Müllheim (do). Kurz vor seinem 91. Geburtstag ist am frühen Sonntagmorgen der SPD-Kommunalpolitiker und ehemalige Direktor des Schulamtes Lörrach, Robert Kunzer, in Müllheim gestorben. Vielen ist er auch bekannt als Gründer der Müllheimer Lebenshilfe und des Müllheimer Sonderschulzentrums. Kunzer kam in Breisach als Sohn eines Beamten zur Welt. Die Familie zog nach Berlin, wo er das Abitur machte und kurz darauf zum Kriegsdienst eingezogen wurde, der ihn bis nach Jalta und auf die Krim verschlug. 1949 trat er in den Schuldienst, arbeitete als Sonderschullehrer in Stuttgart und Tübingen, bis er wieder nach Südbaden zurück kam. In Müllheim gründete er 1954 die „Hilfsschule“ und leitete die Einrichtung, das heutige Albert-Julius-Sievert-Förderzentrum. Nach einer Zeit als Oberschulrat wurde er Schulamtsdirektor in Lörrach. 1968 war Kunzer Mitbegründer der Lebenshilfe Müllheim. Er betrieb auch den Aufbau der Behindertenschule mit Kindergarten in Heitersheim, die 1971 eröffnet wurde. Auch beim Aufbau und der Eröffnung des Kinderdorfes auf dem Kirschbäumleboden hat sich Kunzer tatkräftig eingesetzt. Er gründete in Müllheim das Förderzentrum „Ich bin sozial eingestellt, es war mir immer ein Anliegen, den Schwachen zu helfen“, hatte er einmal im Gespräch mit unserer Zeitung gesagt. Dazu gehörte dann auch das politische Engagement in der SPD, der er seit 1960 angehörte. Für die SPD saß er von 1965 bis 1994 im Müllheimer Gemeinderat und auch im Kreistag, wo er lange Jahre den Fraktionsvorsitz innehatte. 25 Jahre war er Bürgermeister-Stellvertreter. In seinem Parteibuch steht ein Original-Autogramm von Willy Brandt. Nachdem Kunzer schon 1985 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt wurde, verlieh ihm 2007 die damalige SPD-Bundestagsabgeordnete und Staatssekretärin im Gesundheitsministerium, Marion Caspers-Merk, die „Willy-Brandt-Medaille“, eine der höchsten Ehrungen der Partei. Sie würdigte Kunzer damals als „Grandseigneur und sozialdemokratische Legende“. Robert Kunzer hatte immer das Ganze im Blick und war deswegen auch über 40 Jahre lang Mitglied der Europa-Union Breisgau-Hochschwarzwald. „Ich bin in der Europa-Stadt Breisach geboren“, meinte er einmal mit seinem unverwechselbaren verschmitzten Lächeln. Bis vor wenigen Jahren unternahm er mit seiner Lebenspartnerin Elisabeth Furch-Krafft ausgedehnte Reisen. Bis zuletzt las er mit Interesse zwei Tageszeitungen. Auch im Ruhestand sei er nach wie vor ein politischer Mensch, hatte er einmal gesagt. Kunzer sei sanft im Schlaf gestorben, nachdem man am Samstag noch gemeinsam einen schönen Ausflug in den Schwarzwald gemacht habe, sagte seine Lebenspartnerin Elisabeth Furch-Krafft unserer Zeitung.