Müllheim „Wir sind keine Billigregion“

Weiler Zeitung
Das Podium mit (v. l.) Volker Haselbacher, Fritz Engelhardt, Michael Donth, Patrick Rapp und Astrid Siemes-Knoblich Foto: Münch Foto: Weiler Zeitung

TourismusgipfelExperten im Gespräch: Wie bleibt die Region für Tages- und Übernachtungsgäste attraktiv

Wieviel Tourismus muss sein? Wie wichtig ist er für den Landkreis? Und welche Probleme drücken die Gastgeber im Schwarzwald und in der Rheinebene? Fragen, auf die der erste Tourismusgipfel Antworten geben wollte.

Von Volker Münch

Müllheim. Rund 60 Personen waren der Einladung von Landtagsabgeordneten Patrick Rapp ins Markgräfler Museum in gefolgt. Rapp, der in seiner Fraktion Sprecher für den Tourismus ist, hatte das Podium prominent besetzt: Neben dem Bundestagsabgeordneten Michael Donth, stellvertretendes Mitglied im Tourismusausschuss des Bundestags stellten sich Fritz Engelhardt, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA) in Baden-Württemberg, und Volker Haselbacher, stellvertretender Geschäftsführer der Hochschwarzwald Tourismus GmbH.

„Der Tourismus ist ein wichtiges Marketinginstrument für unsere Stadt“, stellte die Hausherrin, Müllheims Bürgermeisterin Astrid Siemes-Knoblich fest. Weil sie als Touristen bestimmte Regionen lieb gewonnen hätten, würden viele ihren Ruhesitz dorthin verlegen oder auf ausgeschriebene Arbeitsangebote aufmerksam werden.

Erste Erfolge zeichneten sich nach der Erarbeitung einer Tourismusstudie und den daraus formulierten Zielen ab. „Müllheim hat sich konsequent als Weinhauptstadt der Region ausgerichtet“, stellte Siemes-Knoblich fest. Die Stadt erhielt vor kurzem den Wein-Tourismuspreis des Landes.

Mehr Übernachtungen als in Spanien

„Deutschland liegt in der EU heute in Sachen Übernachtungen auf Platz 1 – vor Spanien“, freute sich der Bundestagsabgeordneter Donth. „Wir dürfen aber nicht die Tagesausflügler vergessen“, warnte er mit gutem Grund: Allein dieses Klientel generiert im Einzelhandel einen Umsatz von 2,8 Milliarden Euro, als durchschnittlich 28 Euro pro Tagesaufenthalt.

Einen Boom macht der Abgeordnete auch beim Städtetourismus anhand statistisch nachgewiesenen Übernachtungen aus. Auch arbeitspolitisch wirkt sich das aus: Rund 2,9 Millionen Arbeitsplätze werden dem Tourismus zugerechnet. „Das sind sieben Prozent aller Erwerbstätigen“, rechnete Donth vor. „Service und Qualität sind ganz entscheidend“, sprach er sich für Kundenfreundlichkeit und für die Klassifizierung der Beherbergungsbetriebe aus.

Besonders die Nähe zur Schweiz und zu Frankreich seien für den Tagestourismus sehr wichtig, ergänzte Fritz Engelhardt. Obwohl die Zahl der Gäste und der Übernachtungen stetig ansteigen, mahnte er zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit. Die Absenkung des Mehrwertsteuersatzes für die Hotellerie habe ihre Wirkung gezeigt: Die Eigentümer investierten in Ausbau und Modernisierung.

Engelhardt machte eine weitere Hürde aus: „Wir müssen der Verwaltung des Mindestlohns entgegensteuern.“ Es geht ihm nicht um die Höhe der Entlohnung als solches, sondern um die zeitaufwendige Dokumentation, die den betrieblichen Ablauf deutlich ausbremse. Die nächste „Baustelle“: die gesetzliche Regelung der Arbeitszeit. „Sie beraubt uns der Flexibilität und sorgt für eine Reduzierung der Öffnungs- und Küchenzeiten“, bedauerte Engelhardt und resümierte: „Das ist nicht gut für den Tourismus, wenn potenzielle Gäste vor verschlossenen Türen stehen.“

Probleme sieht der DEHOGA-Chef in der nach wie vor schlechten Breitbandversorgung in der dünn besiedelten Fläche. „Das ist heute ein Standard, der vom Gast gefordert wird“, gab er zu bedenken.

Viele Herausforderungen lassen sich nur im Verbund lösen und über gebündelte Angebote auch besser vermarkten, berichtete Volker Haselbacher von der noch jungen Hochschwarzwald Tourismus, der heute 16 Orte angehören. „Ein einzelner Ort kann das Werben um Gäste heute gar nicht alleine leisten“, betonte er. Zusammenschlüsse ermöglichten auch innovative Projekte wie beispielsweise die „Hochschwarzwald Card“. „Wir sind keine Billigregion, wir können den Gast nur über Qualität halten“, betonte er.

„Es fehlt vielen prädikatisierten Tourismusorten an der finanziellen Ausstattung“, kritisiert der Präsident des baden-württembergischen Heilbäderverbands, Ekkehart Meroth. Da sei die Politik angesichts der im Laufe der Jahre gekürzten Fördermittel deutlich gefordert. Er sprach sich auch für eine bessere verkehrstechnische Erschließung in Ost-West-Richtung aus.

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