Und dann kommt auf die Bühne der Meister der halben Sätze, in denen ganze Wahrheiten stecken: Stefan Reusch, im senfgelben Jackett mit dem roten Super-R auf dem Rücken. Er will die Welt retten und weiß erst gar nicht, wo anfangen. Bei den Panama-Papers, die irgend so ein Whistle-Fuzzi... oder bei den ganz bösen Buben Erdogan, Trump und Florian Silbereisen. Oder bei der SPD? Nein, das sei schon zu spät. Bereits nach einer Minute hat er ein gewaltiges Panorama der Themen entrollt. Doch dann stellt er sich erst mal ans Rednerpult und hält seinen Vortrag über Autos und Kinder, die beide mit Knowhow und viel Liebe zum Detail gefertigt werden und dann doch so unterschiedliche Plätze in der Familie besetzen. Damit hat er im April schon kräftig gepunktet.
Seine geschliffenen Bosheiten nutzen sich so schnell nicht ab. Ein zwerchfell-erschütterndes Glanzlicht sein halb-pantomimischer Bericht über die Verkaufsverhandlungen mit den Chinesen, die den Flughafen Hahn kaufen wollen, weil da kein „R“ im Namen ist.
Böse und lustig, die Kombination, die gutes Kabarett ausmacht – in Reusch hat sie den Meister gefunden. Seine Definition von Schach – ein Offline-Ego-Shooter-Spiel für kontaktgestörte Studienräte, bei dem die Bauern geschlagen werden und die Hälfte der Opfer Schwarze sind –, seine Fußnoten zum Brexit (kommen jetzt Boat-People über den Ärmelkanal?), wie er den europäischen Nationen den separatistischen Puls fühlt, das alles hat Würze und Klasse. Und erst recht sein „Schlusswort“, in dem er unter bewölktem Himmel auf die Sternschnuppe wartet, um sich was wünschen zu können. Also, warum nicht auch mal wunschlos glücklich sein?