Müllheim (do). Die Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg, angegliedert an das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst, hat die Aufgabe Geschichte, Raum und Bevölkerung Südwestdeutschlands zu erforschen. Diese Arbeit schlägt sich unter anderem in der Reihe „Baden-Württembergische Biografien“ nieder, deren sechster Band jetzt in Müllheim vorgestellt wurde. Herausgeber ist der Historiker, Autor und Regierungsdirektor i.R., Dr. Fred Ludwig Sepaintner. Festredner für die Buchvorstellung im Markgräfler Museum war Ministerpräsident a.D., Erwin Teufel. Rede von Erwin Teufel ein Glanzlicht Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich freute sich in ihrer Begrüßung, dass das Buch nicht am Sitz der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Stuttgart vorgestellt wird, sondern in „Orten, die charakteristisch für die Vielfalt der geschichtlichen Traditionen im Flächenland Baden-Württemberg“ seien. Lag der Schwerpunkt der Thematik im fünften Band auf Zeitungsgründern und bedeutenden Journalisten der Nachkriegszeit, beschäftigt sich der sechste nun vorwiegend mit Unternehmerpersönlichkeiten. Er enthält auch einen Nachtragsteil zu den Badischen Biografien. Jetzt liest man also beispielsweise von der beeindruckenden Ingenieursleistung eines Erich Bachem, der 1944 in Bad Waldsee das erste bemannte senkrechtstartende Raketenflugzeug der Welt entwickelte oder von Franz Mack, Wagenmeister in sechster Generation, der Wohnwagen und Fahrgeschäfte baute und aus dessen Verkaufsschau sich der heutige Europa-Park entwickelt hat. Sepaintner wies bei der Buchvorstellung darauf hin, dass man auch negative Persönlichkeiten nicht ausgespart hat, wie den aus Baden-Baden stammenden Kommandanten des Todeslagers Auschwitz, Rudolf Höß, der 1947 als Kriegsverbrecher hingerichtet wurde. Ein Glanzlicht der Buchvorstellung war die Rede von Erwin Teufel. Der Politiker, der von 1991 bis 2005 Ministerpräsident des Landes und Vorsitzender der CDU Baden-Württemberg war, schlug bei der Untersuchung der Frage, was unsere Kultur und Geschichte ausmacht, einen weiten Bogen bis in die Antike. Er zeigte in einem eindrucksvollen Panorama, wie zunächst Griechenland und dann Rom und das Christentum mit ihren Ideen die Wurzeln unserer Herkunft geprägt haben. „Das ist das Fundament, auf dem Europa steht“, sagte Teufel. Sein empathisches Plädoyer für den Frieden und Zusammenhalt Europas, untermauert mit dem fundierten Wissen eines Historikers, gipfelte in der Feststellung, dass Europa heute eine Friedensgemeinschaft ist, man diesen Frieden aber aktiv pflegen müsse: Friede brauche in jeder Generation neue Friedensstifter. Museumsleiter hat zwei Biografien verfasst Jan Merk, Kulturdezernent der Stadt Müllheim, Leiter des Markgräfler Museums und Autor von zwei der im Band enthaltenen Biografien, berichtete, wie Sepaintner ihn gebeten hatte, beim Büro von Erwin Teufel nachzufragen, ob dieser den Festvortrag halten würde. Teufel habe selbst abgenommen und habe sich freundlich das Anliegen angehört, dann aber auf seinen übervollen Terminkalender hingewiesen. Im Lauf des Gesprächs habe er sich aber dann doch umstimmen lassen: „Ich kann doch Müllheim nicht hängen lassen“, habe er gesagt. n Siehe auch unsere weitere Berichterstattung auf der Seite Baden-Württemberg