Mein ehemaliger Studienkollege Rico Gärtner aus Ravensburg hat mich als Filmemacher eingeladen, ihn bei seinem Projekt und vor allem der #roadtofairfashion zu begleiten, um eine Doku für die bevorstehende Crowdfunding-Kampagne zu drehen. Das Ziel ist es, ein Business-Hemd so nachhaltig und fair wie möglich in Indien zu produzieren und es dann in Europa online zu verkaufen. Bis jetzt glänzen die meisten fairen Modelabels entweder mit Hippie-Mode, die junge Leute kaum kaufen oder viel zu teuer sind.
Was ist das Ziel der „Road to fair fashion“?
Es hat drei Monate und mehr als 500 E-Mails und Telefonate gebraucht, bis für den Trip zehn unterschiedliche potentielle Partner-Unternehmen in Indien identifiziert waren. Auf unserem vierwöchigen Trip haben wir jedes davon persönlich besucht, um selbst in Erfahrung zu bringen, ob man dort fair produzieren kann. Dabei geht es neben fairen Arbeitsbedingungen der Näherinnen auch um die Transparenz der kompletten Herstellungskette: vom Baumwollfeld, über Webereien und Nähereien in Indien bis zum Transport nach Europa. Rico will dabei nicht einfach einem Gütesiegel vertrauen, sondern sich selbst davon überzeugen, wohin das Geld fließt. Mit Blogbeiträgen, Fotos und Videos geben wir dabei allen Followern der Badalna-Homepage und auf Social-Media-Kanälen regelmäßige Updates, um weiter auf dieses inspirierende Projekt aufmerksam zu machen.
Achtest du selbst beim Einkaufen auf fairen Handel und die sozialen und ökologischen Bedingungen in den Herkunftsländern?
Seit ich mich in meinem Studium mit den Auswirkungen unserer „viel, dafür billig“-Mentalität auseinandergesetzt habe, habe ich zumindest ein schlechtes Gewissen, wenn ich ein Fünf-Euro-Shirt kaufe. Die Reise mit Rico führt mir aber einmal mehr vor Augen, wie wichtig es ist, das alles wirklich zu hinterfragen. Sich schlau zu machen, wer unter diesen Billigpreisen wirklich leidet. Und ich spreche von wahrhaftigem körperlichen und seelischen Leid, das niemand von uns jemandem freiwillig antun würde.
Wohin geht die Reise als nächstes?
Nach einer kurzen Chill-Out-Zeit in Thailand werde ich Ende Mai zurück nach Kambodscha trampen, um dort mit meinem Ideen beim Aufbau eines (noch) kleinen, sozialen Musik-Labels namens „Yab Moung“ zu helfen, das jungen Talenten neue Perspektiven ermöglichen soll. Diesmal für mehrere Monate.
INFO: Badalna
Badalna ist eine Crowdfunding-Kampagne für ein neues Modelabel, das sich nachhaltige und fair gehandelte Textilien auf die Fahnen geschrieben hat.
Weitere Infos online unter www.badalna.de, www.facebook.com/badalnafashion oder Youtube: bit.ly/badalnayoutube
ZUR PERSON: Stefan Blust
ist 33 Jahre alt, und stammt aus Neuenburg am Rhein. Er hat nach seiner Ausbildung zum Reiseverkehrskaufmann Medien Design in Ravensburg studiert und gründete gemeinsam mit drei Freunden unter anderem eine Filmproduktion und ein Online-Vergleichsportal. Am 10. Februar ist er zu einer Weltreise aufgebrochen.