Neuenburg „Steinenstadt hätte eine Ortschronik verdient“

Weiler Zeitung
Ortsvorsteher Hans Winkler zeigt den Zuhörern historische Karten von Steinenstadt. Foto: Alexander Anlicker Foto: Weiler Zeitung

Historie: Geschichtsunterricht im Ortschaftsrat / Gerhard Meier präsentiert historische Karten des Neuenburger Ortsteils

Neuenburg (anl). Zu einer Geschichtsstunde wurde die Sitzung des Ortschaftrats Steinenstadt im Gemeindesaal St. Martin. „Es gibt wohl keinen Ort im Markgräflerland, von dem es so viel historisches Kartenmaterial gibt wie Steinenstadt“, vermutete Ortsvorsteher Hans Winkler.

Einen Teil dieser Karten – zumindest als Kopien – hat der Hobbyhistoriker und frühere Auggener Gemeinderat Gerhard Meier aus Hach zusammengetragen, die er im Rahmen der öffentlichen Sitzung dem Ortschaftsrat und mehr als 15 interessierten Bürgern vorstellte.

Meier befasste sich zunächst mit der Geschichte des Auggener Weilers Hach und weitete seine Forschungen nach und nach auch auf die Nachbarorte aus. Die Gemeinsamkeiten von Auggen und Steinenstadt begannen schon zur Römerzeit, so sind auf beiden Gemarkungen Reste eines größeren römischen Gutshofs, einer sogenannten villa rustica, nachgewiesen. Die erste urkundliche Erwähnung von Hach und Steinenstadt fällt in die Zeit Karls des Großen, dieser schenkte seinem treuen Gefolgsmann Hacho ein Lehen, das als Hacher Bann bis an die Gemarkung Steinenstadt reichte. In einer Urkunde aus dem Jahr 790 schenkte Karl der Große dem Kloster St. Martin in Tours das Gut Steinenstadt. Mit Unterstützung von Dr. Andreas Haasis-Berner vom Landesamt für Denkmalpflege lässt Meier derzeit in französischen Archiven nach dieser Urkunde forschen.

Im Mittelpunkt des Vortrags standen jedoch die historischen Karten, die insbesondere den Rheinverlauf zeigten. Eine Karte aus dem 15. Jahrhundert, die der Basler Bischof anfertigen ließ – Steinenstadt gehörte von 1010 bis 1806 zum Bistum Basel –, zeigte einen Rheinarm, der noch bis ans Hochgestade reicht – wo heute die Umgehungsstraße verläuft. Der Bischof ließ Dämme bauen, durch die der Rhein immer weiter nach Westen gedrückt wurde. Was übrigens auch die Neuenburger mit einer Rheinschleife südlich der Stadtmauer taten, um im 15. Jahrhundert Ackerland für die wachsende Bevölkerung zu gewinnen.

Meier vermutete darin auch die Ursache für den Untergang des Neuenburger Münsters im Jahr 1524. Durch das engere Flussbett und die dadurch höhere Fließgeschwindigkeit hatte das Hochwasser genügend Kraft, um Teile des Münsters wegzureißen.

Spannend waren für Meier auch die in den historischen Karten eingezeichneten Galgen, die auf ein Gericht und damit auf eine größere Bedeutung des Orts hinweisen sollen.

Bereits 1738 wurden in einer exakten Karte die Gemarkungsgrenzen dokumentiert. Darauf zu sehen ist auch der Steinenstädter Rebberg – eine Exklave, die an Schliengen, Mauchen und Auggen grenzt. Aber nicht nur dort wurde Wein angebaut, sondern auch an der Riese, wie eine Karte aus dem Jahr 1769 zeigt. Mit der ersten Badischen Landesaufnahme durch den Markgrafen Karl-Friedrich von Baden waren alle Grundstücke, Äcker und Rebflächen sowie die Flurnamen dokumentiert worden.

Meier bedankte sich bei Markus Weber aus Neuenburg, mit dem er sich bei seinen Forschungen zur Heimatgeschichte austausche und der vieles beigesteuert habe.

„Es wäre schön, wenn man eine Chronik von Steinenstadt erstellt. Das hätte der Ort verdient“, meinte Meier abschließend. Ortsvorsteher Hans Winkler ergänzte, dass Kopien einiger Karten künftig im Rathaus im Flur ausgestellt werden.

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